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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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»Nana Miriam, glaubst du, daß du mir etwas vorlügen kannst? Ich weiß, daß du Fono liebst. Ich will aber nicht, daß ihr euch heiratet. Ich werde es nicht zugeben.« Nana Miriam sagte: »Ich will den großen Marabut in Gavo besuchen.« Fara Maka erlaubte es. Nana Miriam bestieg ihr Boot. Sie fuhr hinab bis nach Gura. Sie traf Fono. Sie sagte: »Guten Tag, Fono!« Fono begrüßte sie. Nana Miriam blieb einen Tag lang in Gura; dann kehrte sie nach Gavo zurück. Sie suchte den Marabut Sinti auf. Sie sagte zu ihm: »Ich will auf jeden Fall diesen Fono heiraten. Richte die Sache ein, so gut du kannst. Sprich mit meinem Vater. Aber ich will diesen Fono heiraten, ob mein Vater nun will oder nicht.« Sinti ging nach Bammana Moudu und suchte Fara Maka auf. Er sagte zu Fara Maka: »Deine Tochter Nana Miriam will diesen Fono heiraten; gib sie ihm zur Frau. Denn sie wird ihn heiraten wollen, ob du willst oder ob du nicht willst.«
    Fara Maka sagte: »Ich habe nur ein Mädchen. Es ist mein einziges Kind. Dieses Kind habe ich alles gelehrt, was ich weiß. Alle meine magischen Kräfte habe ich ihr offenbart. Wenn sie nun einen anderen Mann heiratet, so wird sie dem all mein Wesen und alles, was ich kann, offenbaren. Sie wird ihm eines Tages alle meine magischen Geheimnisse verraten, und ich werde meine ganze Kraft verlieren. So wird es denn eine schlimme Sache unter den Soroko geben, wie sich vordem keine ereignet hat.« Sinti sagte: »Was willst du tun? Dieser Fono ist ein vorzüglicher Mann. Wenn du es hindern willst, wird Nana Miriam gegen deinen Willen diesen Fono heiraten. Und das ist noch schlimmer.« Fara Maka sagte: »Sinti, du hast recht. Es wird geschehen. Wenn Nana Miriam sagt, sie wolle Fono nichts verraten, will ich meine Zustimmung geben. Aber du wirst sehen, das große Unglück unter den Soroko wird damit seinen Anfang nehmen.«Sinti sagte: »Es ist gut so.« Sinti rief Nana Miriam. Sinti fragte sie: »Willst du, wenn dein Vater dich Fono zur Frau gibt, Fono die magischen Kräfte deines Vaters verraten?« Nana Miriam sagte: »Solange mein Vater meinen Mann nicht kränkt, werde ich Fono nichts sagen.« Da gab Fono Maka die Ehe zu. Fono erlegte die Unkosten und dann heiratete Fono Nana Miriam in Bammana Moudu, dem Ort Fara Makas.
       
    Fono sagte: »Ich will dem Vater meiner Frau Nana Miriam, ich will Fara Maka ein Geschenk darbringen.« Er machte sich mit seinen Booten und mit seinen hundertundzwanzig Ruderknechten auf den Weg und brachte eine große Menge von Sobo (Nilpferden), Joronong (Kapitänfischen) und Schuong (Kaimanen) zur Strecke. Es war eine reiche Beute. Fono war reich an magischen Kräften und wußte seinen Fang zu sichern. Fono brachte seinem Schwiegervater die Beute dar und sagte: »Nimm das und sieh, daß du keinen unwürdigen Schwiegersohn hast.« Fono brachte auch dem Marabut Sinti Gaben dar. Fara Maka ärgerte sich darüber, daß Fono auch so gut zu fischen verstand. Fara Maka sagte eines Tages zu Fono: »Kommst du mit mir fischen?« Fono sagte: »Gern begleite ich dich.« Fara Maka bereitete seine Zaubermittel.
    Fara Maka hatte auch hundertundzwanzig Ruderknechte. Jeder rüstete sein Boot. Beide gingen zum Fischlager herab. Beide stiegen in ihre Boote und fuhren auf das Wasser hinaus. Fara Maka hatte sich mit allen seinen Zaubermitteln ausgerüstet; er hatte auf die Pa (Lanze) Fonos Zaubermittel geworfen. Fara Maka warf einmal um das andere. Fono warf einmal um das andere. Fara Maka hatte viele und schwere Beute. Fono aber hatte gar nichts zur Strecke gebracht. Fara Maka hatte alles. Fono hatte nichts. Sie fuhren beide zurück.
    Sie kamen in das Fischerlager zurück. Sie fuhren an den Strand. Sie stiegen aus. Fara Maka lachte und sagte: »Nun, meinFono, wirst du wohl nicht mehr so stolz auf deine Kräfte und Fischereikünste sein. Du siehst, ich habe alle Beute, du aber hast nichts. Nun ist es wohl nichts mehr mit deinem Stolz?« Fono war zornig. Er sagte nichts. Er ging heim. Er aß nicht. Er sprach nicht mit Nana Miriam. Nachts fragte Nana Miriam: »Was hast du, Fono?« Fono antwortete: »Ich habe nichts!« Nana Miriam wartete. Sie sagte nach einiger Zeit: »Was hast du, Fono?« Fono antwortete: »Ich habe nichts.« Nana Miriam wartete. Sie fragte nach einiger Zeit: »Was hast du, Fono?« Fono antwortete: »Ich habe nichts!« Nana Miriam fragte nicht mehr. Nana Miriam ging am anderen Morgen zu dem Marabut Sinti und fragte: »Wenn eine Frau verheiratet ist, hat sie dann ihrem Mann zu folgen

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