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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Boden hinab, wo das Zigarettenpaket lag. Elinor fühlte den Puls an seinem Hals. Er lebte nicht mehr.

9
    »Bisher hat der Brand zwei Todesopfer gefordert: einen älteren Mann mit Lungenkrebs und eine junge Frau, die Nachtdienst in der Notaufnahme hatte. Ungefähr dreißig Personen befinden sich nach wie vor zur Beobachtung im Krankenhaus, der Zustand von dreien ist ernst, aber stabil.«
    Pyret schaltete das Radio aus. Sie hatte gehört, was sie hören musste. Das musste reichen. Sie suchten nach der Brandursache. Schon bald würden sie einen Schuldigen suchen. Zwei Tote. Rein moralisch gesehen müsste sie sich die Frage nach der Schuld stellen. Was war nötig, damit man von Schuld sprechen konnte? Ein Vorsatz und ein Schaden.
    Worin bestand der Schaden? Vielleicht war der Tod das Beste, was ein Mensch erleben konnte – eine Befreiung von Verantwortung und Leiden. So gesehen war die Todesstrafe das reinste Privileg. Vorausgesetzt, dass der Mensch nicht mehr ist als sein Körper und nach dem Tod nichts mehr erleben kann. Möglicherweise könnte man den Schaden unter wirtschaftlichem Aspekt sehen, in den zahlreichen Überstunden der Polizei.
    Worin bestand der Vorsatz? Wenn jeder Gedanke und jede Tat nur das Ergebnis chemischer Prozesse waren, dann gab es keinen Vorsatz und somit auch keine Verantwortung. Der Mensch war nicht mehr und nicht weniger als ein Tier und sollte nicht in höherem Maße für seine Instinkte gescholten werden als andere Wesen, die aus denselben Kohleatomen gemacht waren.
    Pyret schloss die Tür zu dem kühlen Raum auf, in den niemand kommen durfte. In der Dunkelheit war Geborgenheit. Schon bald würden sie anfangen, ein Puzzle zu legen, um den Schuldigen zu finden. Aber war sie schuldig? Der Benzintank im Auto, die Streichhölzer und die Sachen von der vergewaltigten Frau, die vom Feuer zerstört und gereinigt werden mussten, hatten ihr diese Tat abverlangt. Sie hatte keine Wahl gehabt. Alles war so geschehen, wie es geschehen musste. Sie war ohne Probleme hinter einem Mann im Rollstuhl ins Krankenhaus gelangt, indem sie ihm die Tür aufgehalten hatte. Die hätte verschlossen sein müssen, aber er hatte eine Zeitung dazwischengesteckt. War das nicht ein Zeichen gewesen? Sie hatte vor der Notaufnahme gewartet, bis sich die Tür für einen Krankenwagenfahrer öffnete, der mit einem Patienten auf einer Trage zum Fahrstuhl rollte. Er hatte es eilig gehabt und sie kaum bemerkt. Noch ein Zeichen.
    Drinnen in der Notaufnahme hatte sich die Aufmerksamkeit des Personals vor allem auf die Schlägerei zwischen zwei Gruppen junger Männer konzentriert, die gekommen waren, um ihre Messerstiche verarzten zu lassen. Nach einigen provozierenden Schimpfwörtern war das Handgemenge wieder aufgenommen worden. Einer der Männer hatte ein Messer dabeigehabt. Die anderen hatten im Flur nach möglichen Waffen gesucht. Sie war unbemerkt hineingekommen und hatte sich ebenso unbemerkt wieder entfernt, nachdem sie ihr Werk vollendet hatte. Jetzt verspürte sie nur noch große Müdigkeit und Zufriedenheit.
    Pyret betrachtete die Fotos des Mannes, der mehr als irgendein anderer ihre Gedanken fesselte. Die Wände waren mit Zeitungsausschnitten tapeziert, die die großen Taten des Frank Leander feierten. Im neuesten Artikel hieß es, dass er für seinen heldenhaften Einsatz in der Forschung einen Preis erhalten solle. So hatte der Journalist es formuliert: Preis für heldenhaften Einsatz.
    Eine Erinnerung tauchte auf. Das schöne Karussell mit den weißen Pferden und der Musik drehte sich, dass man schon vom Anschauen ganz wirr im Kopf wurde. Pyret wäre so gern mitgefahren, aber sie hatte sich nicht getraut, Mama aus den Augen zu lassen. Nun saßen sie zusammen auf einer Holzbank im Brunnsparken. Mama mit der Flasche, die in einer Papiertüte versteckt war. Ihre Stimme war sanft und ruhig. Die Sonne schien auf ihrer beider nackte Beine. Die Bäume beschatteten den Rest des Körpers, und in der Kälte bekam sie eine Gänsehaut. Plötzlich packte Mama sie fest um die Schultern.
    »Guck mal! Siehst du den Mann dort drüben, der das kleine Mädchen an der Hand hat? Jetzt hebt er sie auf das Pferd. Sie sieht in dem weißen Kleid aus wie ein Baiser. Siehst du ihn?«
    »Was ist mit ihm?«, hatte sie gefragt.
    »Nichts. Nein, gar nichts.«

10
    Per Arvidsson stand am Fenster und schaute über die Stadt. Von seiner Wohnung ganz oben aus hatte er eine herrliche Aussicht nach Osten, von dem burgähnlichen Gebäude der Rudbecks-Schule

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