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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Peitsche über das Wasser. Das Licht von den Straßenlaternen spiegelte sich im Fluss. Elaine spürte, dass sie nicht allein war. Sie sah sich wieder um.
     
    Die Bushaltestelle war leer. Jemand packte kraftvoll den Griff des Rollstuhls. Elaine zuckte zusammen, als sie spürte, wie sie schnell nach vorn und um die Ecke des Konzerthauses geschoben wurde. Sie versuchte, sich umzudrehen und zu sehen. Eine Hand legte sich über ihren Mund. Sie sah, was sie sah – die Augen. Diese unnatürlich grünen Augen. Voller Angst, aber ohne Erstaunen stellte sie fest, was sie seit Wochen geahnt hatte. Jetzt würde es geschehen. Die Treppe, die zum Wasser hinunterführte, kam näher, und ihr Rollstuhl hüpfte wie von selbst, Absatz für Absatz, in rasender Geschwindigkeit davon und kippte um, ins schwarze Wasser des Flusses, das sie in die Ewigkeit hinabsenkte, ohne dass sie es noch geschafft hätte, sich aus dem Rollstuhl zu winden oder ihre Stimme zu erheben.
     
     
    37
     
    »Okay, ich wusste, dass Felicia was mit Morgan Fernström am Laufen hatte.« Svenne trocknete sich mit dem weißen Hemdärmel den Schweiß von der Stirn. »So was passiert doch andauernd. Wenn man fünfundzwanzig Jahre lang Taxi gefahren ist, dann weiß man mehr über das Sexualleben der Schweden als die Abendzeitungen. Ich sehe das live. Ich fand das nicht erwähnenswert. Das tun wir doch alle. Wir essen, wir schlafen, wir ficken. Die ›schockierenden‹ Nacktbilder in der Zeitung sind doch nicht schockierender als eine versäumte Steuererklärung. Pernilla ist natürlich sauer auf mich. Weil ich nichts gesagt habe. So übel war sie noch nie drauf. Sie interessiert sich nicht für Erotik. Liegt vielleicht daran, dass wir wie Geschwister aufgewachsen sind. Meine Eltern waren ihre Pflegeeltern. Sie kann so unglaublich wütend werden, das glaubst du gar nicht.«
     
    »Es ist mir bisher erspart geblieben. Hast du übrigens deinen Thorshammer wiedergefunden?«
     
    »Pernilla hat auch danach gefragt. Wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat, dann lässt sie nicht locker. Ich habe ihn aus Versehen bei einer Frau vergessen, bin ja schließlich auch nur ein Mensch. Momentan flippt Pernilla ein bisschen aus, aber das dauert nie besonders lange. Sobald sie meine Hilfe bei der Miete braucht, darf ich wieder zu Hause einziehen. Im Moment suche ich eine Einzimmerwohnung in der Stadt. So lange muss ich wohl mit den Jungs woanders in die Sauna gehen.«
     
    »Eigentlich sollte ich dich totschlagen«, sagte Per. »Die Frage ist nur, ob du so ein schnelles Ende verdient hast. Ich lasse erst Pernilla über dich herfallen, und dann überfahre ich dich mit dem Firmenwagen.«
     
    »Vielen Dank. Zu nett von dir. Sag nur, wenn ich dir mal wieder einen Gefallen tun kann.«
     
    »Wie lange war Felicia mit Fernström zusammen?«
     
    »Ich würde sagen, ein Jahr. Er war immer bei ihr zu Hause. Als Taxifahrer weiß man, wie der Hase läuft. Felicia hat die Affäre beendet, sobald sie dich kennengelernt hatte. Falls das ein Trost ist. Natürlich durfte ich den alten Sack an dem Abend, als sie Schluss gemacht hatte, nach Hause fahren und mir seine ganze jämmerliche Geschichte anhören. Er hat wie ein altes Weib geschnieft, du hättest ihn hören sollen.«
     
    »Felicia ist übrigens nicht ihr richtiger Name. Sie heißt nicht Felicia Sjögren.«
     
    »Was du nicht sagst.«
     
    »Ich hatte gehofft, du wüsstest was.«
     
    »Wie sie sonst heißen könnte, meinst du? Keine Ahnung. Ob sie Fernström den Schlüssel zurückgegeben hat? Er wollte dafür sorgen, dass sie die Wohnung so schnell wie möglich räumt. Das hat er jedenfalls gesagt, als ich ihn nach Hause gebracht habe. Das war kurz bevor ihr nach Rom gefahren seid.«
     
    »Kann es sein, dass er Felicia in Rom auf dem Handy angerufen hat?«
     
    »Nein, denn er hatte ihre Handynummer nicht. Er war superwütend deswegen. Er konnte sie schließlich nicht bitten, die Wohnung zu räumen, wenn er ihre Nummer nicht hatte.«
     
    »Kannst du Pernilla ausrichten, dass ich ein paar Tage verschwinde?«, bat Per. »Ich muss mal raus. Allein sein und nachdenken. Ich melde mich, wenn ich zurück bin.«
     
     
    Per Arvidsson lehnte den Kopf ans Zugfenster und dachte daran, dass es gar nicht so lange her war, seit er im Zug nach Örebro gesessen hatte. Vor dem Fenster glitzerte der Raureif auf den Feldern und reflektierte den Sonnenuntergang. Ein leichter Nebel lag über der Erde, wie ein Elfentanz. Per dachte an seinen Vater, der

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