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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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der Mord im Gefüge des Kosmos ausgelöst hatte und die hier am Tatort nachhallten (das jedenfalls war Wallners Theorie), in sich aufzunehmen. Und tatsächlich – er spürte sie ganz deutlich, die Wellen des Bösen. Leider musste er sich eingestehen, dass er diese Wellen nur wahrnahm, wenn er wusste, dass ein Verbrechen passiert war. Und so verschwanden die Wallnerschen Chaoswellen in der Mülltonne für enttarnte Legenden.
    »Ich hab’s mir irgendwie gedacht«, sagte Mike.
    »Einen Scheiß hast du dir gedacht«, sagte Wallner.
    »Okay, ich hab mir einen Scheiß gedacht«, sagte Mike und hüstelte in seinen Handschuh. »Woher willst du eigentlich wissen, was ich mir gedacht hab?«
    »Weil ich das Gleiche gedacht hab.«
    Tina kam mit zwei durchsichtigen Plastikbeuteln. In einem befand sich ein Teppichmesser, im anderen ein Foto. »Es scheint das gleiche Teppichmesser zu sein wie bei Sophie Kramm«, sagte sie. »Wenn der Mörder mehrere gekauft hat, haben wir vielleicht Glück und finden den Laden, wo er sie herhat.« Sie hielt das andere Plastiktütchen hoch. »Tja – und das ist das Foto.«
    »Das genau gleiche?« Wallner nahm den Plastikbeutel in die Hand und warf einen Blick auf das Bild.
    »Würde sagen, ja.« Tina nahm ihm das Foto ab und reichte es an Mike weiter. Der schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Wenn dieser Selbstmörder hier kein Trittbrettfahrer ist, dann war’s wohl Mord.« Mike gab das Foto zurück.
    »Mal Spaß beiseite«, sagte Wallner. »Wir müssen jetzt davon ausgehen, dass wir es mit einer Mordserie zu tun haben. Das heißt, wir werden eine Soko einrichten und jede Menge Arbeit haben. Wir sollten auch noch mal mit der Schwester der ersten Toten reden. Wie hieß die?«
    »Daniela.«
    »Daniela Kramm … sie hatte recht. Jemand hat ihre Schwester ermordet.«

[home]
    24
    W allner hatte die Aktivitäten im Zusammenhang mit der Einrichtung einer Sonderkommission auf Mike übertragen. In erster Linie musste das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim verständigt werden, denn für die Soko benötigte man etwa dreißig Beamtinnen und Beamte. Die Kripo Miesbach selbst verfügte insgesamt nur über fünfzehn, von denen einer krank und eine Kollegin in Urlaub war.
    Wallner begab sich in einen Gasthof nahe der Talstation der Wallbergbahn. Hier hatte man in einem Hinterzimmer eine provisorische Ermittlungszentrale eingerichtet. Die Frauen, die mit Kreuthner zusammen auf die Leiche gestoßen waren, wurden in diesem Hinterzimmer vernommen, soweit sie vernehmungsfähig waren (drei von ihnen waren mit Schock-Diagnose ins Krankenhaus Agatharied verbracht worden). Das hatte Wallner Janette überlassen, und es war auch nicht viel dabei herausgekommen. Interessanter würde sicher das Gespräch mit Kreuthner werden. Seit einigen Jahren war bei der Polizei im ganzen Oberland bekannt, dass Leonhardt Kreuthner eine irgendwie symbiotische Beziehung zu Mordopfern pflegte. Den Spitznamen »Leichen-Leo« trug er jedenfalls mit Stolz.
    »Ich hab auch keine Ahnung, warum immer ich. Des is a Gabe. Das hast du, oder du hast es nicht.« Kreuthner saß breitbeinig und gelöst auf dem Wirtshausstuhl, den ihm Wallner angeboten hatte, offenkundig mit sich und dem Tag zufrieden.
    »Schon erstaunlich«, sagte Wallner. »Ich beneide dich nicht drum.«
    »Mei – was willst machen. Irgendeinen trifft’s halt. Stell dir vor, ich hätt des net im G’spür gehabt, dass da wieder einer hockt auf dera Bank. Den hätt ma am End erst im Frühjahr gefunden. Halb derfault mit Maden und ohne Augen.«
    »Wahrscheinlich.« Wallner zapfte aus einer Pumpkanne Kaffee in einen Porzellanbecher mit Marienkäfern, der von der Gastwirtschaft bereitgestellt worden war, und reichte ihn Kreuthner. »Milch? Zucker?«
    »Wie immer«, sagte Kreuthner.
    »Ich mach dir sonst keinen Kaffee. Also sag, was du willst.« Kreuthner wollte drei Stück Zucker ohne Milch. Da Wallner sozusagen Gastgeber war, erfüllte er den Wunsch ohne Murren. »War irgendwas anders als vorgestern Nacht?«
    »Du meinst mit der Leiche?«
    »Ja. Du warst als Erster da. Du hast vielleicht Dinge gesehen, die die Spurensicherung nicht mehr vorgefunden hat.«
    Kreuthner schüttelte den Kopf. »Des war wirklich verblüffend. Alles genau so wie beim ersten Mal. Dieselbe Stelle auf der Bank, wo er gesessen ist. Die Haltung. Auch die Zauderschnitte. Alles wie bei der Kramm. Außer, dass er mit Skiern da war. Die Kramm war ja zu Fuß gegangen.«
    »Das ist wirklich seltsam. Ich

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