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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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gespürt, dass jemand Sie ansieht, und wenn Sie sich umdrehen, dann steht jemand da? Oder an jemanden gedacht, der gleichzeitig an Sie dachte? Man kann nicht alles, was geschieht, in einem Labor wiederholen. Wenn Sie einmal richtig verliebt waren, dann werden Sie verstehen, was ich meine. Würden Sie in einem Labor und auf Kommando dieses Gefühl wiederholen können?«
    Pyret hatte nachgedacht. Das Gefühl der Verliebtheit, dieser berauschende Zustand, diese selbst gewählte, schlichtweg pathologische Verletzlichkeit – danke bestens. Wer würde sich einen solchen Wahnsinn herbeiwünschen? Nein, da konnte sie nur ihrem glücklichen Stern danken, dass sie derartige Gefühle nie hatte hegen müssen. Männer waren in der Hinsicht ja so leicht zu manipulieren. Was war Sex denn anderes als Technik? Was war Zusammengehörigkeit anderes als ein paar ständig wiederholte bestätigende Phrasen? Dass ein Mensch freiwillig für die erzwungene Hölle der Verliebtheit alle Kontrolle fahren ließ, lag für sie außerhalb jeder Vorstellung.
    Unterlagen Seherinnen der Schweigepflicht? Beim Gedanken daran, dass die Sozialbehörden von geschwätzigen Kartenlegerinnen Argumente erhalten könnten, musste sie den Mund verziehen. Natürlich unterlagen sie nicht der Schweigepflicht. Wie hatte sie nur so naiv sein können? Natürlich wusste Madame Elaine, was Pyret getan hatte. Solange es sie da draußen gab und sie sich in ihr Bewusstsein einschalten konnte, würde sie sich nicht sicher fühlen können. Eine schlimme Erkenntnis.
     
    Madame Elaine nahm die Buchung einer weiteren Séance mit einem Gefühl der Beunruhigung entgegen. Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, fühlte sie die Kälte durch ihren ganzen Körper kriechen, sogar in die Beine, die sonst keinen Kontakt zum Bewusstsein hatten. Eine dringende Kundin, die anonym bleiben wollte. Das Gefühl einer Gefahr folgte ihr in die Küche, wo sie den Wasserkocher einschaltete, um sich ihren Vormittagstee zu machen. Es verließ sie auch nicht, als die Friseurin wie jeden Tag zur Gesichtspflege, Maniküre und Haarpflege kam. Nicht einmal die Fußmassage konnte ihr die Entspannung schenken, auf die sie gehofft hatte.
    Als die Friseurin sich verabschiedet hatte, wartete Elaine Fernström, bis die Tür ins Schloss fiel. Dann rollte sie zu ihrem kleinen braunen Tisch und zündete die Kerze an. Nicht einmal in der Meditation konnte sie Ruhe finden, und sie gab nach zehn Minuten auf. Die Tarotkarten lagen noch da, wo sie sie hingelegt hatte. Sie hatte sich vorgenommen, nicht vor dem Silvesterabend über die Karten ihre eigene Zukunft erfahren zu wollen. Aber den Karten eine Frage zu stellen, das bedeutete ja nicht, den Ereignissen auf dieselbe Weise vorzugreifen. Sie mischte das Spiel und hob mit der linken Hand ab, reihte die Karten zu einem Fächer auf und zog eine. Als sie diese herumdrehte, fielen ihr die übrigen Karten aus der Hand. Eine einzige Karte blieb übrig. Es war das grinsende Gesicht des Todes. Als sie sich beruhigt hatte, wählte sie die Handynummer der Person, die in der Firma Fernström für die Immobilien verantwortlich war.
    »Streichen Sie die Adresse in Varberga, und lassen Sie das Telefon abstellen. Sorgen Sie dafür, dass niemand mich erreichen oder meine Identität herausfinden kann.«
    »Eine kluge Entscheidung. Das hat Ihr Mann schon die ganze Zeit empfohlen.«
    »Ja, aber aus dem falschen Grund.«
     
    Als Pyret am selben Abend im Bus von Varberga zurück in die Stadt saß, war es, als habe sie den Boden unter den Füßen verloren. Die Wohnung, in der sie sich mit Madame Elaine ver abredet hatte, war leer gewesen, und es sah aus, als würde schon lange niemand mehr dort wohnen. Sie hatte sich auf Zehenspitzen auf den Rasen gestellt und hineingeschaut, doch kein Möbelstück war zu sehen. Unter der Telefonnummer, die sie im Laufe des Vormittags angerufen hatte, antwortete eine Frauenstimme, dass die Nummer nicht vergeben sei. Sie hatte es mehrere Male versucht, für den Fall, dass sie sich beim ersten Mal verwählt hätte.
    Was war jetzt Einbildung und was war Wirklichkeit? Hatte es Madame Elaine vielleicht nie gegeben, und sie war nur eine Projektion ihres Über-Ichs? Frank Leander würde sich nie mehr auf Kosten anderer lustig machen. Doch für seinen Tod trug Bella Svanberg die ganze Verantwortung. Stecken Sie ihm das Messer dorthin, wo es am meisten wehtut. Aber wenn Bella schuld war, warum verspürte dann Pyret so eine erstaunliche Unruhe im Körper? Lag es

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