Schwarze Schmetterlinge
Wasserung des Rinden-Schiffchens eingenommen. Ein wehmütiges Lächeln. Ein verträumter Blick. Die Sehnsucht nach Enkeln, die offenbar nicht kommen wollten? Per merkte, wie er langsam wütend wurde. Ich werde nicht die erstbeste Frau schwängern, nur weil du deine Gene verbreitet sehen willst. So einfach ist das nicht. Hör auf, so blöd zu grinsen, Papa, und komm zur Sache.
»Du wolltest mir etwas erzählen.«
Folke zuckte zusammen und kehrte aus seinem Tagtraum zurück. »Ein süßer kleiner Junge, fast so wie du, als du klein warst. Frech und mit verstrubbelten Haaren. Es hat sich gut angefühlt, so eine kleine Jungenhand zu halten. Zu spüren, dass einem jemand rückhaltlos vertraut. Es ist schon etwas Besonderes mit Kindern.«
»Du wolltest mir etwas erzählen. Ich hatte das Gefühl, dass es wichtig sei.« Per Arvidsson merkte, dass sein Ton schärfer wurde, als er beabsichtigt hatte, und beeilte sich, das wieder zu glätten. »Ich höre jetzt gern zu.«
»Ich hätte schon viel früher mit dir reden sollen. Wenn ich Britt nicht in einer schwachen Stunde versprochen hätte, Stillschweigen zu bewahren, dann hätte ich schon früher mit dir gesprochen. Ich habe viel hin und her überlegt, aber ich denke, dass sie nicht das Recht hat, mich an ein solches Versprechen zu binden. Nicht ein Leben lang. Nicht wenn sich die Voraussetzungen im Lauf der Zeit verändert haben. Ich denke, du hast das Recht, jetzt die Wahrheit zu erfahren.«
»Ich höre.«
»Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.« Der alte Mann hielt kurz inne, um Mut zu sammeln, und legte seine schmalen Hände auf die Schultern des Sohnes. »Du bist ein Adoptivkind, Per. Und du hast eine Schwester. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht einmal weiß, wie sie heißt. Aber ich habe den Namen von eurer Mutter. Falls du Kontakt zu deiner Schwester aufnehmen willst, könnten wir gemeinsam versuchen herauszufinden, wo sie ist. Ich habe eine Telefonnummer. Mir ist klar, dass das jetzt ziemlich plötzlich kommt. Aber schon bald werden Britt und ich nicht mehr da sein, ich habe mir gedacht, es wäre gut für dich, wenn es noch jemanden gibt.«
»Wie meinst du das? Ich habe eine Schwester?«
»Sie wohnt in Örebro. Sie hat sich am Telefon nicht mit Namen gemeldet, sondern hat sich nur als Helens Tochter vorgestellt. Helen war deine Mutter. Sie lebt allerdings nicht mehr. Deine Schwester hat mich von ihrem Tod in Kenntnis gesetzt. Helen ist vorige Woche nach langer Krankheit in der Universitätsklinik gestorben.«
»Moment mal, ich komme nicht ganz mit.«
»Britt und ich haben dich adoptiert. Eine andere Familie hat deine Schwester aufgenommen. Deine Mutter war alleinerziehend. Sie war allerdings nicht ganz gesund. Den größten Teil ihres Erwachsenenlebens hat sie im Krankenhaus verbracht. Britt meinte, dass es nicht gut für dich sei, sie zu treffen. Als du älter warst, gab es dann nie einen passenden Moment, um dir von deiner Herkunft zu erzählen. Du warst so beschäftigt. Während deines Studiums wollten wir dich nicht stören, auch nicht damals, als du gerade in Kronviken angefangen hattest. Und dann bist du in den Kosovo gefahren.«
»Wie ist sie gestorben?« Per wurde plötzlich bewusst, dass er das trockene Brotstück, das er in der Hand gehalten hatte, um die Enten damit zu füttern, zerkrümelt und so fest gehalten hatte, dass es als weißes Pulver auf der dunklen Jeans verteilt war.
»Ich weiß nicht. Ich habe deine Schwester nicht mehr fragen können. Du kamst gerade in die Küche, und da habe ich das Gespräch mit ihr beendet. Das war feige von mir, das gebe ich zu. Ich habe mich mit den Jahren so daran gewöhnt, die Wahrheit zu verbergen, dass es ganz automatisch geschah. Und als ich sie wieder anrufen wollte, wurde mir klar, dass ich ihre Telefonnummer nicht habe, sondern nur die von Helen. Es tut mir leid. Ich kann es gut verstehen, wenn du findest, dass wir falsch gehandelt haben. Du hättest die Möglichkeit haben sollen, selbst zu entscheiden, ob du deine Mutter kennenlernen willst oder nicht.«
»Ja, aber Mama wollte, dass ihr schweigt. Sollte ich nicht einmal erfahren, dass ich adoptiert bin? Dass ich eine Schwester habe?« Per trat einen Schritt zurück.
»Wir konnten keine eigenen Kinder bekommen. Es war medizinisch gesehen völlig ausgeschlossen, doch wir sehnten uns so danach. Wir haben dich mindestens so geliebt, wie biologische Eltern es getan hätten. Ich glaube nicht, dass jemand anders dich mehr hätte lieben
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