Schwarze Sonne
zerfließt wie flüssiges Glas, Bäume mit Wolkenhüten, Menschen, die man nur ungefähr als solche erkennt, eine schwarze Sonne mit so was wie«, er ging näher ran, »Flügeln.« Peter schüttelte den Kopf. »Irgendwie kann ich mich mit moderner Kunst einfach nicht anfreunden.«
»Schmetterlingsflügel, um genau zu sein«, erläuterte Brooks. »Bemerkenswert, dass dir gerade das aufgefallen ist. Dieses Motiv kannte man bisher nicht aus Mendelstein-Bildern. Es taucht hier zum ersten Mal auf.«
»Aber wer hängt sich denn so etwas an die Wand?« Peter machte ein Gesicht, das sagen wollte: So jemand kann doch nicht ganz richtig ticken.
Bob las das kleine Preisschild, das rechts neben dem Gemälde an der Wand angebracht war, und sagte trocken: »Jemand, der 80.000 Dollar übrig hat.«
»80.000 Dollar?« Peter machte große Augen. »Das Bild hier kostet 80.000 Dollar?«
Brooks nickte. »Also natürlich nicht dieses Bild. Das ist selbstverständlich eine Kopie. Von den wertvollen Gemälden stelle ich nur die Kopien hier aus. Aber das Original hiervon kostet 80.000 Dollar, ja.«
»Und das haben Sie ersteigert?«, rutschte es Peter heraus.
Brooks lächelte nur, sagte aber nichts.
»Das Bild wurde also nicht aus diesem Raum gestohlen?«, fragte Justus interessiert.
»Nein, aus meinen Safe im Keller.«
»Der aufgebrochen wurde?«
»Ja, mit einem Stemmeisen«, antwortete Brooks. »Es lag noch daneben, als ich gestern Morgen in die Galerie kam.«
»Und andere Bilder wurden nicht aus dem Safe gestohlen?«, wunderte sich Bob.
»Nein. Seltsamerweise nur dieses eine.« Brooks zuckte mit den Achseln. »Aber es war auch mein wertvollstes Stück.«
Justus kniff nachdenklich die Lippen zusammen. »Aber wenn das Bild so viel wert und der Künstler so bekannt ist, dann kann man es doch kaum verkaufen, oder? Es spricht sich doch sofort herum, dass es gestohlen wurde. Was also sollte der Dieb damit vorgehabt haben?«
Brooks schüttelte ratlos den Kopf. »Vielleicht wollte er es für sich behalten, vielleicht war es ein Auftragsdiebstahl, ich weiß es nicht. Denn ja, du hast recht: einen Mendelstein kann man auf dem freien Markt nur mit einem zertifizierten Besitznachweis verkaufen.«
Die drei schwiegen für einige Augenblicke, dann wollte Peter wissen: »Wie wurde man eigentlich so schnell auf Hopkins aufmerksam? Ich meine, es vergingen ja kaum 24 Stunden, bis man ihn hatte.«
»Das habe ich wohl irgendeinem aufmerksamen Nachbarn zu verdanken«, erwiderte Brooks. »Die Polizei erhielt gestern Mittag einen anonymen Anruf. Jemandem war in der Nacht zuvor ein Auto aufgefallen, das hier in der Straße normalerweise nicht steht. Dieser Jemand merkte sich das Kennzeichen, und als der Einbruch bei mir bekannt wurde, gab er es an die Polizei weiter. So kam man Hopkins auf die Schliche, denn das Kennzeichen gehört zu seinem Auto.«
Die drei sahen sich erstaunt an.
»Da hatten Sie aber mächtig Glück«, meinte Bob.
»Und ziemlich, äh, wachsame Nachbarn«, verhaspelte sich Peter fast, der eigentlich »neugierig« hatte sagen wollen.
»Ja.« Brooks warf Dorothee einen orangen Frosch hin. »Ich wünschte nur, ich wüsste, bei wem ich mich zu bedanken habe. Aber derjenige ist wohl zu bescheiden.«
»Oder er hat Angst«, sagte Justus bedeutungsvoll. »Vor wem und warum auch immer.«
Schwarze Sonne
Kurz darauf verabschiedeten sich die drei ??? von Philipp Brooks. Schweigend gingen sie zum Auto und stiegen ein.
»Und was jetzt?« Bob steckte den Schlüssel ins Zündschloss, startete den Motor aber noch nicht. Fragend sah er Justus an.
»Hm.« Justus rollte die Unterlippe nach außen. »Lass mich kurz nachdenken.«
Peter zog seinen Schuh aus und drehte ihn um. Er hatte sich beim Verlassen der Galerie eines von Dorothees Leckerchen ins Profil getreten. »Vielleicht hast du dich doch in diesem Denzel getäuscht«, meinte er zu Bob, ohne ihn anzusehen. »Das Bild wurde bei ihm zu Hause gefunden«, er pulte konzentriert an dem Hundekeks herum, »sein Auto stand vor der Galerie – das sind ziemlich eindeutige Hinweise, wenn du mich fragst. Ha!« Er hielt etwas Kleines, Schwarzes in die Luft. »Eine Schildkröte!«
Bob sah kurz auf das Leckerchen und sagte dann: »Natürlich kann ich mich täuschen. Aber dann muss ich mich wirklich von meiner Menschenkenntnis verabschieden. Denzel hätte ich nie für einen Kriminellen gehalten.«
»Was ja den wenigsten Kriminellen auf der Stirn geschrieben steht«, gab Justus zu bedenken. »Aber
Weitere Kostenlose Bücher