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Schwarze Seide, roter Samt

Titel: Schwarze Seide, roter Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Carlott Fontana
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lieber hatte
mitgehen lassen. Sie und Corinna waren zurück nach Torremolinos
getrampt, und kurz vor dem Hotel, im Schutz einer Mauer,
hatte sich Marion in Windeseile umgezogen.
    »Wir sprechen morgen über die Angelegenheit«, hatte ihr Vater
schließlich gesagt. »Geh jetzt schlafen, Marion!«
    Und nun, am folgenden Morgen, mußte ihre Mutter noch ihren
Senf dazugeben. »Dieses Herumtreiben bekommt dir nicht,
Kind. Du siehst entsetzlich müde aus.«
    »Ich habe schlecht geschlafen«, murmelte Marion. Frau Rönsch
blickte sich im Zimmer um. »Wie du wieder alles herumgeschlampt
hast! Du bewohnst ein Zimmer keine zwei Tage, und
schon sieht es aus wie eine Räuberhöhle!« Sie wollte beginnen,
die Sachen zusammenzuräumen, aber da fuhr Marion auf. »Bitte,
Mami! Ich bin kein kleines Kind mehr! Kannst du nicht irgendwann
einmal auf hören, dich in meine Angelegenheiten zu mischen?
«
    »Wie du meinst. Aber ich kann dir nur sagen – wenn du vorhast,
während der ganzen nächsten zwei Wochen mit so einem
Gesicht herumzulaufen, dann war es das letzte Mal, daß wir dich
mit in den Urlaub genommen haben!« Verletzt ließ Frau Rönsch
die Pullover fallen und ging aus dem Zimmer. Marion wollte
gerade aufstehen, da kehrte ihre Mutter noch einmal zurück.
»Außerdem solltest du dich nicht so viel mit dieser Corinna
abgeben«, sagte sie. »Nach allem, was wir von ihr gehört haben,
sind dein Vater und ich der Meinung, daß sie kein Umgang für
dich ist. Wahrscheinlich flattert sie von einem Bett ins andere.«
Allerdings tut sie das, dachte Marion, aber sie ist eben auch nicht
so spießbürgerlich wie ihr. Klugerweise behielt sie diesen Gedanken
jedoch für sich.
    Der Juwelier sprach deutsch. Sehr gebrochen zwar, aber genug,
um sich verständigen zu können. Bei der Prüfung der weißgoldenen
Uhr ließ er sich Zeit. Er hielt sie gegen das Licht und kniff
dabei ein Auge zu, betrachtete sie unter einem Vergrößerungsglas
im Schein einer Lampe und betastete sie vorsichtig mit seinen
Händen. Dann murmelte er etwas Unverständliches und kritzelte
mit dem Bleistift ein paar Zahlen auf ein Papier. »Und?« fragte
Corinna gespannt. Er blickte auf. »Ich rechne um in deutsche
Geld. Moment!« Corinna und Marion sahen einander an. Sie
hatten den Vormittag über am Strand in der Sonne gebraten –
weit genug von den Liegeplätzen der Eltern Rönsch entfernt, um
sich leise über ihre Erlebnisse vom Vorabend unterhalten zu
können. Corinna hatte eine gestenreiche Sprache – schon um
ihren Klimperschmuck immer ausreichend zur Geltung zu bringen
–, und immer, wenn sie den linken Arm hob, blitzte am
Handgelenk die neue Uhr. Marion konnte ihren Blick gar nicht
mehr davon abwenden und meinte schließlich: »Wollen wir die
Uhr nicht mal zu einem Juwelier bringen und schätzen lassen,
was sie wert ist? Wäre doch ganz interessant!« Corinna war von
der Idee begeistert, und nun standen sie in dem kleinen, dämmrigen
Schmuckgeschäft und sahen dem alten Spanier gespannt zu.
    Der hatte seine komplizierten Rechnungen endlich beendet.
»Ich schätze die Uhr auf ungefähr 800000 Pesetos«, sagte er.
»Das sind ganz grob etwa 12000 Deutsche Mark.« Er gab Corinna
die Uhr zurück. »Ein sehr schöne Stück!« Marion sperrte
Mund und Nase auf. »Zwölftausend…«, murmelte sie.
    »Habe ich es dir nicht gesagt?« fragte Corinna, als sie wieder
draußen in der glühenden Sonne standen. »Du machst hier im
Handumdrehen ein Vermögen und hast noch deinen Spaß dabei!
«
    »Ich nicht. Irgendwie ging bei mir alles schief.« Sie hatte Corinna
von dem wenig glücklichen Erlebnis mit Ricardo erzählt, aber
die hatte nur gemeint, solche Dinge kämen häufig vor, und es sei
albern, deswegen gleich die Flinte ins Korn zu werfen.
    »Ich bin mit meinem Typen von gestern für heute abend auf
einer Yacht namens Maria Lima verabredet. Am besten, du
kommst einfach mit. Diesmal klappt es bestimmt.«
    Marco Garibaldi hoffte nichts so sehr, als daß Corinna heute
abend kommen würde. Wenn er eine Frau gut fand, steigerte sich
das bei ihm rasch zu einer richtigen fixen Idee. Seit zwanzig
Stunden kreisten seine Gedanken um sie, gab er sich erwartungsvoll
den Phantasien hin, die sie in ihm freisetzte.
    Er hatte alles für die Stunden mit ihr vorbereiten lassen. Champagner
war bestellt, ein großer Korb mit Früchten und Gebäck
stand neben dem Bett. Im ganzen Raum waren verschwenderisch
Blumen verteilt, Orchideen,

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