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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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gepresste Rose mit zerkrümelten Blättern. Ganz unten im Umschlag lag eine Bleistiftzeichnung. Sie stellte eine Gerichtsszene dar. Am Rand stand mit eckigen Buchstaben das Wort Salomo. Ob Helen sie selbst gezeichnet hatte?
    Das Klingeln des Telefons riss Arvidsson aus seinen Gedanken.
    »Betrunkene Pennerin, die abgeführt werden muss. Wehrt sich wie blöd. Ist Lena da? Wir haben noch einen Hinweis auf ein illegales Taxi gekriegt. Übernehmt ihr das, Arvidsson?« Warum waren weibliche Betrunkene immer so viel schwieriger im Umgang als männliche? Sie waren weitaus aggressiver, dachte er. Vielleicht rechneten sie damit, voller Verachtung und Überlegenheit behandelt zu werden.
     
    Das Polizeigebäude wurde gerade umgeräumt und renoviert. Arvidsson ging im Flur an Zimmerpflanzen, Schubladen, Müllsäcken, leeren Bücherregalen, Aktenstapeln, Leitern und Schränken vorbei. Die Einarbeitungszeit bei der Polizei in Örebro war vorüber, und es war Alltag eingekehrt. Misshandlung, illegale Taxiunternehmen, Diebstahl und ein Vergewaltigungsversuch in der ersten Woche, dann ein Wochenende mit Nachtdienst. Die Kontrollen vor den Kneipen, um die widerspenstigsten Partygänger etwas runterzudimmen, war anstrengender, als er es aus früheren Diensten in Erinnerung hatte. Er fand, dass der Ton in den letzten Jahren rauer geworden war, aber vielleicht hatte seine Erinnerung auch einfach die übelsten Episoden gelöscht. Er wusste es nicht.
    Der eine oder andere kampfbereite Typ musste seinen Rausch in der Zelle ausschlafen. Håkansson, der Vorgänger von Arvidsson, war es leid gewesen, sich ständig mit den Besoffenen abzugeben. Er war frisch von der Polizeischule gekommen, und die Wirklichkeit deckte sich so überhaupt nicht mit seinen Erwartungen. Mit seinem hochkarätigen Abschluss und dem Ehrgeiz, was seine Karriere anging, hatte er anderes vor, als mit Saufköpfen und Verrückten zu diskutieren. Er wollte sich weiterentwickeln, was immer das heißen mochte.
    »Und jetzt planen sie auch noch, den theoretischen Teil der Grundausbildung auf Kosten des praktischen Teils zu vergrößern, mit der Folge, dass der tatsächliche Kontakt mit der Wirklichkeit für die neuen Polizisten eine totale Überraschung darstellt. Unzufriedenheit und Verärgerung sind vorprogrammiert, weil die Arbeitsaufgabe nicht so aussieht, wie sie es sich vorgestellt hatten, und so ziehen sie weiter zu anderen Jobs. Håkansson hat an dem Tag gekündigt, als wir eine Frau abtransportieren mussten, die in den letzten Monaten in ihrer Wohnung Kot gesammelt und die Nachbarn dadurch verärgert hatte, dass sie nackt im Treppenhaus herumspaziert war. Diese Wirklichkeit war ihm dann doch zu viel.«
    Lena Ohlsson, Arvidssons Kollegin, schüttelte den Kopf und legte eine Lage Snus nach, um ihren Ausführungen Nachdruck zu verleihen. Als Arvidsson den Job angenommen hatte, hatte er gedacht, er würde mit einem männlichen Kollegen zusammenarbeiten. Nicht dass er was dagegen hätte, mit Frauen zu arbeiten, redete er sich selbst ein, aber es hätte sich mit einem Mann einfach entspannter angefühlt. Außerdem waren Lenas Kleider in schlechtem Zustand, fleckig und ungebügelt, und das störte ihn. Und sie roch nach Schweiß. In der ersten Nachtschicht war sie neben ihm im Auto eingeschlafen, und er hatte sie kaum mehr auf die Füße bekommen. Doch sie hatte einen trockenen Humor, der zu seinem passte. Vielleicht ist Humor doch die einzige haltbare Brücke zwischen Mann und Frau, dachte er.
    Etwas später am selben Nachmittag machte Lena ihm unvermutet ein Geschenk. Vielleicht hatte sie ein schlechtes Gewissen wegen ihres mangelnden Engagements während der Nachtschicht am Wochenende. Die Papprolle, die sie ihm gab, enthielt die Reproduktion einer Wandmalerei aus dem 17. Jahrhundert, die sich in der Königshütte im Freilichtmuseum Wadköping befand. Offensichtlich hatte sie Helens Bleistiftzeichnung auf seinem Schreibtisch liegen sehen. Das Bild stellte dieselbe Richterszene dar. Außer dem Richter, dem Angeklagten und den beiden Lagern von Ankläger und Verteidiger gab es um die Hauptszene herum eine interessante Bergbauornamentik. Oben in den Ecken waren undeutlich zwei nackte Figuren zu sehen, die ihre Hände über eine Kerzenflamme hielten und sich voneinander wegbeugten.
    »Ich habe schon darüber nachgedacht, was die wohl darstellen sollen«, sagte Lena. »Man könnte damit eine Art Rorschachtest machen.« Sie beugte sich über die Figuren und studierte sie

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