Schwarze Schmetterlinge
Sie dachte an ihre Kinder.
Um 1.32 Uhr erreichte der Notruf aus dem Universitätskrankenhaus die Notrufzentrale. Inzwischen war von allen Etagen des Hauses Rauchgeruch an die Zentrale gemeldet worden. Man wusste, dass eine Krankenschwester schwer verletzt worden war. Es hieß, das Feuer sei wie eine Lohe aus dem Wäscheschacht aufgeschlagen, und man befürchtete, dass sie den heißen Rauch eingeatmet hatte.
In der Notaufnahme herrschte Chaos. Der Rauch breitete sich schnell aus. Ein mutiger Krankenwagenfahrer kroch über den Fußboden, um die Krankenschwester zu holen, die vor dem Wäscheschacht zusammengebrochen war. Die leeren Wäschesäcke über ihrem Kopf brannten. Die Luke stand immer noch offen, und der dicke schwarze Rauch breitete sich mit überwältigender Schnelligkeit aus. Ein Eimer mit Waschbenzin gab dem Feuer zusätzliche Nahrung.
Mithilfe eines Arztes gelang es dem Krankenwagenfahrer schließlich, den schweren Körper der Schwester herauszuzerren, und man begann, die Atemwege zu intubieren, doch dann starb sie. Ein knisterndes Geräusch wurde zu einem heftigen Knall, und der Strom war weg, als die Tür zur Elektrikzentrale nachgab. Es war stockfinster, bis die Notstromaggregate ansprangen und die wichtigsten Räume beleuchteten.
Als der Notruf bei Arvidsson eintraf, hatte man schon Transporte zum Krankenhaus Lindesberg organisiert, wohin die evakuierten Patienten gebracht werden sollten. Schnell hatte sich die Umgebung des Krankenhauses zu einem Chaos aus weiß gekleidetem Personal, besorgten Angehörigen und den Repräsentanten der Medien verwandelt. Die Fernsehkameras liefen. Es gab viele Fragen.
Weitere Patienten wurden nach Karlskoga, Västerås, Enköping und Katrineholm gebracht. Die Allgemeinheit wurde über das Radio dazu aufgefordert, die Gegend zu verlassen. Das Gelände wurde großflächig abgesperrt und der Verkehr umgeleitet, damit wichtige Transporte ungehindert in die nahegelegenen Krankenhäuser durchkommen konnten.
»Hat die Polizei nichts Besseres zu tun, als hier Videofilme zu drehen?« Eine Frau mit einem schreienden Kind auf dem Arm stand an der Absperrung direkt hinter Arvidsson. »Sie müssen doch irgendwas tun! Da sind doch schließlich Leute drin!«
»Wenn Sie nichts Dringendes im Krankenhaus zu erledigen haben, dann schlage ich vor, dass Sie mit Ihrem Kind nach Hause fahren.«
»Wir wollten in die Notaufnahme. Der Kleine hat Ohrenschmerzen.«
»Der Rauch könnte giftig sein. Kleinkinder sind sehr viel empfindlicher als Erwachsene. Wir wissen nicht genau, was da brennt, aber wenn Sie hier stehen bleiben, bringen Sie Ihr Kind in Lebensgefahr. Ich schlage vor, dass Sie nach Hause fahren und morgen Kontakt mit dem diensthabenden Arzt in der Gesundheitszentrale aufnehmen.«
»Da war besetzt. Hab nur gedacht, wir können genauso gut hier rumstehen wie zu Hause, wenn er doch die ganze Zeit nur schreit.«
Die Dummdreistigkeit neugieriger Menschen erstaunte und verärgerte ihn immer noch. Er hatte weder Zeit noch Lust, der Frau zu erklären, weshalb es nötig war, den Brand zu filmen. So hatte man nämlich die Möglichkeit, einen Täter im Bild einzufangen, falls der Brand sich als angelegt erweisen sollte. Lena Ohlsson kam heran und zog ihn aus der Menschenmenge, die jetzt immer dichter wurde.
»Ich habe gedacht, du arbeitest heute Nacht nicht«, sagte er.
»Ich war draußen und habe nach Paula gesucht, und dann habe ich im Radio gehört, was passiert ist.«
»Wir haben die Leute beisammen, die den Brand im Gebäude B zuerst entdeckt haben. Jetzt werden wir versuchen, sie zu verhören, falls das geht.« Name, Tätigkeit, Beobachtungen von ungewöhnlichen Ereignissen oder unbekannte Personen, die vor Ort waren, wurden notiert, während die Patienten in wartende Krankenwagen gerollt wurden.
Eine halbe Stunde später hatte die Feuerwehr den Brand im zentralen Putzraum und im Keller unter Kontrolle. Die Elektrikzentrale hinter dem Desinfektionsraum und das Sekretariat der Notaufnahme brannten immer noch. Alle Stationen wurden darüber informiert, wie wichtig es sei, die Türen zu den Putzräumen und die Brandschutztüren zum Treppenhaus geschlossen zu halten. Nach ewig langer Suche fand Elinor einen Feuerwehrmann, der die Tür zum Fahrstuhl öffnete, wo sie ein Klopfen gehört hatte. Als die Tür aufging, drängte sie sich an ihm vorbei. Loffe hing über der einen Armlehne des Rollstuhls. Das Nottelefon war ihm aus der Hand geglitten und baumelte an der Schnur zum
Weitere Kostenlose Bücher