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Schwarze Seide, roter Samt

Titel: Schwarze Seide, roter Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Carlott Fontana
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brauchte sich vom Geschehen ausgeschlossen zu fühlen. Marions
Mut hob sich, als ein Mann, kaum daß er ihrer ansichtig geworden
war, auf sie zukam. Er lächelte eindeutig. Marion lächelte
zurück, wandte dann aber den Kopf zur Seite, um es ihm nicht
zu leicht zu machen. Sie blickte direkt in das Gesicht von Christian
Wagner. »Was, zum Teufel, tust du hier?« fuhr sie ihn an.
     

Kapitel 3
     
    Natürlich hatte Christian jedes Recht, sich auf der Caribic
Crystal zu amüsieren, nicht weniger jedenfalls als alle
anderen hier, aber Marion war überzeugt, daß er in Wirklichkeit
nur sie kontrollieren wollte. Zu ihrem Kummer blieb der Mann,
der gerade mit einem so vielversprechenden Lächeln auf sie
zugeeilt war, abwartend stehen, zuckte dann mit den Schultern
und drehte ab. Vor Wut schossen Marion Tränen in die Augen.
»Mußt du ständig hinter mir herlaufen, Christian? Ich will nichts
von dir, begreif das endlich! Du bist nicht meine Gouvernante!«
Christian hob beschwichtigend die Hände. »Liebe Marion, ich bin
hier Gast einer Party, nichts weiter. Und ich sah dich und wollte
dich begrüßen. Übrigens…«, er sah sie eindringlich an, und um
seinen Mund lag dabei ein ironisches Lächeln, »du siehst ja sehr
sexy aus in dem roten Ding!«
    »Das geht dich nichts an!« Marion ließ den Blick schweifen,
denn sie hoffte, sie würde den Mann noch einmal erspähen, der
sie hatte ansprechen wollen, aber er war in der Menge der Tanzenden
untergetaucht.
    Christian erriet ihre Gedanken. »Traure ihm nicht nach. Ich
kenne den Typ. Er besitzt eine ganze Kette von Spielkasinos
entlang der Cote d’Azur und wechselt seine Frauen häufiger als
seine Wäsche. Nichts für kleine Mädchen.« Damit hatte er sich
endgültig in die Nesseln gesetzt. »Laß mich in Ruhe, Christian!«
fauchte sie. »Such dir eine, die blöd genug ist, auf dich hereinzufallen,
aber geh mir endlich aus dem Weg!« Sie wollte an ihm
vorbei, aber er hielt sie am Arm fest und sah sie sehr ernst an.
»Marion, ich verspreche dir, dich nicht weiter zu belästigen, aber
ich will dir noch einmal sagen, daß du sehr aufpassen mußt. Das
Pflaster, auf dem du dich hier bewegst, ist wirklich nicht ganz
ungefährlich, glaub mir das. Du solltest dir die Leute ganz genau
anschauen, mit denen du dich einläßt!« Sie erwiderte nichts,
sondern ließ ihn einfach stehen. Für den Rest des Abends heftete
sich ein kleiner, untersetzter Amerikaner an ihre Fersen, dessen
Sprechweise sich so anhörte, als schiebe er ständig einen Kaugummi
im Mund hin und her, und der ihr von seiner texanischen
Ranch und den neuesten Skandalen im Marbella Club erzählte.
Ins Bett schien er mit Marion nicht zu wollen, und im übrigen
war er ein Geizkragen. Dafür, daß sie stundenlang bis zur Erschöpfung
mit ihm getanzt hatte, gab es nicht die kleinste Belohnung.
    Am nächsten Morgen erwachte Marion unausgeschlafen und
mürrisch und konnte sich nicht entschließen, ihr Bett zu verlassen.
Als ihre Mutter schließlich in ihr Zimmer kam, gelang es ihr
gerade noch, einen Pullover über schwarze Wäsche und Nahtstrümpfe
zu werfen, die sie achtlos auf einen Stuhl gelegt hatte.
    Wie zu erwarten, war ihre Mutter noch immer verärgert, weil
Marion in der Nacht zuvor erst so spät heimgekommen war.
Beide Eltern hatten noch im Foyer gesessen, als Marion ins Hotel
zurückkehrte, der Vater hatte eine Zeitung gelesen, die Mutter
war schon eingenickt. Ein lautes: »Ach, sieh mal an, unser Fräulein
Tochter ist auch schon da!« hatte sie jedoch rasch geweckt.
»Wo warst du?« – »Wo kommst du her?« – »Weißt du eigentlich,
wie spät es ist?« – »Du glaubst nicht, wie wir uns gesorgt haben!«
– so prasselten Fragen und Vorwürfe sogleich über Marion her.
Natürlich war sie klug genug, die Caribic Crystal nicht zu erwähnen.
    »Ich war mit Corinna zusammen. Corinna aus Hamburg. Ich
hab euch mal von ihr erzählt. Wir haben uns ganz zufällig hier in
Torremolinos getroffen. Wir sind dann mit… äh… dem Bus
nach Puerto Banus gefahren und mit ein paar Freunden von ihr
tanzen gegangen. Das ist alles!« Sie sprach so gleichmütig wie
möglich und hoffte nur, niemand werde in die Plastiktüte blicken,
die sie in der Hand trug und in der zusammengeknäult das rote
Lederkostüm lag. Sie war überzeugt, daß sie es eigentlich an
Ricardo hätte zurückgeben müssen, aber sie fand es so peinlich,
ihm noch einmal unter die Augen zu treten, daß sie es

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