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Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

Titel: Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Luttmer
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Mit den Fingern fühlte er über ihren Rücken. Die Haut war geschwollen. Das doppelte Glückszeichen, er konnte es fühlen, sie hatten es ihr eingebrannt. Er weinte, er konnte nicht anders. Die Tränenliefen und vermischten sich mit dem Regen, der losgebrochen war. Die schweren Tropfen fielen auf seinen Körper und auf den Körper der Toten. Es sah aus, als weine auch sie. Ly umklammerte ihre Hand. Er wusste später nicht mehr, wie lange er so mit ihrem Kopf in seinen Armen auf dem Boden gesessen hatte. Er kam erst zu sich, als eine kräftige Hand ihn packte und schüttelte. Er schaute hoch, sah aber nichts als Beine von Gaffern, die sich um ihn drängten.
    »Ly, ich übernehme.« Es war die Stimme von Dr. Quang, dem Gerichtsmediziner.
    *
    Wäre er nicht so hartnäckig gewesen, würde Hoa noch leben. Der Mord an ihr war eine Drohung an ihn gewesen und eine sichtbare Manifestation von Macht. Er musste weiterhin verdammt vorsichtig sein. Aber in dieser Nacht war genug Polizei vor seinem Haus. Huong war sicher. Und er wollte nur allein sein. Ziellos irrte er durch die Gassen.
    *
    Es hatte aufgehört zu regnen. Ly ging die Nha-Tho entlang, die Straße, die zur St.-Joseph-Kathedrale führte. Die Laternen warfen ein mattes, gelbliches Licht. Feuchter Dunst hing schwer über dem Asphalt. Die grauen Türme der Kathedrale verloren sich im Nachthimmel, und die schmalen, zweistöckigen Kolonialhäuser mit ihren spitzbogigen Fensterrahmen wirkten wie aus einer anderen Zeit.
    Ly hörte das Knirschen von Sand unter Plastiksohlen und drehte sich ruckartig um. Er sah das Glimmen einer Zigarette. Für eine Sekunde erhellte der rote Schein einer Leuchtreklame die Straße, und der Umriss eines Mannes zeichnete sich scharf neben einem der mächtigen Bäume ab.
    Ein Taxi rollte die Straße entlang. Die gläserne Tür eines Hotels auf der anderen Straßenseite glitt auf, ein Ausländer trat auf die Straße, wankte zum Wagen und stieg ein. Sofort setzte sich das Taxi wieder in Bewegung. Das Auto war kaum außer Sichtweite, da riss jemand Ly nach hinten weg. Ein Handballen drückte auf seine Kehle. »Pssscht«, raunte eine männliche Stimme. Lys Herz raste. Mit schleifendem Schritt bewegte sich der Angreifer rückwärts und zog Ly mit sich durch einen schmalen Hausdurchbruch. Es roch nach Räucherstäbchen. Sie waren bei der Ba-Da-Pagode, der Pagode der steinernen Frau, die in zweiter Reihe hinter den Häusern lag. Im Dunkeln saß ein Mönch, eine breite Gestalt, kahlköpfig und in gelbe Tücher gehüllt. Die Anwesenheit des Mönches beruhigte Ly etwas.
    Der Mönch stand auf und öffnete eine Tür zu einem der Seitengebäude. Er zündete eine Kerze an und stellte sie auf den Altartisch an der Rückwand des Raumes. In ihrem Schein schimmerte die Skulptur der Quan Am, Göttin des Mitgefühls und der Gnade. Der Angreifer lockerte seinen Griff. Ly hustete und rieb sich die schmerzende Kehle. Als er sich umdrehte, sah er in blasse, helle Augen. Es war Thinh. Der Mann von der Long-Bien-Brücke. Er hatte einen gehetzten Blick und wirkte ausgezehrt. Er streckte Ly seine Hand entgegen. Seine Fingerfühlten sich verkrampft an, vielleicht von Rheuma. Ly sah die Punkte auf dem Gelenk, die er für Brandwunden gehalten hatte. Es waren schlecht vernarbte Stiche einer alten Wunde.
    Der Mönch wies wortlos auf die Bänke, die an einem langen Holztisch standen. Er selbst ging hinaus, kam aber sogleich mit einer Decke in der Hand zurück, die er Ly hinhielt. Thinh reichte Ly eine Zigarette. Der Tabak wärmte mehr als die dünne Decke. Schweigend saßen sie sich gegenüber. Wie oft hatte er in den letzten Tagen dieses unangenehme Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Hatte dieser Schiffer ihn verfolgt?
    »Was wollen Sie?«, fragte Ly.
    »Sie suchen nach einem Mädchen. Hoa. Haben Sie sie gefunden?« In Thinhs Stimme schwang Hoffnung mit. Ly wagte nicht, ihn anzuschauen. Als er es doch tat, wurden Worte überflüssig. Thinhs Unterlippe zitterte. Sein Blick fixierte Quan Am, als ob sie an der Tatsache noch etwas ändern könne. Der Mönch, der noch immer neben ihnen gestanden hatte, eilte aus dem Raum. Ly sah, wie er im angrenzenden Altarraum verschwand. Kurz darauf drangen das helle Klacken eines Holzfischs und monotoner Gesang herüber. Thinh setzte an zu erzählen, mit abgehackten Worten. Manchmal stockte er und sprach erst nach einer Weile weiter.
    Langsam konnte Ly sich ein Bild von der Situation auf dem Roten Fluss machen. Vor etwa fünf Jahren waren die

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