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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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meine, die Zauderschnitte.« Wallner pumpte auch sich selbst Kaffee aus der Kanne. Zauderschnitte entstanden für gewöhnlich, wenn jemand versuchte, sich die Pulsadern zu öffnen. Bei den ersten Schnitten waren die meisten Menschen überrascht, wie schmerzhaft sie waren, und zuckten zurück. Die Entschlossenen arrangierten sich nach ein paar Versuchen mit dem Schmerz und gingen dann beherzter zu Werke.
    »Warum legt der Täter so viel Wert darauf, es wie Selbstmord aussehen zu lassen? Beim ersten verstehe ich es ja noch. Aber bei der zweiten Tat weiß er doch, dass wir von Mord ausgehen müssen.«
    »Und wenn’s doch zwei Selbstmorde waren? Zwei Leute, die uns verarschen wollen und das so ausgemacht haben, dass sie es beide genau gleich machen?«
    »Ich glaube, Selbstmörder haben andere Interessen, als die Polizei an der Nase herumzuführen. Und so exakt, das kannst du gar nicht verabreden.«
    »Na gut. Dann hat der Täter vielleicht so an Spleen, dass er es wie Selbstmord aussehen lasst, obwohl er weiß, dass wir wissen, dass es Mord ist.«
    »Ja. Das muss es sein. Vielleicht entspringt es einer wirren Verknotung in seinen Synapsen. Aber vielleicht hat es auch was zu sagen. Etwas, das uns zu ihm führen könnte.«
    Kreuthner zuckte die Schultern.
    »Wir stehen ja noch am Anfang. Ach übrigens – es geht mich ja nichts an. Aber du hast dich heute Morgen krankgemeldet. Ich sag’s nur. Das könnte Ärger geben.«
    »Ich hab mich abgemeldet, weil ich, äh, in diesem Mordfall was recherchieren hab wollen. Und – das wollen mir mal nicht vergessen – ich hab ein weiteres Verbrechen aufgedeckt. Ich weiß wirklich net, was du mir da vorschmeißen willst.«
    »Ich werf dir gar nichts vor. Ich bin ja nicht dein Vorgesetzter. Ich geb dir bloß einen freundlichen Tipp. Und hier gleich noch einen: Jeder im Büro weiß, dass du den Frauen vom Schützenverein den Tatort zeigen wolltest. Das hat der Sennleitner schon rumerzählt, bevor du dich krankgemeldet hast.«
    »Scheiße«, sagte Kreuthner und wurde mit einem Mal kalkweiß im Gesicht.
    »Na, darauf kommt’s auch nicht mehr an«, sagte Wallner. »Wieso wirst du so blass?«
    Kreuthner sah Wallner mit dem Ausdruck höchster Verzweiflung an, schluckte und brachte nur noch zwei Worte über die Lippen: »Die Sennleitnerin!«

[home]
    25
    S ie hatte die Pferde und Esel auf die Weide gelassen. Dort gab es natürlich nichts zu fressen, es lagen sechzig Zentimeter Schnee. Aber die Tiere mochten es. Einige wälzten sich im Schnee. Es war einsam, jetzt, wo Sophie nicht mehr da war, und ständig schossen ihr die Tränen in die Augen. Daniela musste unablässig an ihre Schwester denken. Am liebsten hätte sie sich ins Bett gelegt und wäre nie wieder aufgestanden. Aber die Tiere mussten versorgt werden. Sie hatte keine Wahl. Und das war gut. Das war gut, um nicht im Schmerz oder gar in Selbstmitleid zu versinken. Aber es war hart. Die Arbeit, die sie vorher zu zweit gemacht hatten, musste sie jetzt allein bewältigen. Ab und zu kamen freiwillige Helfer, mal für einen Vormittag, mal für einen ganzen Tag. Aber die Arbeit musste jeden Tag gemacht werden. Und es war viel Arbeit.
    Sie hatte die Pferdeställe ausgemistet und zum Teil neu eingestreut. Die Hühner und Katzen hockten auf den Trennwänden zwischen den Boxen und sahen ihr bei der Arbeit zu. Dann ging sie hinaus in den Hof und schnitt einen der in Plastik eingeschweißten 400 -Kilo-Ballen Heu auf, um den Inhalt auf die Boxen zu verteilen.
    In diesem Augenblick hörte sie etwas. Sie konnte es nicht genau bestimmen. Der Schnee dämpfte alle Geräusche. Aber es kam näher, vermutlich ein Auto. Sie trat zwei Schritte zurück, um einen Blick auf die Zufahrtsstraße zu werfen. Tatsächlich fuhr ein Geländewagen auf den Hof zu. Vielleicht war es einer der Besucher, die gelegentlich kamen, weil sie das Hinweisschild an der Bundessstraße gesehen hatten und dachten, sie könnten Tiere besichtigen.
    Als der Wagen näher kam, sah Daniela, dass nur ein einzelner Mann im Wagen saß. Und der sah nicht aus wie ein Tourist, der seinen Kindern Esel zeigen wollte. Der Mann wirkte eher klein, als er aus dem Wagen stieg, aber sehr muskulös, obwohl er schon einiges in den Fünfzigern sein mochte. Sein Gang war kraftvoll, sein Gesicht zerfurcht. Daniela fühlte sich an Charles Bronson erinnert, und für einen Moment überkam sie ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, allein mit diesem Mann auf dem Hof zu sein. Jetzt lächelte der Mann,

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