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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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auf Roland Herbrand. Sie hatten ihn beim Verlassen der Wohnung gebeten, sie dort in einer Viertelstunde zu treffen. Sie würden gerne außerhalb seiner Wohnung etwas mit ihm bereden und seien sicher, dass dies auch in seinem Sinne sei. Herbrand hatte gelogen. Seine Körpersprache während der Vernehmung ließ nur diesen Schluss zu. Außerdem hatte er auf Mikes penetrantes Nachfragen ohne Ungeduld oder gar Aggression reagiert. Jemand, der nichts zu verbergen hatte, wäre genervt gewesen und hätte das in irgendeiner Form gezeigt.
    Als Herbrand ins Café kam, setzte er sich wortlos zu den Kommissaren. Wallners Frage, ob er etwas trinken wolle, verneinte er mit einem Kopfschütteln.
    »Sie sagen uns nicht die Wahrheit.« Wallner bestellte bei der vorbeikommenden Bedienung noch zwei Cappuccino.
    »In Bezug auf was?« Herbrands Schultern waren nach vorn gefallen, und Blickkontakt suchte er allenfalls mit der Tischplatte.
    »Sie wissen sehr wohl, bei welcher Gelegenheit Ihre Kreditkarte abhandengekommen ist.«
    »Warum sollte ich Ihnen das nicht sagen?«
    »Weil es Ihnen unangenehm ist, dass jemand davon erfährt. Vor allem – Ihre Frau«, meldete sich Mike von der Seite.
    Herbrands Gesichtsfarbe kippte in ein peinliches Rot. Er schwieg.
    »Jetzt hören S’ mal auf mit der Lügerei. Wir sind ja auch net ganz blöd. Sie waren bei einer Prostituierten, und dabei hat man Ihnen die Karte geklaut.«
    Herbrand presste die Lippen aufeinander und knetete seine Hände unter der Tischplatte. Mike hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt, aber anscheinend ins Schwarze getroffen.
    »Die Sache ist für uns äußerst wichtig. Das heißt, wir werden dranbleiben. Wenn Sie nicht wollen, dass wir die Sache in einem offiziellen Verfahren untersuchen, dann sollten Sie kooperieren.«
    Herbrand atmete tief durch. »Unser Kind ist sehr krank«, sagte er schließlich. »Sofia hat Leukämie. Der Kampf dauert jetzt schon einige Jahre.«
    »Das tut mir leid, und ich hoffe inständig, Ihre Tochter wird wieder gesund. Ich kann auch verstehen, dass die Beziehung darunter leidet. Aber das geht uns weder etwas an noch wollen wir irgendetwas moralisch bewerten. Wir wollen nur wissen, wo man Ihnen Ihre Karte gestohlen hat.«

[home]
    19
    R oland Herbrand war im Herbst 2007 im Apartment einer Prostituierten gewesen. Dort sei ihm die Karte vermutlich gestohlen worden. Die Kommissare hätten eher eine Straßendirne vermutet. Eine Prostituierte mit fester Wohnung riskierte viel, wenn sie ihre Freier bestahl. Zumindest war sie den Kunden los. Sie musste aber auch damit rechnen, dass er die Polizei einschaltete. Der Nachweis des Diebstahls war zwar kaum zu führen, doch legte man in diesen Kreisen wenig wert darauf, überhaupt mit der Polizei zu tun zu haben. Sollte ein weiterer Freier Anzeige erstatten, war mit einigem Ärger zu rechnen.
    Natürlich war Herbrand der Nachname der Frau nicht bekannt. Und »Amanda« war mit einiger Sicherheit auch nicht der Vorname, den die Eltern ihr gegeben hatten. Aber es ließ sich feststellen, wer im Herbst 2007 unter der fraglichen Adresse gewohnt hatte. Derzeit arbeitete sie nicht mehr in dem Apartment, das Herbrand angegeben hatte. Die Suche nach der Frau delegierte Wallner an die Kollegen in München.
     
    Es war bereits dunkel, als sie sich der Autobahnraststätte Holzkirchen näherten. Die weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung hatte einen leichten osteuropäischen Akzent. Sie wisse etwas zu der Tasche, die in der Zeitung abgebildet war, sagte die Frau, und wollte sich mit Wallner treffen. Sie sei gerade am Tegernsee. Man vereinbarte auf Vorschlag der Frau ein Treffen im Strandbad Seeglas.
    Das Strandbad Seeglas lag, von München kommend, kurz hinter Gmund. Es bestand neben einer großen, mit Eschen bestandenen Liegewiese, einem Steg samt Badefloß und der Rettungssstation der Gmunder Wasserwacht in der Hauptsache aus einem Restaurant, das im Sommer die Gäste des Strandbads beköstigte und für den Rest des Jahres als Speiselokal für die Einheimischen diente.
     
    Die Frau war aus Polen und gab an, als Zimmermädchen in einem Münchner Hotel zu arbeiten. Sie hatte die Tasche auf dem Foto erkannt, als sie bei einem Friseurbesuch in Rottach die Lokalzeitung las. Zwar sei es ein paar Jahre her, dass sie das Mädchen mit ebendieser Tasche getroffen habe. Sie könne sich aber noch genau erinnern, weil sie damals auf der Suche nach einem Accessoire für ihr Wies’n-Outift war und die Tasche gut gepasst hätte. Die

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