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Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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mit kleinen Kissen bestreut.
    „Sei unbesorgt“, hatte Grace die entsetzte Violet beruhigt. „Meine Kunden sind alles ruhige, verlässliche Leute. Sie schätzen eine gepflegte Atmosphäre und angeregte Gespräche – du wirst es nicht glauben, aber einige von ihnen wollen tatsächlich nur ein wenig plaudern.“
    „Plaudern?“
    „Nun ja“, brüstete sich Grace. „Ich bin für sie so etwas wie eine Beichtmutter. Sie kommen voller Sorgen zu mir und gehen erleichtert wieder davon. Man könnte wirklich behaupten, dass ich eine soziale Aufgabe erfülle.“
    „Du kannst mir viel erzählen, Grace! Die Wahrheit ist, dass du dir ganz andere Dienste bezahlen lässt, und ich bin sicher, dass diejenigen Kunden, die – wie du behauptest – nur plaudern wollen, in der Minderzahl sind.“
    „Zugestanden. Sonst wäre es ja auch recht langweilig.“
    „Das ist schrecklich, Grace“, hatte Violet aufgestöhnt. „Ich werde mir so schnell wie möglich eine andere Bleibe suchen.“
    Grace hatte mit den Schultern gezuckt und Violet daran erinnert, dass Wohnungen teuer seien, es sei denn, sie habe Lust, sich mit acht Leuten ein Zimmer zu teilen, wie es in einigen Vierteln des Eastends üblich sei.
    „Es sind wirklich sehr nette Jungens, Violet. Du wirst sie bald kennenlernen.“
    Tatsächlich konnte Violet nicht umhin, mit Grace‘ Kunden zusammenzutreffen, denn sie tauchten vor oder nach ihrem Gang in den zweiten Stock regelmäßig unten im Salon auf, in dem auch das Klavier stand. Grace hatte Violet ermuntert, das Instrument so oft sie nur wollte zu benutzen, und schon nach wenigen Tagen stand die arme Violet vor einem gewissen Paul Parker, einem gut gekleideten, drahtigen Herrn mit dunklem Backenbart und goldener Uhrkette über dem Bauch, der sie jovial und herzlich begrüßte, als sei sie eine vertraute Freundin. Andere Kunden folgten in den nächsten Tagen, die meisten waren ältere Semester, schienen angesehene Geschäftsleute, Advokaten oder Büroangestellte zu sein, auch ein paar Seeleute waren darunter, jedoch keine einfachen Matrosen. Alle behandelten die zierliche, dunkelhaarige Violet wie ein kostbares Porzellanpüppchen und Grace‘ strenge Augen wachten darüber, dass keiner sich ihrer Freundin gegenüber eine Freiheit herausnahm.
    Diese Männer erschienen Violet wie eine Menagerie von Raubtieren, die hier unten im Salon auf Samtpfoten gingen, während sie oben in Grace‘ Zimmer ihre wahre Natur offenbarten. Nicht selten drangen von dort Geräusche an ihre Ohren, die selbst ihr Klavierspiel übertönten und sie in den Nächten zitternd im Bett hochfahren ließen. Schreie, unheimliches Röcheln und Stöhnen und dazwischen immer wieder das Knallen einer Lederpeitsche. Dann zitterte Violet, und ihre Fantasie ließ grauenhafte Szenen vor ihren Augen aufsteigen, sodass sie oft selbst vor der eigenen Vorstellungskraft erschrak.
    Mitten auf der Fleetstreet geriet die Menge ins Stocken und Violet wurde aus ihren Gedanken gerissen. Ärgerliche Rufe waren zu hören, Menschen drängelten gegeneinander, Fäuste wurden gehoben, Stöcke geschwungen. Dann machte die Nachricht die Runde, ein Pferd sei gestürzt und der umgekippte Wagen verbarrikadiere den Durchgang. Violet stand auf der Stelle, ihr Bündel fest an sich gepresst und wehrte sich dagegen, im Gedränge gegen eine Hauswand gedrückt zu werden, denn das hätte ihren Mantel ruiniert. Wertvolle Zeit verging, einige Polizisten schoben sich mit rüden Bewegungen durch die Menge, eine alte Frau, die mit einem Bauchladen unterwegs war, wurde zu Boden gerissen und Violet griff rasch zu, um ihr wieder auf die Füße zu helfen.
    „Vergelt’s Gott, junge Lady“, krächzte die Alte und versuchte sich den Schmutz aus dem zerschlissenen, braunen Rock zu wischen. „Es wird immer schlimmer mit der Menschheit. Der Mörder, der in Whitechapel umgeht, soll sie alle abstechen. Sie haben’s nicht besser verdient, diese geilen Weiber, die sich für Geld verkaufen.“
    „Was reden Sie da?“, sagte Violet entsetzt.
    Ein intensiver Brandyduft schlug Violet entgegen, dass ihr fast schlecht wurde. Sie wollte zurückweichen, doch die Alte hatte ihre Notentasche mit dürren, schmutzigen Fingern umkrallt und hielt sich an ihr fest.
    „Er wird wieder zuschlagen, junge Lady. Noch in dieser Nacht wird er sich sein Opfer holen.“
    In den hellen, fast durchsichtigen Augen der Alten spiegelte sich Irrsinn, und Violet wich erschrocken zurück, als der lippenlose Mund sie angrinste.
    „Im

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