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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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wir uns wiedergesehen haben, sind ein paar tage ins land gegangen. Ich hoffe, du hattest zeit, deine gedanken zu ordnen und über meine vorschläge nachzudenken. Bisschen schockierend, klar. Da bin ich euch doch noch auf die schliche gekommen (dumme geschichte, feix!), und jetzt will ich auch noch was ab. Aber warum sich so zieren. Wer hat, soll geben. Zum teufel mit diesem kapitalistengeiz – nach allem, was wir jahrelang diskutiert haben! Ich find’s ja irgendwie geil, dass ihr auf die alten tage noch ein leben in gefahr gewählt habt. Aber darin kann man auch umkommen, wie es so schön heißt. Also schön aufpassen! Darf mich mit meinem lieblingssatz verabschieden: »Die Forderung, die Illusion über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf!!!« Hab den satz nie kapiert, glaube aber, dass er ganz essenziell ist. Zum nachschlagen: mew 1 , s. 378 . Mit sozialistischem gruß
     
    »Kein Absender«, stellte Wallner fest. »Was ist mit der IP -Adresse?«
    »Wurde in einem Internetcafé abgeschickt. Und der gmx-Account ist anonym. Da war einer vorsichtig.«
    »Was ist ›mew‹?«, wollte Tina wissen.
    »Marx-Engels-Werke, erster Band, Seite 378 .« Wallners schnelle Antwort verblüffte die anderen drei.
    »He, du Hund! Da arbeitet man jahrelang Seite an Seite mit dem Mann. Und dann stellt sich raus, dass er Dinge weiß, das glaubst du nicht. Darf ich dir an Kaffee nachschenken, Massa?«
    Wallner hielt Mike seine Kaffeetasse hin. »Was glaubt ihr Nasen eigentlich, warum ich Kripochef bin und nicht ihr?«
    »Mit so was kann er nicht umgehen, Mike«, sagte Tina. »Ich warne seit Jahren davor, ihn zu loben.«
    »Ach deswegen! Ich wunder mich seit Jahren, dass keiner ein freundliches Wort für mich findet.«
    »Trink deinen Kaffee, bevor er kalt wird. Was halten wir von der Mail?« Mike schenkte sich selbst nach. »Noch jemand Kaffee?«
    »Morddrohung ist es eigentlich keine«, sagte Janette und lehnte den Kaffee ab. »Hört sich mehr nach Wichtigtuerei an.« Die anderen nickten. »Meine Meinung: eine, die reden kann, aber nicht wirklich gefährlich ist.«
    »Ich geb dir recht«, sagte Wallner. »Ist aber trotzdem seltsam. Warum hat Sophie Kramm eine
gefährliche Lebensweise
gewählt? Und die Andeutung, dass, wer sich in Gefahr begibt, darin umkommt. Kurz darauf war sie tot. Schon sehr prophetisch. Und was wollte die Mail-Schreiberin abhaben und von wem. Es scheint sich da nicht nur um Sophie Kramm zu handeln. Es heißt:
ihr, wir, euch.
« Da niemand in der Runde eine Antwort wusste, wurde es still. Wallner stöhnte, weil ihm die Last der Entscheidung auf die Brust drückte. »Und dann die Geschichte mit dem Foto von der exhumierten Leiche. Kinder – irgendwas stimmt da nicht. Was ist? Gehen wir richtig rein oder nicht? Soko oder keine? Was meint ihr?«
    »Hat das irgendeinen Einfluss auf deine Entscheidung?«, fragte Mike.
    »Nein, natürlich nicht. Ich will’s nur wissen.«
    Tina war gegen eine Ausweitung der Mordermittlung. Die Indizien für Suizid waren ihrer Meinung nach zu eindeutig. Janette war für eine Sonderkommission, Mike schlug vor abzuwarten, was die Ermittlungen in Sachen Handtasche erbrachten. Wallner zögerte. Das war nicht seine Art. Aber die Einrichtung einer Sonderkommission war keine Kleinigkeit. In die Stille seiner Überlegungen klingelte das Telefon. Wallner überlegte, ob er abheben sollte, sah dann aber Kreuthners Handynummer auf dem Display.
    »Servus, Leo. Bist du nicht krank?« Wallner lauschte, und sein Gesicht nahm einen ungläubigen Ausdruck an. »Bist du sicher, dass es das Foto ist?« Wallner schüttelte den Kopf und verabschiedete Kreuthner. Seine Mitarbeiter warteten gespannt auf eine Erklärung.
    »Das war die Entscheidung für die Soko«, sagte Wallner.

[home]
    21
    D ie Nachricht von Sophie Kramms Tod hatte Jörg Immerknecht, Vorstandsmitglied einer Münchner Privatbank, ins Mark getroffen. Bis zu diesem Tag hatte es ausgesehen, als würde er sein Leben in den Griff bekommen. Sicher – Noras Alkoholproblem musste er mal angehen. Und dass Stalin hinter ihr Geheimnis gekommen war, trug auch nicht zu Immerknechts Wohlbefinden bei. Andererseits – war Stalin ihnen wirklich dahintergekommen? Nein, das mochte er nicht glauben. Stalin hatte ins Blaue geschossen. Sie hatte in Wahrheit nichts als Vermutungen. Clevere Vermutungen, mochte sein. Aber Beweise hatte die nicht. Nie im Leben. Die würde die Folterwerkzeuge doch

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