Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

draußen auf dem Rollfeld des alten Flughafens Noi Bai. Ich stieg aus, die schwere feuchte Tropenluft nahm mir nur kurz den Atem, dann hüllte sie mich ein, und ich fühlte mich wohl. Die folgenden fünfzehn Monate knatterte ich mit meiner ölschleudernden Minsk durch die Dörfer des Rote-Fluss-Deltas, suchte für meine Magisterarbeit nach alten Tempeln, die auf keiner Karte verzeichnet waren, plauderte mit Tempelwärtern, Marktfrauen und Suppenköchinnen. Meine »Töne« rückten sich zurecht, und ich hatte das Gefühl immer tiefer einzutauchen: Bald waren die Märkte kaum noch exotisch, die frittierten Seidenraupen keine Überwindung mehr und die engen Altstadtwohnungen vollkommen normal. Ich fühlte mich zu Hause.
    Trotzdem blieb ich ein Außenseiter. Und das ist ein Privileg. Ich wurde mit persönlichen Geschichten, die man »seinesgleichen« nicht mal so eben erzählt, regelrecht gefüttert, und ich möchte hier all den Menschen – Freunden wie zufälligen Gesprächspartnern – danken, die mir ihre Geschichten anvertraut haben.
    Oft werde ich gefragt: Warum Vietnam? Der alte Wahrsager am Tay-Ho-Tempel würden sagen »Schicksal«. Ich nenne es Zufall. Und Glück. Es war meine Faszination für China, die mich zuallererst so weit nach Osten gebracht hatte. Und von dort war es nicht mehr weit nach Vietnam. Weder geografisch noch kulturell.
    Alle Figuren in diesem Buch sind fiktiv. Trotzdem möchte ich hier Nguyen Thanh Ly danken. Ich habe mir seinenVornamen ausgeliehen und seine Fische, die mein Kommissar ebenso liebt wie er.
    Mai und Truongs Haus, in dem ich immer so herzlich aufgenommen und vorzüglich bewirtet werde, hat sich im Buch in das Zuhause von Kommissar Ly verwandelt. Ich bange dem Tag entgegen, an dem es den Abrissbirnen zum Opfer fällt und seine vielen Bewohner an den Stadtrand ausweichen.
    Ngo Xuan Phu verschaffte mir Zugang zu den Hausbooten auf dem Roten Fluss. Kirsten Endres und Alec Soucy beantworteten mir viele Fragen zu Göttern und Geistern.
    Zum Erscheinen des Buches haben Kritik und Ermutigungen gleichermaßen beigetragen. Hier gilt mein Dank André Lützen, Nina Luttmer, Mark Schrörs, Gerhard und Petra Luttmer, Nadine Dietrich, Do Thuy, Professor Bernhard Dahm, Pham Hang, Michael Dietz, Andreas Rötzer, Martin Hielscher, Anja Trieschmann und meiner Lektorin Birgit Förster. Ich danke außerdem meinem Agenten Michael Gaeb sowie Eva Semitzidou und Ilona Jaeger von der Literarischen Agentur Michael Gaeb, die schon früh an Kommissar Ly geglaubt haben.
    Schließlich möchte ich mich sehr bei Reinhard Rohn und dem Aufbau Verlag für die gute Zusammenarbeit bedanken.
    Und last but not least: Beim Schreiben in Hamburg, die Gedanken mitten in Hanoi, überkam mich oft Heißhunger auf all die Gerichte, die ich Kommissar Ly auftischte. Pho, Rindfleisch in wilden Betelblättern, Baguette mit warmer Fleischpastete … Dann war das Restaurant Thang Long meine Rettung.

Informationen zum Buch
    Tödliches Vietnam
    Hanoi ist geschäftig, ruhelos und eng. Auf den Straßen wird gehandelt und gefeilscht. Korruption ist allgegenwärtig, und auch die Polizei verlangt Schmiergelder, wo es geht. In diesem Umfeld ermittelt Kommissar Ly. Die junge Frau, die im Hof eines taoistischen Tempels ermordet aufgefunden wurde, ist kaum älter als Lys Tochter, weshalb der Fall ihm besonders nahegeht. Die Frau ist über mehrere Tage misshandelt worden. Der Rechtsmediziner notiert als auffallend: Brandwunden von Zigaretten, auf dem Rücken eine Tätowierung in Form des chinesischen Glückszeichens. Bald führen die Ermittlungen auf die Spur von Hai Au, einem Mann, von dem es heißt, er habe in allen möglichen illegalen Geschäften seine Finger im Spiel.
    Kommissar Ly, Mitte vierzig, Einzelgänger und Vespa-Fahrer, im Kampf gegen Korruption und Verbrechen.

Informationen zur Autorin
    N ORA L UTTMER , Geb. 1973, lebt in Hamburg und arbeitet als Autorin und freie Journalistin. Sie hat Südostasienkunde mit dem Schwerpunkt Vietnam in Passau, Hanoi und Paris studiert. Seit Mitte der 1990er Jahre verbringt sie regelmäßig längere Zeit in Hanoi und spricht u. a. Vietnamesisch.