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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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brachte die Kalebasse mit Wasser und das kleine Messer. Der Toro schnitt den Leib der Frau auf und nahm die Leber (ihiri) und das Leben (schima) heraus und warf beides in die Kalebasse mit Wasser. Dann nahm er einen (magischen) Besen aus Sorghumblättern (akoowoa) und tauchte ihn in das Wasser. Er sagte: »Geht nun in eure Häuser. Wenn einer stirbt, spritzt von dem Wasser auf ihn.« Dann sagte der Toro: »Man soll nicht eine Frau heiraten, die sich so zur Ehe anbietet. Man soll ordentlich um sie bitten.«
Bruderzwist
    Es waren zwei Brüder. Der ältere Bruder konnte den jüngeren nicht leiden.« Wenn der jüngere Bruder etwas tat, sagte der ältere Bruder: »Laß das! Du verstehst das nicht!« Wenn der jüngere Bruder etwas nicht tat, sagte der ältere: »Weshalb tust du das nicht? Du läßt mich alles allein machen!« Als der jüngere Bruder klein war, wurde er vom älteren geschlagen; als er größer war, wurde er vom älteren beschimpft; als er so groß war wie der ältere Bruder, konnte er ihm nichts recht machen. Der jüngere Bruder sagte (eines Tages) zum älteren Bruder: »Ich will in den Busch gehen; ich will mir ein eigenes Haus und eine eigene Farm anlegen.« Der ältere Bruder sagte: »Das ist deine eigene Sache.« Der jüngere Bruder ging mit seiner Frau in den Busch. Er baute sich im Busch ein Haus. Er legte sich eine Farm an. Er kam zu seinem älteren Bruder und sagte: »Gib mir deine Jtio (Deichsel)!« Der ältere Bruder gab ihm die Jtio und sagte ihm: »Bring sie mir aber wieder!« Der jüngere Bruder ging mit seiner Jtio zurück in sein Haus im Busch.
    Am anderen Tag ging der jüngere Bruder in den Busch, um mit der Jtio Palmbäume zu schlagen. Seine Frau blieb allein im Haus. Als der Jüngere eine Zeitlang fort war, kam ein Adengegua (muß eine Art von Buschgeist sein; sie werden ebenso wie die Djowa und Baku den Alledjenu der Haussa gleichgestellt) in das Haus des Jüngeren. Er traf die Frau des Jüngeren allein zu Hause und fragte sie: »Wo ist dein Mann?« Die Frau des Jüngeren sagte: »Mein Mann ist heute früh in den Busch gegangen. Er schlägt Palmbäume!« Adengegua sagte zu der Frau: »Dann bereite mir Berre« (ist ein Aufguß kochenden Wassers auf Sorghummehl, ein sehr bitteres Getränk). Die Frau sagte: »Du sollst es haben.«
    Die Frau ging. Sie machte den Berretrank zurecht; aber sie beeilte sich nicht so sehr damit. Die Frau sagte (bei sich): »Mein Mann wird bald nach Hause kommen. Dann kann er den Burschen wegbringen!« Als der Adengegua merkte, daß die Frau sich gar nicht beeilte, kam der Adengegua zu der Frau, packte sie und biß sie überall in den Körper. Er biß sie oben; er biß sie unten; er biß sie hier; er biß sie da. Er biß sie überall. Danach nahm er Baumwolle, zerrupfte sie und drückte sie überall auf ihren Körper.
    Einige Zeit später kam der Mann der Frau zurück aus dem Busch. Er warf den Palmbaum, den er geschlagen hatte, vor der Tür hin und rief: »Frau bring mir Wasser zum Trinken heraus.« Die Frau sagte zum Adengegua: »Höre! Das ist mein Mann!« Der Adengegua sagte: »Frau! Geh nicht hinaus! Bring ihm nichts zu trinken!« Die Frau sagte: »Weshalb soll ich meinem Mann nichts zu trinken geben? Willst du es mir verbieten?« Darauf schöpfte die Frau aus dem Wassertopf in eine Schale, und brachte sie ihrem Mann hinaus.
    Die Frau kam zum Mann hinaus. Der Mann sah die weiße Baumwolle, die überall auf dem Körper der Frau war. Der Mann fragte: »Was ist das mit dir? Wie siehst du aus?« Die Frau antwortete: »Während du weg warst, kam ein Adengegua. Der fragte mich wo du wärst. Dann verlangte er Berre. Ich machte ihm die Berre nicht so sehr schnell, weil ich glaubte, du würdest kommen und ihn wegjagen. Da kam der Adengegua mir nach, und packte mich, und biß mich überall in den Körper. Er biß mich oben, er biß mich unten; er biß mich hier; er biß mich da; er biß mich überall. Danach nahm er Baumwolle, zerrupfte sie und drückte sie überall darauf. Daher kommt es, daß ich so aussehe.«
    Der Mann fragte: »Wo ist jetzt der Adengegua?« Die Frau sagte: »Er ist noch nicht weggegangen; er ist noch im Haus!« Der Mann nahm darauf seine Jtio und ging damit ins Haus. DerMann sah den Adengegua. Er sagte: »So, du bist also der Adengegua!« Damit hob er die Jtio hoch und schlug sie dem Adengegua in den Kopf.
    Die Jtio saß so fest in dem Kopf des Adengegua, daß der Mann sie nicht mehr zurückziehen konnte. Adengegua hatte die Jtio im Kopf. Er lief

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