Schwarze Sonne Afrika
diese Stämme heißen Soroko, aber die Leute von Timbuktu und Djenne nennen sie Sorkoi oder Sonrhai, und die Bammana nennen sie teilweise Bosso. Sie sind nicht mit den Sommono (der Bammana) oder wie die Südsoroko sie nennen, den Kommio oder wie die Ostsoroko sagen, den Korongoi verwandt. Mit jenen sind sie nicht verwandt, denn sie stammen nicht von Auadia ab.
Auadia kam aus dem Osten. Er war so groß, daß eine Überschwemmung, die Menschen und Vieh fortriß, ihm nur bis an die Knie reichte. Wenn er essen wollte, nahm er einen Joromo, d. i. ein Kapitänfisch, oder ein Schobo (Nilpferd) aus dem Wasser und hielt die Beute ein wenig gegen die Sonne hin, daß die sie brate. Er war so groß, daß er die Beutestücke ganz dicht an die Sonne halten konnte. Auadia war mächtig und groß. Er bat und lieh nicht, sondern er nahm. Er aß so viel, daß um ihn Not entstand und die Menschen bald nichts mehr zu essen hatten. Es war da ein Mohammedaner mit Namen: Sirifi Moula. Der sagte zu den Leuten: »Wartet ab!«
Auadia kam eines Tages zu Sirifi Moula und sagte: »Gib mir ein Kleid!« Sirifi Moula sagte: »Geben kann ich dir kein Kleid; denn ich habe nur zwei, und die beiden sind für alle Welt. Aber ich kann dir eines leihen!« Auadia sagte: »So leihe mir ein solches Kleid!« Sirifi Moula tat es. Da machte sich Auadia einen Überhang daraus. Der reichte aber nur bis zum Nabel.
Bis dahin hatte Auadia nie geliehen, sondern nur genommen. Vor dem Leihen hatte er Angst gehabt. Nun kam einer nach dem andern. Der eine sagte: »Ich habe dir Korn geliehen, gib es mir wieder.« Der andere sagte: »Ich habe dir Reis geliehen, gibihn mir wieder.« Alle Leute kamen nun und wollten Zahlung haben für das, was er genommen. Da floh Auadia weit von dannen. Er kam von Mekka bis nach Bammana Moudu, das liegt am Niger oberhalb von Gavo (oder Gao), nordöstlich von Bandjangara. Dann reiste er den Niger hinauf und kam bis nach Gura und bis hinauf nach Sansanding.
Auadia hinterließ zwei Söhne, den einen in Gura, dem entstammte Fono (oder Fuono), den andern in Bammana Moudu, dem entstammte Fara Maka. Die Grenze ihrer Gebiete lag bei Kabara (bei Timbuktu). Von Nachkommen Auadias stammen alle Soroko ab.
Fara Maka war groß und stark, aber er war häßlich. Er hatte eine Tochter, die hieß Nana Miriam, und er unterrichtete sie in allen Dingen. Oft lag er mit ihr auf der Sandbank und fragte sie: »Was schwimmt da und was schwimmt dort?« Dann antwortete Nana Miriam: »Ich denke, es ist diese oder jene Fischart.« Fara Maka sagte: »Das will ich nicht wissen. Ich will wissen, ob es ein Männchen oder Weibchen ist.« Nana Miriam sagte: »Ich weiß es nicht, mein Vater.« Fara Maka sagte dann: »Das ist ein Weibchen, das ist ein Weibchen, das ist ein Weibchen, das dort ist ein Männchen.« So unterrichtete Fara Maka seine Tochter in allem und seine Tochter Nana Miriam lernte alle magischen Künste ihres Vaters.
Im Gavoland war damals ein Nilpferd, das fraß alle Reisfelder, so daß große Not entstand. Das Nilpferd hatte das Vermögen, sich in allerhand Verwandlungen zu zeigen und sich so allen Verfolgungen zu entziehen. Fara Maka machte sich auf, das Land von dem Nilpferd zu befreien. Er nahm seine Lanzen mit. Das Nilpferd hatte aber um seinen Nacken und auf seinem Rücken viele Öfen und brennende Feuer. Als Fara Maka auf das Tier stieß, schleuderte er eine Lanze nach der anderen auf das Tier, und jede einzelne fiel in einen Feuertopf, schmolz darin und wurde von dem Nilpferd verschlungen. Unverrichteter Sachekehrte Fara Maka heim. Es war im Gavoland ein Jäger mit Namen Kara-digi. Der hatte eine Meute ganz wunderbarer Hunde, von denen jeder einzelne größer war als ein Pferd. Das Leittier unter diesen Hunden hieß Kunjima Mbana. Kunjima Mbana war ganz schwarz.
Fara Maka sagte: »Wenn Kara-digi mit seinen hundertundzwanzig Hunden das Nilpferd nicht vernichten kann, weiß ich nicht, was weiter geschehen soll.« Fara Maka ließ den Jäger mit seinen hundertundzwanzig Hunden kommen. Er ließ viele gute Speise, große Mengen der besten Speise zubereiten, damit die Hunde viel Kraft und Mut hätten. Alle Hunde waren jeder einzelne an einer Kette festgelegt. Die Hunde fraßen alle die Speise, die zubereitet war, auf. Es blieb von der Reisspeise bis zum andern Tag nichts übrig. Am andern Morgen führte Karadigi Mao Fosi-Fasi die hundertundzwanzig Hunde in die Gegend, wo das Nilpferd war. Als sie in seiner Nähe waren, löste er einen Hund nach dem
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