Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
Vom Netzwerk:
schien.
    Vielleicht war es dieser Blick, der ihr unheimlich war? Wenn er jemanden länger betrachtete, so wie er es jetzt mit ihr tat, bekam man den Eindruck, er sähe durch die Kleider hindurch und entdecke weitaus mehr an ihr, als sie bereit war, von sich preiszugeben. Sie versuchte, sich zu wappnen.
    „Falls Sie Grace suchen – die ist bereits oben“, sagte sie in höflichem Ton, so als wolle sie ihm einen Gefallen erweisen. In Wirklichkeit hoffte sie inständig, in damit rasch loszuwerden.
    „Ich weiß, Violet“, gab er ebenso höflich zurück. „Ich komme aber nicht, um mich mit Grace zu treffen.“
    Sie empfand es als unangenehm, dass er sie einfach mit ihrem Vornamen anredete. Woher wusste er ihn überhaupt? Hatte er mit Grace etwa doch über sie gesprochen?
    „Ach so“, stammelte sie und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren. „Weswegen sind Sie dann hier?“
    Ein flüchtiges Grinsen zog über sein Gesicht. Scheinbar fand er die Frage reichlich einfältig, aber aus seiner Miene konnte sie schließen, dass er nicht viel Anderes von ihr erwartet hatte.
    „Ich komme, um mit Ihnen zu sprechen, Violet. Darf ich mich setzen?“
    Sie war zu verblüfft, um zu antworten. Er wartete jedoch keineswegs auf ihre Erlaubnis, sondern ergriff einfach Besitz von einem der Sessel und wies mit einer lässigen Bewegung der linken Hand auf eine Sitzgelegenheit in seiner Nähe. Sie folgte dem Wink, unfähig zu widersprechen, und ließ sich langsam auf dem Stuhl nieder.
    „Zuerst möchte ich mich vorstellen: Mein Name ist Nicholas Marlow, ich bin Rechtsanwalt und Notar und betreibe eine Kanzlei in der City.“
    Sie schwieg. Es war ungewöhnlich, dass ein Kunde seinen Beruf nannte. Vermutlich stimmte er ebenso wenig wie Name und Wohngegend. Warum er sich wohl so viel Mühe machte, diese Dinge zu erfinden?
    „Mein Name ist Violet Burke“, sagte sie, wobei sie den Nachnamen betonte.
    Er begriff sofort, und wieder huschte ein ironisches Grinsen über sein Gesicht, für das sie ihn gern geohrfeigt hätte. Leider brachte sie den Mut dazu nicht auf.
    „Miss Burke“, nahm er das Gespräch wieder auf. „Ich hatte gestern Abend das Vergnügen, Ihnen zu begegnen. Sie waren zwar sehr aufgeregt in diesem Augenblick, aber vielleicht gelingt es Ihnen dennoch, sich an mich zu erinnern?“
    Sie war mehr als aufgeregt gewesen und dazu noch zerzaust, mit Straßendreck bespritzt und den Tränen nahe. Vermutlich hatte er einen ziemlich desolaten Eindruck von ihr gehabt.
    Sie bemühte sich, mit ruhiger Stimme zu antworten, um ihm keinen Grund zu einem weiteren abschätzenden Grinsen zu geben.
    „Natürlich, Mr. Marlow. Sie standen in Hut und Mantel oben an der Treppe und verließen gleich darauf das Haus.“
    Er fuhr fort, sie intensiv zu betrachten und wieder hatte sie das schreckliche Gefühl, er könne durch ihr Kleid hindurch auf ihre bloße Haut sehen und sie taxieren, wie eine Stute auf dem Pferdemarkt.
    „Nun – ich gestehe, dass dieses erste Zusammentreffen etwas flüchtig und unter ungünstigen Umständen geschah“, meinte er und beugte sich ein wenig im Sessel vor. „Dennoch muss ich gestehen, dass Sie mich beeindruckt haben, Miss Burke. Ich habe lange nach einer Person wie Ihnen Ausschau gehalten.“
    Sie spürte, wie dieses seltsame und aufdringliche Kompliment sie erschreckte und sie bemühte sich, ihre zitternden Hände unter Kontrolle zu halten.
    „Darf ich erfahren, was Sie von mir wünschen?“, sagte sie so kühl und abweisend wie möglich.
    Er lehnte sich bequem zurück und schlug die Beine übereinander wie ein Vorgesetzter, der jovial mit einem Untergebenen plaudert.
    „Ich möchte Ihnen eine Stellung anbieten, Miss Burke.“
    Sie hatte Schlimmeres erwartet, dennoch steigerte sich ihre Unruhe und sie wäre gern hinauf zu Grace gelaufen, um nicht mit diesem Menschen allein im Zimmer sein zu müssen.
    „Eine Stellung? Suchen Sie vielleicht eine Musiklehrerin?“, sagte sie rasch, damit er sich gar nicht erst falsche Vorstellungen von ihr machte.
    Jetzt war es an ihm, verblüfft zu sein. Seine Augen weiteten sich einen Moment lang und sie erkannte, dass ihre Farbe nicht braun oder schwarz war, sondern ein dunkles Grau.
    „Eine … Musiklehrerin? Nun, ich hatte eher an die Position einer … Hausdame gedacht. Sehen Sie, ich bin finanziell unabhängig, lebe allein in einem ziemlich großen Anwesen und halte mir eine Köchin, einen Hausdiener und ein Mädchen. Sie hätten also genügend Personal zur Verfügung und

Weitere Kostenlose Bücher