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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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später. Wichtig ist jetzt, herauszufinden, wer die anderen sind.«
    Frank nickte, obwohl er nicht zur Gänze verstand. Aber die fehlenden Informationen würde ihm Krugger noch geben. Frank war keiner, der viel redete und die Leute aushorchte. Wer ihn beauftragte, musste schon selbst reden. »Und dann?«
    »Es geht um das Geld. Das hätte ich gern wieder.«
    »Mein Anteil wär eine Million, wenn’s klappt? Ist das richtig?«
    »Das ist richtig. Aber stellen Sie sich das nicht zu einfach vor.«
    »Das sehn wir dann schon.«
    »Außerdem muss sichergestellt werden, dass mir diese Leute nicht mehr gefährlich werden können.«
    »Sagt sich so leicht. Was heißt das konkret?« Frank blieb stehen und sah sich um. Sie waren in das heikelste Stadium ihrer Unterhaltung getreten. Es war jetzt besser, andere Menschen außer Hörweite zu wissen.
    »Ich mache Ihnen keine Vorgaben, wie Sie die Aufgabe erfüllen. Sie haben mehr Erfahrung in diesen Dingen. Tun Sie, was nötig ist. Ich muss das nicht im Detail wissen.«
    »Was ist, wenn ich das Geld nicht wiederbeschaffen kann?«
    »Dann bekommen Sie Geld für den zweiten Teil des Jobs. Das bewegt sich natürlich in anderen Dimensionen. Die Million ist ja eine Provision. Wenn ich mein Geld nicht wiederbekomme, kann ich auch keine Provision zahlen.«
    »Wie viel?«
    »Für den zweiten Teil? Fünfzig.« Krugger erschauderte in diesem Moment über die Abgebrühtheit, mit der ihm die Worte über die Lippen kamen. Als er das erkannte, gewissermaßen sich selbst einen Moment lang von außen betrachtend, fing sein Herz an zu pochen, denn ihm wurde klar, dass er etwas lostrat, das er nicht kontrollieren und möglicherweise auch nicht mehr anhalten konnte.
    »Hundert«, sagte Frank. »Man weiß ja nie, was nötig ist. Will sagen, es muss ja quasi der größte Leistungsumfang abgedeckt werden.«
    »Wollen wir nicht erst mal abwarten, was erforderlich ist?«
    Frank holte ein ordentliches Stück Schleim aus den Tiefen seiner vermutlich von Zigarettenrauch verteerten Lunge und spuckte es in den Neuschnee, wo es ein geheimnisvolles Loch hinterließ. Dann blickte er Krugger aus Charles-Bronson-Augen und mit zerfurchtem Gesicht an. »Sie wollen doch gar net wissen, was erforderlich ist.«
    Krugger fühlte sich wie ein Schulbub, der versucht hatte, bei den Erwachsenen mitzureden. »Gut, hundert«, sagte er. »Kann ich Ihnen die Details im Auto erklären?«

[home]
    18
    D ie Inhaberin des Bekleidungsgeschäfts Dirndl-Rausch in München-Schwabing mochte Mitte vierzig sein und trug eine enganliegende Kniebundhose sowie ein Bustier, das passend zur Hose aus Hirschleder gefertigt war und den straff trainierten Bauch der Trägerin frei ließ, was Wallner und Mike mit einer Mischung aus Erstaunen (es war drei Wochen vor Weihnachten) und Interesse registrierten. Das Haar der Frau war voll und in einem Maße blond, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Das Gleiche galt für den Herrn, der ebenfalls im Laden bediente und von der Inhaberin mit »Schatzi« angeredet wurde. Schatzi trug eine lange, rustikal anmutende, enge Lederhose und ein weit geschnittenes Leinenhemd, Howard Carpendale im Gewand eines d’Artagnan.
    Eine der Handtaschen war im Dirndl-Rausch übriggeblieben. Man hatte die Hoffnung, dass sie, da zeitlos schön, eines Tages ihre Käuferin finden werde. Im Augenblick beanspruchten Wallner und Mike die Tasche für polizeiliche Zwecke. Im Original war die Tasche weitaus heller als auf dem Foto. Der Schließmechanismus war aus gebürstetem Antik-Messing, der Körper aus besticktem Wildleder. Ein Renner beim Oktoberfest 2007 . Vierundvierzig Taschen waren damals allein im Dirndl-Rausch über die Theke gegangen.
    Darunter war auch die Tasche, für deren Käufer sich die Kommissare interessierten. Janette hatte inzwischen mit Unterstützung von zwei anderen Beamten die Daten zu den Taschenverkäufen ausgewertet. Von den hundertzweiunddreißig ausgelieferten und nicht retournierten Taschen waren hundertneunundzwanzig mit Karten unterschiedlicher Art bezahlt worden, was bei einem Preis von dreihundertneunundfünfzig Euro nicht Wunder nahm und der Polizei die Arbeit wesentlich erleichterte. Von den hundertzwölf Käufer
innen
waren hundertzehn noch am Leben, eine war im Klinikum Großhadern an Krebs, die andere auf der A  8 in einem Lamborghini verstorben. Von den lebenden Frauen wurde keine vermisst. Alle hatten ihre Handtasche noch, wenngleich die wenigsten sie benutzten. Von den siebzehn

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