Schwarze Sonne Afrika
Feldhühner oder andere kleine Tiere zu fangen, brachte bei weitem keiner so viele Beute heim wie der kleine Ngolo. Als nun eines Tages das Djenbuguri (Erdorakel) befragt wurde, sagte er: »Ngolo wird einmal ein großer König werden.« Darauf sagten die Leute: »Das kann man sich recht gut denken.« Ngolo, der Knabe, war aus dem Stamm der Diarra.
Eines Tages trugen die Leute Njolas ihre Abgabe zu dem König Biton. Sie bestand in Hirse. Aber zu jener Zeit war die Hirseernte nicht geraten. Der König Biton war deswegen sehr ungnädig, und da man seinen Zorn fürchtete, sagten sie: »Der Knabe Ngolo Diarra ist bei uns. Wenn es dir recht ist, wollenwir ihn als Geisel bei dir lassen. Du magst ihn behalten, bis wir unsere Abgaben voll aufgebracht haben werden, was einige Zeit in Anspruch nimmt.« König Biton sagte: »So laßt den Jungen hier.« Ngolo kam an den Hof des Königs Biton.
In Segu gab es damals vier große Baschi (Zaubermittel), die waren über alle Maßen stark. Diese
Mba Kungoba (angeblich der große Wald),
Nangoloko (nichts über den Sinn des Namens zu erfahren),
Sammanere (nere = Frucht; samma = hoch?),
Binjadiugu (= Horn großer Ochsen).
Wenn man das Fest dieser vier Baschi feiern wollte, bedurfte es eines gefangenen Häuptlings und eines Ochsen. Beide wurden in gleicher Weise geschlachtet und aus ihrem Fleisch wurde ein ausgezeichnetes Essen bereitet. Es war eine Suppe, in der die einzelnen Fleischstückchen durcheinanderlagen. Diese Fleischstückchen waren schon geschnitten), so daß man nicht nötig hatte, noch ein Messer zu nehmen oder sie mit den Zähnen abzubeißen. Zu dem heiligen Zeremonial dieses Mahles setzten sich die Anhänger der vier mächtigen Baschi in kleinem Kreis eng gedrängt nieder, und zwar mit dem Rücken nach innen, mit dem Gesicht nach außen.
Alsdann griff ein jeder viermal in die Schüssel mit der Speise hinter sich. Er nahm einen Fleischbrocken aus der Brühe und führte ihn, ohne ihn anzusehen, zum Mund. Dazu sagte er: »Mbakungoba sugu, sugu bombali« (Mbakungoba = das erste Baschi, sugu = Fleisch, bombali = nicht kennen, d. h. Fleisch des Mbakungoba, das Fleisch kenne ich nicht). Er nahm wieder einen Fleischbrocken aus der Brühe und führte ihn, ohne ihn anzusehen, zum Mund. Dazu sagte er: »Nangoloko sugu, sugu bombali.« Er nahm einen dritten Fleischbrocken aus der Brühe und führte ihn, ohne ihn anzusehen, zum Mund. Dazu sagte er:»Sammanere sugu, sugu bombali.« Er nahm einen vierten Fleischbrocken aus der Brühe und führte ihn, ohne ihn anzusehen, zum Mund. Dazu sagte er: »Biniadiugu sugu, sugu bombali.« Diejenigen, die an dieser Mahlzeit teilgenommen hatten, gehörten zusammen und waren unter und miteinander zu Brüderschaft verbunden.
Das Blut der Opfer dieser vier Baschi galt als ganz besonders wertvoll und geeignet, die Zaubermittel damit zu besprengen. Besonders Biton wußte die Macht dieser Baschi zu schätzen, und in jeder Mitternacht wusch er sich mit Wasser, das durch die vier Baschi eine besondere Kraft erhalten hatte. Das tat er auf dem Dache des Hauses, und er verfuhr dabei so, daß er das Wasser von vorn gegen sich und von oben über seinen Rücken hinter sich goß.
Der Knabe Ngolo, der sehr klug war, erkannte bald, welche Kraft ihm diese Baschiwäsche verleihen konnte. So hockte er denn eines Nachts, als Biton sich wusch, hinter dem König nieder und ließ sich von dem nach hinten geschleuderten Baschiwasser bespritzen. In der nächsten Nacht machte er es ganz ebenso. Aber Biton sah einmal während des Bades hinter sich, und da merkte er, daß der Knabe Ngolo sich von ihm mitbesprengen ließ. Deshalb brachte er in der dritten Nacht eine Lanze mit, und als er gegen Ende der Zeremonie hinter sich sah und wieder Ngolo erblickte, schleuderte er seine Waffe nach ihm. Ngolo wurde durch die Lanze berührt, aber sie vermochte nicht, ihn zu verwunden, so stark hatten die Bäder mit dem Baschiwasser schon auf ihn gewirkt.
Aber Ngolo mußte fliehen. Ein Moriba (Marabut oder Derwisch) nahm sich seiner an und führte ihn mit sich nach Kong. In Kong erlernte Ngolo das Kaufmannsgewerbe und kam nach einigen Jahren als ein angesehener und wohlhabender Kaufmann nach Segu zurück. Er schenkte Biton, dem König von Segu, die Hälfte aller seiner Waren, und Biton schloß Freundschaftmit ihm. Diese Freundschaft hielt an, bis Biton Kulloballi starb. Nachher wurde Ngolo Diarra König von Segu.
Zaubermittel
Die Bammana wissen von einem Mann zu erzählen, der als
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