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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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schwere Arbeit und, da sie nur zu zweit waren, auch gefährlich. Als die Segel sich blähten, und sie Fahrt aufnahmen, drehte Monk sich zu Durban um. Es war ein verrückter, schrecklicher Sieg. Sie segelten mit einem dem Untergang geweihten Schiff auf einem Meer aus Gold in Richtung des sterbenden Tages und der Dunkelheit im Osten.
    Â»Zeit, dass Sie verschwinden«, sagte Durban und hob die Stimme über Wind und Wellen. »Bevor wir noch schneller werden. Ich helfe Ihnen, das Beiboot ins Wasser zu lassen.«
    Monk war verdutzt. »Was soll das heißen? Wie wollen Sie denn an Land kommen, wenn ich das Beiboot nehme?«
    Durbans Gesicht war unbewegt, der Wind brannte auf seinen Wangen, dass sie scharlachrot wurden. »Ich komme nicht. Ich gehe mit unter. Eine bessere Art zu sterben, als auf den anderen Tod zu warten.«
    Monk war zu erschüttert, um etwas zu sagen. Er öffnete den Mund, um Durban zu widersprechen, wollte leugnen, dass es möglich sein konnte, aber er wusste, dass das dumm war, noch während der Gedanke ihm durch den Kopf ging. Er hätte es längst bemerken müssen, und hatte es ignoriert: das Schwitzen, die brennenden Wangen, die Erschöpfung, die sorgfältig unterdrückten Schmerzen und vor allem die Tatsache, dass Durban sich in letzter Zeit stets ein Stückchen abseits von Monk und seinen Leuten gehalten hatte.
    Â»Gehen Sie«, sagte Durban wieder.
    Â»Nein! Ich kann nicht …« Sie standen in der Nähe der Reling, das Schiff nahm Fahrt auf, das Wasser schäumte unter ihnen. Das waren die letzten Worte, die Monk sagte, bevor er spürte, dass etwas Schweres gegen ihn stieß und er mit dem Rücken gegen die Reling prallte und über Bord ging. Dann schloss sich das Wasser über seinem Kopf, lähmend kalt, erstickend, alles andere ertränkend.

    Er kämpfte darum, nicht auszuatmen und sich den Weg nach oben zu bahnen. Für Sekunden war der Wille zu überleben stärker als alles andere. Er stieß durch die Wasseroberfläche an die Luft, keuchte und sah den riesigen Rumpf der »Maude Idris« bereits fünfzehn Meter weit entfernt. Er schrie hinter ihr her, auch wenn er nicht wusste, was er eigentlich rief. Einen Augenblick lang sah er Durbans Gestalt im Heck, den Arm zum Gruß erhoben, dann entfernte er sich, und Monk blieb allein zurück. Er zappelte herum und überlegte fieberhaft, wie er an Land kommen sollte, ohne zu ertrinken, von einem anderen Schiff überfahren zu werden oder einfach zu erfrieren.
    Er hatte erst ein paar Schwimmzüge gemacht, bei denen ihn seine durchweichten Kleider bereits behinderten, und war schon ziemlich erschöpft, als er einen Ruf hörte und dann noch einen. Mit gewaltiger Anstrengung drehte er sich im Wasser herum und sah ein Boot mit mindestens vier Mann an den Rudern, das rasch auf ihn zuhielt. Er erkannte Orme, der sich seitlich über den Bug lehnte und die Arme ausstreckte.
    Die Polizeibarkasse war jetzt bei ihm angelangt, und obwohl die Männer die Ruder einlegten, wurde es wegen der Geschwindigkeit des Boots eine verzweifelte Angelegenheit, Monk zu packen. Sie brauchten drei Mann, um ihn an Bord zu ziehen. Sobald sie es geschafft hatten, legten sie sich wieder mit ihrem ganzen Gewicht in die Ruder und eilten hinter der »Maude Idris« her, die immer schneller wurde, je mehr der Wind ihre Segel blähte.
    Aber die »Maude Idris« war ein schweres Schiff, und die Polizeibarkasse konnte den Abstand verkürzen. Monk saß vor Kälte zitternd im Heck. Wegen des Windes fühlten sich seine nassen Kleider auf der Haut an wie Eis, aber er spürte es kaum, alle seine Gedanken waren bei Durban. Würde es helfen, ihn zu retten? Es geschah rein aus dem Instinkt heraus, aus dem Herzen, unter dem starken Zwang der Freundschaft, aber war es wirklich das Beste? Forderten Ehre und Würde nicht, dass
man ihn auf seine Weise sterben ließ? Würden Monk und diese Männer um ihn herum nicht das Gleiche wählen?
    Wussten sie es? Hatte Durban es ihnen erzählt? Nein – unmöglich, sonst hätten sie ihn davon abgehalten, hätten geahnt, was er vorhatte. Sie würden die ungeheuerliche Nachricht, dass die Pest an Bord war, nicht glauben. Konnte er es wagen, es ihnen jetzt zu erzählen?
    Sie kamen der »Maude Idris« immer näher. Die sinkende Sonne ließ ihre ausgebreiteten Segel schimmern wie die Flügel eines riesigen Vogels. Sie

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