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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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war.«
    Orme maß ihn mit kaltem Blick.
    Â»Was macht er?«, fragte der andere Polizist.
    Â»Das erfahren Sie, wenn er es will«, erwiderte Monk.
    Sie warfen sich Blicke zu, schwiegen aber. Newbolt und Atkinson standen verdrossen und ängstlich in der Nähe der Reling. Keiner bewegte sich, denn die Pistolen der Wasserpolizisten waren schussbereit, und sie hatten wahrlich genug Feuerkraft, um sie aufzuhalten.
    Der Wind heulte immer lauter durch die Takelage. Ein großer Schoner kreuzte flussaufwärts an ihnen vorbei, sein Kielwasser ließ die »Maude Idris« leicht schaukeln.
    Schließlich tauchte Durbans Kopf in der Luke auf. Monk bewegte sich als Erster, trat auf ihn zu, umklammerte seine Hand und zog ihn hoch. Durban war kreidebleich, die Augen rotgerändert und voller Entsetzen, als hätte er die Hölle gesehen.

    Â»War es ...?«, fragte Monk.
    Â»Ja.« Er zitterte unkontrollierbar. »Mit durchschnittenen Kehlen, acht Mann, sogar der Schiffsjunge.«
    Â»Nicht …«
    Â»Nein. Ich habe doch gesagt – durchgeschnittene Kehlen.«
    Monk wollte etwas sagen, aber wie sollte er sein Entsetzen in Worte fassen?
    Durban stand an Deck, atmete langsam und versuchte, seine Gliedmaßen unter Kontrolle zu bringen. Schließlich schaute er zu Orme hinüber. »Verhaften Sie diese Männer wegen Mordes«, befahl er ihm und zeigte auf Newbolt und Atkinson. »Massenmord. Wenn sie zu fliehen versuchen, dann schießen Sie sie nicht tot, sondern nur zum Krüppel. Schießen Sie ihnen in die Beine.
    Der Dritte ist da unten, womöglich tot. Lassen Sie den. Machen Sie nur die Luke dicht. Das ist ein Befehl. Niemand geht da runter. Haben Sie mich verstanden?«
    Orme starrte ihn ungläubig an, dann dämmerte es ihm allmählich. »Das sind Flusspiraten!«
    Â»Ja.«
    Orme war kreidebleich. »Die haben die ganze Mannschaft umgebracht?«
    Â»Außer Hodge. Ich nehme an, den haben sie leben lassen, weil er mit Newbolts Schwester verheiratet war.«
    Orme rieb sich mit der Hand übers Gesicht und starrte Durban an. Dann nahm er plötzlich Haltung an und tat, wie ihm befohlen.
    Durban ging zur Reling hinüber und lehnte sich dagegen. Monk folgte ihm.
    Â»Werden Sie Louvain verhaften?«, fragte er.
    Durban starrte hinaus auf das aufgewühlte Wasser und die Uferlinie, wo die steigende Tide gegen die Pfosten des Piers klatschte und die Stufen eine nach der anderen überschwemmte. »Weshalb?«, fragte er.
    Â»Wegen Mordes!«

    Â»Die Männer werden zweifellos aussagen, er habe es ihnen befohlen und sie sogar bezahlt«, antwortete Durban. »Aber er wird das Gegenteil behaupten, und es gibt keine Beweise.«
    Â»Um Himmels willen!«, explodierte Monk. »Er weiß doch, dass das hier nicht seine Matrosen sind! Er muss wissen, dass sie außer Hodge alle umgebracht haben! Es spielt keine Rolle, ob er ihnen den Auftrag gegeben hat, weil die Männer die Pest hatten, oder ob sie einfach das Schiff übernehmen wollten!« Er schluckte. »Zum Teufel, das glaubt uns kein Mensch! Das Schiff ist hier, und die Ladung ebenfalls!«
    Durban sagte nichts.
    Â»Wenn Louvain diese Männer bezahlt hat«, fuhr Monk fort und drehte sich zu Durban um, sodass ihm der eisige Wind ins Gesicht schlug, »muss er an Bord gewesen sein. Irgendjemand hat ihn hingebracht, hat ihn gesehen. Es gibt eine Kette von Beweisen! Wir können ihm das nicht durchgehen lassen. Unmöglich!«
    Â»Er kann mit einem ganzen Dutzend Behauptungen daherkommen«, sagte Durban matt. »Diese Männer hier haben die Mannschaft umgebracht. Wir werden nicht einmal beweisen können, dass Louvain Bescheid wusste, geschweige denn, dass er es befohlen hat. Wir können niemandem den Grund verraten, und das weiß er.«
    Â»Ich gehe zu ihm«, sagte Monk, dem der Zorn fast die Luft zum Atmen raubte.
    Â»Monk!«
    Aber Monk hörte nicht. Wenn Durban Louvain für das, was er getan hatte, nicht zur Rechenschaft ziehen wollte oder konnte, würde Monk das übernehmen, koste es, was es wolle. Er ging zur Strickleiter hinüber, schwang sich über die Reling und kletterte hinunter in das Boot, und diesmal achtete er nicht darauf, ob er sich die Knöchel aufschlug oder an den Ellenbogen blaue Flecken bekamen. Louvain hatte Mercys Leben und das von sieben anderen Frauen auf dem Gewissen, und nur durch Gottes Gnade waren Hester und

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