Schwarze Sonne Afrika
Obote ist krank. Er läßt dich fragen, ob du helfen kannst?« Spinne sagte: »Was fehlt denn dem Obote?« Der Bote sagte: »Er ißt, aber er kann nicht scheißen. Alles bleibt in ihm.« Spinne sagte: »Ich werde kommen.« Spinne ging zu Obote. Er betrachtete den Obote. Der Obote sagte: »Kannst du mir helfen?« Spinne sagte: »Ja, ich kann dir helfen; es ist eine sehr einfache Sache. Nur brauche ich die Zunge jenes Blinden dazu. Gebt mir die Zunge jenes Blinden, dem Obote seine Tochter Anima zur Frau gegeben hat, und ich werde den Obote sogleich heilen.«
Die Leute sagten zu dem Blinden: »Spinne braucht deine Zunge, um die Krankheit des Obote zu heilen.« Der Blinde sagte: »Brauchst du sie trocken oder naß?« Spinne sagte: »Ich brauche sie naß.« Dann schnitten die Leute dem Blinden die Zunge heraus. Spinne nahm die Zunge, spießte sie auf ein spitzes, längeres Stäbchen und bohrte dann die Spitze dieses Stäbchens dem Obote in sein Arschloch. Durch diesen Stoß wurde der Gummi beiseite gedrückt. Die Folge war, daß Obote wieder scheißen konnte. Darauf nahm der Obote dem Blinden seine Tochter Anima fort und gab sie Spinne zur Frau. Seitdem läßt man die Spinnen im Haus und tötet sie nicht, denn sie bringen gute Medizin.
Ziegenbock und Schafbock
Gott stellte den Menschen auf die Erde. Der Mensch baute sich ein Haus. Gott stellte die Ziegen auf die Erde. Es wurden bald viele. Sie hatten ihre Wohnung. Gott stellte die Schafe auf die Erde. Es wurden bald viele. Sie hatten ihre Wohnung. Gott stellte die Leoparden, die Hyänen, die Löwen auf die Erde und jeder hatte seine eigene Wohnung. Die wilden Tiere aber fraßen alle Abende Ziegen und Schafe.
Eines Tages kam der Ziegenbock zum Schafbock und sagte: »Was sollen wir machen? Jeden Tag rauben die wilden Tiere einen oder mehrere von uns! Was sollen wir dagegen machen?« Der Schafbock sagte: »Dagegen können wir nichts machen. Man soll das gehen lassen, wie es geht. Wenn wir etwas dagegen tun, geht es uns womöglich noch viel schlechter.« Der Ziegenbock sage: »Doch, wir wollen etwas dagegen tun. Ich werde gegen die wilden Tiere in den Krieg ziehen!« Der Schafbock sagte: »Aber was denkst du! Die wilden Tiere sind ja viel zu stark!« Der Ziegenbock sagte: »Das ist mir ganz gleich! Ich werde es genau nach meinem Kopf machen. Und wenn ich allein Krieg führen muß, werde ich es eben ganz allein tun. Du wirst aber sehen, daß es mir gelingt.« Der Schafbock sagte: »Sei vorsichtig! Es wird dir schlecht dabei gehen.« Der Ziegenbock sagte: »Ich werde es genau so machen, wie ich denke.« Der Schafbock ging und ließ den Ziegenbock allein.
Der Ziegenbock sagte zu seiner Frau: »Mach bis morgen früh schöne frische Kuchen!« Dann holte der Ziegenbock ein langes Haussaschwert mit einem schönen dicken Bandelier. Von dem Menschen lieh er sich getrocknete Felle vom Leoparden, von der Hyäne, vom Löwen. Zwischendurch flocht er sich eine Tasche. Abends spät sagte er zu seiner Frau: »Halte dich mit deiner Last morgen früh bereit. Wir werden ein gutes Stück weitgehen.« Die Frau packte abends schon alle Sachen zusammen und zog das Netz darüber.
Am anderen Morgen früh ging der Ziegenbock den Weg auf das Gehöft des Leoparden zu. Seine Frau ging mit der Last auf dem Kopf hinter ihm her, die, oben aufgepackt, die Kuchen enthielt. Sie kamen ganz dicht zu des Leoparden Haus. Der Leopard lag gerade im Hintergrund des Hauses auf seinem Lager. Die Leopardin aber schaute die Straße entlang. Die Leopardin rief: »Mann! Da kommen die Ziegen, die wir immer essen; sie gehen gerade auf uns zu.« Der Leopard sagte: »Das ist ja gar nicht möglich. So dumm sind die Ziegen nicht!« Die Leopardin sah noch einmal scharf hin und rief dann: »Doch! Es sind die Ziegen.« Der Leopard erhob sich und sagte: »Das sind nicht die, die wir immer essen, das sind andere. Die wir essen, die schreien und laufen fort. Die hier kommen aber ganz unbekümmert auf uns zu. Geh hin und bring dem Bock eine Schale Wasser!« (Wasserbringen ist eine übliche Begrüßungsform dem durstigen Wanderer gegenüber).
Die Leopardin holte eine Schale mit Wasser, um sie dem Ziegenbock entgegenzubringen. Der Leopard versteckte sich hinter der Tür und schaute zu. Die Leopardin ging dem Ziegenbock mit der Schale voll Wasser entgegen. Sie kniete vor dem Ziegenbock nieder. Derweilen setzte die Ziege ihre Last zu Boden. Der Ziegenbock sah die Leopardin grimmig an und sagte grob: »Habe ich vielleicht schon
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