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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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interessieren. Aber sie konnte sich auch dafür entscheiden, das Leben der Fliege zu retten, genau wie Frank Leander Leben hätte retten können, wenn ihn sein Ruhm nicht blind gemacht hätte.
    Die Zeitungsausschnitte über seine Karriere waren ordentlich und chronologisch in Aktenordnern archiviert. Ein paar Bilder mit seinem Konterfei waren mit Reißzwecken an der Wand befestigt. Als Kind hatte sie die Fotos aus den Zeitungen ausgeschnitten, die sie in der Bibliothek gestohlen und zusammen mit Bleistiften, Radiergummis und Klopapier unter der Jacke hinausgeschmuggelt hatte. In einem plötzlichen Impuls hackte Pyret das Messer direkt in sein Auge und drehte es herum, sodass das Papier zur Seite gezogen wurde und riss. Die Augen von Frank Leander würden sich nie öffnen. Sie hoffte, dass er in diesem Moment, wo immer er sich auch befand, den Schmerz fühlen konnte.
    Pyret öffnete die Klappe der Mikrowelle und fing die Fliege mit der Hand. Betrachtete das krabbelnde Insekt durch die Lücke von Daumen und Zeigefinger in ihrer geschlossenen Faust und zupfte die beiden durchsichtigen Flügel aus. Zu deinem Besten, dachte sie. Damit du lernst, nicht zu hoch hinauszufliegen und dir die Flügel an Wünschen zu verbrennen, die nie in Erfüllung gehen werden.
    Vorsichtig setzte sie die Fliege auf dem Fensterbrett ab und sah sie wie trunken zur Kante torkeln. Jetzt bist du nicht mehr in meiner Verantwortung. Nicht mehr in meiner.
     
    Am späten Abend desselben Tages nahm Pyret den Bus nach Varberga, um sich mit dem Medium zu treffen, mit dem sie in den vergangenen Monaten per Telefon in Kontakt gestanden hatte, eine Sicherheitsleine, die allzu große Bedeutung bekommen hatte.
    Wie kann man seine Zukunft in den Griff bekommen? Wie wohlüberlegt sind eigentlich die wichtigsten Entscheidungen im Leben? Unter massivem Einfluss der Hormone wählt man sich einen Lebenspartner. Von den Erwartungen älterer Generationen oder vom Gruppenzwang der Freunde beeinflusst sucht man sich ein Studienfach aus. Gestresst und in Geldnot wirft man sich auf den Arbeitsmarkt und bleibt, weil man eine sichere Anstellung hat, oder aber man wird in Arbeitslosigkeit und Arbeitsbeschaffungsprogramme abgeschoben. Den Ort, an dem man lebt und wohnt, hat man vielleicht nie aktiv gewählt. Man wohnt da, wo man wohnt, weil man schon immer da gewohnt hat. Oder weil es an genau dem Tag, als man sich eine Zeitung gekauft hat, eine Anzeige gab, die man nur bemerkt hat, weil man zufällig Kaffee darüber verschüttet hat. Mit der Wohnung kommt eine Auswahl von Nachbarn, auf die man keinen Einfluss hat. Nachbarn, die die eingefahrenen Kreise stören, indem sie Kontakt aufnehmen und den eingespielten Zeitplan durcheinanderbringen. Die Möglichkeiten und Kombinationen für Treffen sind unüberschaubar. Täglich muss man neue Entscheidungen fällen. Was ist ein Zeichen wert? Ein Finger, der spürt, von wo der Wind weht? Wie vermeidet man, in ein Kraftfeld zu geraten und die Kontrolle über sein Leben zu verlieren?
    Die Telefonrechnung war natürlich erschreckend gewesen. Zeitweilig hatte sie nicht genug Geld gehabt, um sie zu bezahlen, und den ganzen Juli über hatte die Telefongesellschaft die Möglichkeit zu einem Kontakt abgeschnitten. Ein funktionierendes Medium zu finden, ist wahrscheinlich ebenso schwer, wie an einen guten Therapeuten zu geraten. Pyret hatte in diesem Bereich so viele Erfahrungen gesammelt, dass es für mehrere Regalmeter Abhandlungen gereicht hätte. Kostbare Steuergelder für herausragende Fragen wie: Was meinen Sie selbst dazu? Wie fühlen Sie sich jetzt? Der Vorteil war, dass man sich bei der Therapie die Geheimsprache der Psychologen aneignen konnte. Das nennt man Therapieresistenz, und es klingt wie eine Folgekrankheit, ist aber doch vielmehr eine erworbene Fähigkeit. Eine Überlebensstrategie, um nicht die Opferrolle einnehmen zu müssen.
    Und warum sollte ein Medium schlechter sein als ein Therapeut? Weniger gefährlich vielleicht? Außerdem war Madame Elaine billiger.
    In Varberga stieg Pyret aus dem Bus. Kontrollierte noch einmal die Anschrift, die sie in ihr Notizbuch geschrieben hatte, und machte sich auf den Weg. Als sie quer über einen Rasen abkürzte, kam ihr eine große gelbe Katze mit einer Beute im Maul entgegengelaufen. Kurz bevor sie zusammengestoßen wären, war die Katze ausgewichen. Trotzdem hatte Pyret noch den Vogelkörper in ihrem Maul sehen können, verletzt und blutig. Das Tier atmete noch. Der Flügel hing

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