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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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gebrochen zwischen den scharfen Zähnen der Katze.
    Pyret blieb ganz still stehen. Ließ den Sinneseindruck wirken. Ein Zeichen. Manchmal waren Zeichen ganz leicht zu interpretieren. Andere Signale waren schwerer zu verstehen, zum Beispiel wenn jemand einen schwarzen Handschuh auf einen Papierkorb gehängt hatte. Was bedeutete das? War es eine Warnung oder ein gutes Omen?
    Am Morgen hatte eine Zigarettenkippe an der Bushaltestelle gelegen. Jemand hatte die Kippe hingelegt, damit sie drauftrat, das war ganz offensichtlich. Es spielte keine Rolle, wer es gewesen war. Der Sinn dahinter war das Entscheidende. Was wollte ihr das Feuersymbol sagen? Wenn die vier Elemente an ihrem richtigen Platz sind, dann entstehen Ruhe und Harmonie: das Feuer oben, dann die Luft und das Wasser und ganz unten die Erde. Die obersten drei Elemente sind aus Dreiecken aufgebaut, während die Erde aus Vierecken besteht und daher stabiler ist. Die Kippe, das Feuersymbol, hatte auf einer viereckigen Platte aus Beton gelegen. Welcher Sinn lag darin? Um Klarheit zu erhalten, hatte sie einen Termin bei Madame Elaine ausgemacht.
    Pyret verspürte eine leichte Nervosität, als sie in dem dunklen Treppenhaus stand und das blaue Schild an der Wohnungstür las. Mediale Beratung nach Vereinbarung. Sie befürchtete, dass das Äußere von Madame Elaine sie enttäuschen könnte. Wenn man eine Weile per Telefon mit jemandem kommuniziert hat, dann hat man sich ein Bild von ihm gemacht. Das ist unvermeidlich. Wenn Madame Elaine sich in einem schwarzen langen Kleid präsentieren und zur Séance in einem Zimmer mit Kristallkugel und anderem kitschigen Zubehör bitten würde, dann wäre die Enttäuschung da.
    Aber Pyret hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Fast im selben Augenblick, als sie die Klingel berührte, wurde die Tür von einer Frau mittleren Alters mit klugen braunen Augen und kurz geschnittenen Fingernägeln geöffnet. Vielleicht war es vor allem die Tatsache, dass die Frau im Rollstuhl saß, die sie vertrauenswürdig erscheinen ließ. Ein Mensch, der selbst verbrannte Flügel hat, ist von so viel tieferer Einsicht und nicht so geneigt, voreilige Schlüsse zu ziehen und andere zu verurteilen.
    Das Zimmer war hell und gut gelüftet. Als wären sie gute Freundinnen, setzten sie sich an den Küchentisch. Eine Tasse Kaffee. Ein vertrauliches Gespräch oder ein wenig Tratsch, das fühlte sich alles gut an. Elaine zündete eine Kerze an und stellte sie auf den Tisch. Ein Zeichen dafür, dass die Seherin begriff, warum sie gekommen war. Wortlose Kommunikation. Es schien zu funktionieren.
    »Ehe wir anfangen, möchte ich etwas Wichtiges sagen. Ich weiß, dass es für mich ein Zeichen von Vertrauen ist, dass Sie mich besucht haben. Wer zu mir kommt, steckt oft in einer Lebenskrise. In solchen Situationen gibt es eine Verletzlichkeit, die leicht missbraucht werden kann. Deshalb möchte ich betonen, dass die Entscheidungen in Ihrem Leben Ihre eigenen sind. Ganz gleich, was die Karten sagen, ganz gleich, was ich als Medium erlebe und Ihnen vermittle, sind das nur Interpretationen und nichts anderes. Was passiert, nachdem Sie dieses Zimmer hier verlassen, entscheiden Sie ganz allein. Möchten Sie noch etwas sagen, ehe wir anfangen?«
    »Ich komme nicht, um von mir selbst zu erzählen. Ich möchte nur zuhören.«
    Madame Elaine schloss eine Weile die Augen. So viel Schmerz und eingeschlossene Wut steckte in der Frau vor ihr. Ein verletztes Kind. Feuer, Rauch … eine entsetzliche Hitze. Die Bilder überkreuzten sich, traten vor und verblassten. Dunkelheit … Noch weiter zum Abgrund hin wagte sie den Empfindungen nicht zu folgen.
    »Dann möchte ich, dass Sie das Kartenspiel abheben. Mit der linken Hand. Und dann noch einmal.« Elaine legte die Karten schnell und geübt zum keltischen Kreuz aus und saß dann ganz still da, um behutsame Worte für das zu finden, was sie sah. Die Bilder wurden von neuen Bildern und Gefühlseindrücken abgelöst und hinterließen eine große Unruhe. Schon im Warten auf ihre Kundin hatte Elaine eine Disharmonie gespürt, und es war ihr schwergefallen, sich bei der Vorbereitung in der Meditation zu versenken.
    Rein äußerlich war die Frau vor ihr gut gekleidet: ein schwarzes Kleid, fast bis zur Perfektion gepflegt. Keine Ringe an den Händen. Sie trug überhaupt keinen Schmuck, keine Handtasche oder irgendetwas anderes, das einen Hinweis hätte liefern können, wer sie war.
    »Diese Karte nennt man den Turm. Die Platzierung

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