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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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legen wir in einen Topf, und jedesmal, wenn wir ein Kind haben, legen wir ihm den Ring um, danach sollen wir ihn aber wieder in einen Topf tun.« Die Frau sagte: »So wollen wir es machen.«
    Der ältere Bruder hörte im Ort, daß sein jüngerer Bruder von den Adengegua wieder gekommen sei, daß er die alte Jtio und einen Kupferring mitgebracht habe. Der ältere Bruder sagte:»Ich muß nach meinem jüngeren Bruder sehen und muß meine Jtio wieder von ihm abholen.« Der ältere Bruder machte sich auf den Weg. Er kam zu dem jüngeren Bruder. Er sagte: »Du hast meine alte Jtio wieder mitgebracht?« Der jüngere Bruder sagte: »Ja, ich habe die alte Jtio wieder mitgebracht. Hier ist sie. Nimm sie nur mit.«
    Der ältere Bruder nahm die Jtio. Dann sagte er: »Du hast noch einen Ring aus Kupfer mitgebracht, der Kindern gut ist?« Der jüngere Bruder sagte: »Ja, ich habe einen solchen Ring mitgebracht.« Der ältere Bruder sagte: »Meine Frau ist schwanger. Sie wird in den nächsten Tag ein Kind gebären. Leihe ihn mir, daß ich ihn dem Kind umlege.« Der jüngere Bruder sagte: »Es ist gut. Nimm ihn. Aber wenn ich ihn selbst brauche, muß ich ihn unbeschädigt zurückerhalten.« Der ältere Bruder sagte: »Dann wirst du ihn unbeschädigt zurückerhalten.« Der ältere Bruder nahm den Ring und ging mit ihm nach Hause.
    Die Frau des älteren Bruders gebar bald darauf ein Mädchen. Der ältere Bruder legte dem Mädchen den Kupferring um, den er von seinem jüngeren Bruder geliehen hatte. Das Mädchen wuchs schnell heran. Der Hals des Mädchens wurde schnell dick. Der Ring war ganz fest. Kurze Zeit darauf kam der jüngere Bruder zum älteren Bruder und sagte: »Meine Frau ist schwanger; sie wird in den nächsten Tagen ein Kind gebären. Gib mir den Kupferring wieder, den ich dir geliehen habe.« Der ältere Bruder sagte: »Wart ein wenig; ich will gleich einen Schmied holen, der den Ring durchschneidet. Er ist sehr fest um den Hals meiner Tochter gewachsen.«
    Der jüngere Bruder sagte: »Du darfst den Ring nicht durchschneiden lassen. Ich will ihn unbeschädigt zurückerhalten.« Der ältere Bruder sagte: »Wie soll ich dann aber den Ring vom Hals meiner Tochter herunterbekommen? Soll ich ihr etwa den Hals durchschneiden?« Der jüngere Bruder sagte: »Wie du den Ring vom Hals deiner Tochter nimmst, das kann mich nichtsangehen. Ich will nur meinen unbeschädigten Ring wiederhaben, so wie du früher genau die alte Jtio wieder haben mußtest.« Der ältere Bruder mußte seiner Tochter den Hals durchschneiden, um den Kupferring abzunehmen. Der ältere Bruder gab dann dem jüngeren Bruder den Ring zurück. Der jüngere Bruder nahm ihn und sagte: »Nun ist die Sache erledigt!« – Der jüngere Bruder ging mit dem Kupferring heim. Seine Frau gebar ein Kind. Der jüngere Bruder legte dem Kind den Ring um. Nach einiger Zeit nahm er ihn wieder ab und legte ihn in einen Topf. Bald darauf war seine Frau wieder schwanger. Der jüngere Bruder hatte viele Kinder. Der ältere Bruder hatte keine Kinder.

Die Kassaiden (Völker des Kongobeckens)

    »Es war am Abend eines Herbsttages 1905. Ich stand am Ufer eines der tausende von kleinen Gewässern, die sich zum Flusse Lulua, dann zum Strom Kassai, endlich zum gewaltigen Kongo vereinigen. Uns (d. h. die deutsche innerafrikanische Forschungsexpedition) trennten nur noch wenige Marschtage von Wissmanns Luluaburg jener Station, die er auf Anraten Pogges mitten in das Herz des Kassaibeckens gelegt hatte – in das Land der prächtigsten aller Negervölker, der zierlichsten, klugen, kunstfertigen, dichterisch hochveranlagten Bena Lulua.
    Was hatte ich in diesem Jahre erlebt – ich, der ausgezogen war, das in Europa hinsiechende Glück bei den Naiven zu finden? Die Waldvölker der Kuilu hatten uns mit Pfeilen empfangen, weil sie uns für die Kautschuk- und Menschenräuber Bula Matadis hielten. Den mittleren Kassai hatte ich auf weite Strecken menschenleer gefunden; die Stämme waren dem Machtbereich der Dampferlinie entflohen. Im Bakubaland qualmten noch die Ruinen in gebrandschatzten Dörfern. Bula Matadi hatte einen Bürgerkrieg »beschwichtigt«. Wo war das Glück?
    Zwischen den Büschen tauchte eine drollige Figur auf, ein zierlicher kleiner Neger. Ah er ganz nahe war, öffnete er die Lippen und sang mit ganz leiser Stimme näselnd: »Seht Kalamba / wie er die Tschipulumba (Feinde der Religion Kalambas) vernichtet / wie er Lubuku (das Land der Freundschaft) bereitet. / Es gibt viele Bena

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