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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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Tochter der Verstorbenen empfing sie. Sie war Anfang vierzig, klein, mager und ungeschminkt. Offensichtlich hatte sie nicht mit zwei hünenhaften, leger gekleideten Männern gerechnet, von denen der eine mit seinem wilden Bart wie ein Schlägertyp aussah, denn sie zuckte bei ihrem Anblick zusammen. Der Ispettore bemerkte es und zeigte ihr zur Beruhigung seinen Polizeiausweis, auf dem er in tadelloser Uniform und mit freundlicher Miene zu sehen war. Daraufhin führte die Hausherrin sie in einen kleinen Salon, in dembereits ihr Ehemann saß, der etwa im gleichen Alter war. Ein schmaler Schnurrbart zierte sein pausbäckiges Gesicht, und aufgrund eines Ticks zwinkerte er ständig mit dem rechten Auge.
    Sergi erklärte ohne lange Vorreden den Grund ihres Besuchs. Er holte Notizbuch und Stift aus seiner Lederjacke und hielt die vollständigen Personalien und den Beruf der Toten fest. Sie war schon seit vielen Jahren im Ruhestand gewesen und hatte zuvor Italienische Literatur und Geschichte an einem technischen Gymnasium unterrichtet. Dann befragte er das Paar direkt zu dem Vorfall.
    »Ja, wir waren gestern Nachmittag in den Cappelle, bis kurz vor der Schließung. Es wird so halb sechs gewesen sein, als wir gingen«, sagte die Frau.
    »Und Sie haben den Schnitt in der Stirn nicht bemerkt?«, fragte Sergi.
    »Der war noch nicht da, sonst hätten wir ihn natürlich gesehen, was denken Sie!«
    »Ist Ihnen irgendetwas Verdächtiges aufgefallen?«
    »Nein«, antwortete wieder die Frau.
    »Aber vielleicht sollten wir diese auffälligen Leute erwähnen, meinst du nicht, meine Liebe?«, schaltete sich der Mann ein, dessen Augenlid nach wie vor zuckte.
    »Was für Leute? Sprechen Sie!« Der Ispettore sah ihn wissbegierig an.
    Der Mann berichtete, dass sie beim Verlassen der Aufbahrungshalle ein Paar gesehen hätten, das im Flur herumgegangen sei, als wüsste es nicht genau, wohin.
    »Ein Paar?«
    »Ja, ein Mann und eine Frau.«
    »Können Sie sie beschreiben?«
    »Wir haben nicht weiter auf sie geachtet, aber der Mannhatte so eine dicke Aktentasche dabei. Wissen Sie, wie sie Ärzte oder Pharmavertreter benutzen. Mein Schwager kann Ihnen eventuell mehr dazu sagen, er ist noch in Florenz.«
    Seine Frau nickte bestätigend.
    »Wie heißt Ihr Schwager?«
    »Ferdinando Berti. Er ist mein einziger Bruder«, antwortete die Frau.
    »Signora, richten Sie ihm bitte aus, dass er für eine Zeugenaussage zu uns in die Dienststelle kommen soll.«
    »Das mache ich. Allerdings möchte ich Sie um einen Gefallen bitten.«
    »Ja?«
    »Wäre es möglich, dass er erst nach der Beerdigung zu Ihnen kommt?«
    »Aber sicher, kein Problem.«
    »Apropos, Ispettore, wann wird uns der Leichnam zurückgegeben?«, erkundigte sich der Mann.
    »Das muss die Staatsanwaltschaft entscheiden, wenden Sie sich dorthin«, sagte Sergi und nannte ihnen den für den Fall zuständigen Staatsanwalt. »Falls keine weiteren Untersuchungen anstehen, denke ich, dass Dottor Vinci die Leiche noch heute freigibt«, fügte er hinzu.
    »Dann rufen wir gleich dort an«, sagte der Mann und brachte die beiden Kriminalbeamten zur Tür.
    »Ein seltsames Paar, eine pralle Tasche. Sie wussten nicht, wohin«, brummte Sergi, als sie wieder in dem Fiat Punto saßen.
    Die Beamten setzten ihre Nachforschungen fort.

8
    Der Commissario hatte inzwischen Nachricht über das in dem Sarg gefundene Material erhalten und sich zum Nachdenken zurückgezogen.
    Das Ergebnis des toxikologischen Labors der Gerichtsmedizin war unmissverständlich: Zigarrenblätter von der Sorte, wie er, Michele Ferrara, sie seit vielen Jahren rauchte. Man hatte weder Fingerabdrücke noch biologische Spuren gefunden; falls es welche gegeben hatte, waren sie durch das Abbrennen zerstört worden.
    In zunehmend düsterer Stimmung stellte Ferrara sich eine Reihe von Fragen.
    Hatte Gianni Fuschi recht damit, die Tat als Botschaft an ihn, Ferrara, auszulegen? Musste er irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen treffen? Und vor allem: Wer steckte dahinter? Welcher gestörte oder raffinierte Geist hatte sich das ausgedacht?
    Allzu lebhaft erinnerte er sich noch an das Attentat auf ihn im Oktober 2001, das er nur wie durch ein Wunder überlebt hatte und das in der Folge als Vorwand gedient hatte, um ihn nach Rom in die Ermittlungszentrale zur Bekämpfung der Mafia zu versetzen – seiner persönlichen Sicherheit wegen. Würden ihn seine Vorgesetzten zu einem neuerlichen Wechsel des Dienstortes zwingen? Wie würde seine Frau das aufnehmen?
    Er

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