Schwarze Sonne
Augenblicke starrte Justus bewegungslos aus dem Fenster. »Wer zum Teufel war das?«, flüsterte er. Im nächsten Moment erschrak er erneut, weil ihm das Feuer unter seinen Füßen wieder eingefallen war.
Doch die Decke hatte den Brand bereits erstickt. Mit einem vorsichtigen Blick unter das rote Wollplaid stellte der Erste Detektiv fest, dass das Feuer aus war. Der Vorhang war zwar verkohlt und auch die Decke würde man wegwerfen müssen, aber die Flammen waren erloschen. »Wenigstens etwas«, murmelte Justus.
Danach wandte er sich Summer Hopkins zu. Er war sich jetzt ziemlich sicher, dass die Frau nicht schlief. Sie war bewusstlos. Alle Bemühungen, sie zu wecken, schlugen fehl. Und als der Erste Detektiv kurz darauf einen nassen Waschlappen aus dem Badezimmer holen wollte, entdeckte er auch die Ursache für Mrs Hopkins’ Bewusstlosigkeit.
»Chloroform!« Justus machte ein angewidertes Gesicht. Das Tuch, das er aus dem kleinen Abfallbehälter gezogen hatte, hatte schon von Weitem nach dem Betäubungsmittel gestunken. Er hätte nicht einmal daran riechen müssen.
Während Justus überlegte, ob er nicht zur Sicherheit den Notarzt rufen sollte – Summer Hopkins war nämlich immer noch nicht wieder aufgewacht –, kehrten Peter und Bob zurück. Allein. Und ihre Mienen sagten alles.
»Der Typ ist uns entwischt.« Peters Stirn war voller Donnerfalten.
»Nichts.« Bob breitete die Arme aus. »Wie vom Erdboden verschluckt.«
»Mist.« Justus schlug die Hand in die Faust. »Konntet ihr wenigstens irgendetwas erkennen? Mann, Frau, alt, jung?«
»Er war weg, Just, verstehst du?«, blaffte ihn Peter an.
»Ja, ich dachte ja nur. Dann hätten –«
»Rosy.« Ein schwaches Stöhnen!
Die drei ??? fuhren herum. »Mrs Hopkins!«
Die alte Dame kam wieder zu Bewusstsein! Mühsam schlug sie die Augen auf und versuchte, sich in ihrem Sessel aufzurichten. Doch sie blickte nicht die Jungen an, sondern ihre Katze. Die saß vor dem Sofa und spielte mit irgendetwas auf dem Boden.
»Was hast du da, Rosy?«, krächzte Mrs Hopkins und zeigte mit einem heftig zitternden Finger auf die Katze. »Lass das liegen!« Sie hustete, atmete schwer. »Hörst du? Rosy?«
Justus ging hinüber zu der Katze und bückte sich. Etwas Kleines, Grünes lag dort auf dem Boden. Er griff danach, musste sich gegen einen schüchternen Tatzenhieb von Rosy wehren und hob das Etwas auf.
Erstaunt sah er es an. Sein Blick verdüsterte sich. An irgendetwas erinnerte ihn das doch.
»Mein Gott!«, stieß er plötzlich hervor und griff sich an den Kopf. »Ein Huhn! Ein grünes Huhn!«
Gelber Engel
»Was?«
»Just?«
Peter und Bob gingen zum Ersten Detektiv hinüber. Seine merkwürdige Reaktion und der noch viel merkwürdigere Ausspruch hatten sie hellhörig werden lassen.
»Seht euch das an!« Justus hielt seinen Freunden einen kaum daumennagelgroßen Gegenstand hin, der tatsächlich die Form eines grünen Huhnes hatte.
»Aber was soll das sein?« Bob blickte irritiert auf das Huhn. »Wieso bist du deswegen so –« Der dritte Detektiv sah urplötzlich hoch und riss den Mund auf. »Der Wollhandschuh!«
Justus grinste. »Genau!«
»Bitte?« Peter schaute verständnislos von einem zum anderen. »Könnt ihr mir vielleicht mal sagen, wovon ihr redet?«
»Peter!« Justus streckte Peter das Huhn direkt unter die Nase und blickte ihn eindringlich an. »Verstehst du nicht? Der Teppich! Der Lappen! Und jetzt das Huhn hier!«
»Teppich? Lappen? Huhn? Ich verstehe kein –« Und endlich fiel der Groschen auch bei Peter. »Das Foto aus dem Wald! Bobs Monster!«
»Jetzt hast du’s!«, freute sich der dritte Detektiv.
»Ihr seid die Jungs, von denen Goldie gesprochen hat, oder?«
Die drei ??? drehten sich um. Summer Hopkins blickte neugierig zu ihnen her. Die alte Dame wirkte immer noch ziemlich geschwächt, schien aber mittlerweile wieder im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte zu sein. Zumindest konnte man das in dem Blick lesen, mit dem sie die drei ??? musterte.
»Ja«, erwiderte Justus und ging zu der Frau hinüber. »Geht es Ihnen wieder besser?«
»Ein Schluck Wasser wäre prima.« Sie lockte ihre Katze mit einem leisen Zungeschnalzen zu sich. »Rosy, komm her zu mir.«
»Ich hole Ihnen ein Glas.« Peter lief aus dem Zimmer.
»Ich habe einen grässlichen Geschmack im Mund.« Mrs Hopkins schmatzte und schluckte angeekelt, während ihr Rosy auf den Schoß sprang.
»Das kommt von dem Chloroform«, sagte Justus.
»Chloroform?«, fragte Bob.
»Ich habe
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