Schwarze Themse
Newbolt und Atkinson, auf was für einem Schiff sie sind. Glauben Sie, die bleiben dann noch dort? Glauben Sie nicht, dass die Sie dann verfolgen, egal, wohin, für den Rest Ihres Lebens?«
Jegliche Farbe wich aus Louvains Gesicht, das nur noch gräulich weià war. Er holte Luft, um Monk etwas zu entgegnen, wusste aber, dass seine Miene ihn verriet.
Diesmal gelang es Monk zu lachen, ein krächzendes, würgendes Lachen. »Sie wissen, was die sind!«, sagte er. »Sie wissen, was die mit Ihnen machen. Kommen Sie jetzt mit, oder soll ich es ihnen sagen?«
Louvain stand sehr langsam auf. »Wozu. Sie haben nichts davon, Monk. Sie können mir nichts beweisen. Ich werde sagen, ich hätte die Mannschaft in Gravesend abgemustert, und diese Männer hätten das Schiff in den Pool gebracht.«
»Wie Sie wollen«, wiederholte Monk. In dem Augenblick wusste er mit eiserner Entschlossenheit, was er tun würde.
Louvain spürte die Veränderung, und er erkannte, dass er geschlagen war. Er straffte die Schultern und kam um den Tisch herum. Er bewegte sich langsam, mit der angespannten, animalischen Anmut eines Mannes, der um seine körperliche Stärke weiÃ. »Und was, wenn ich behaupte, Sie hätten mich angegriffen?«, fragte er beinahe neugierig, als spielte die Antwort im Grunde keine Rolle.
»Das werden Sie nicht«, antwortete Monk. »Denn in dem Augenblick, in dem Sie es versuchen, sind Sie, so wahr ich hier stehe, tot. Ich werde auf Sie schieÃen â nicht, um Sie umzubringen  â in die Beine. Und Newbolt und Atkinson sind immer noch da. McKeever ist übrigens tot. Pest, vermute ich.«
Louvain blieb stehen. »Was wollen Sie, Monk?«
»Ich will, dass Sie auf die âºMaude Idrisâ¹ gehen. Sie gehen voraus  â los jetzt!«
Langsam, als müssten sie gegen die Tide waten, durchquerten sie das Büro und gingen hinaus. Die Sekretäre blickten auf, aber niemand sagte etwas. Louvain öffnete die Haustür und zuckte zusammen, als der eisige Wind ihn traf, aber Monk lieà nicht zu, dass er einen Mantel holte, denn in der Tasche hätte eine Waffe stecken können.
Sie überquerten die StraÃe und gingen zum Kai hinunter. Louvain zitterte vor Kälte. Es war ein strahlender Nachmittag, die Sonne stand tief im Westen, denn die Tage wurden immer kürzer, das Licht tanzte golden auf dem Wasser.
Sie mussten nur wenige Minuten auf ein Boot warten, und Monk befahl dem Ruderer, sie hinauszubringen. Keiner sprach ein Wort, als sie sich setzten. Die Wellen klatschten gegen den Rumpf, und wenn das Wasser gelegentlich hochspritzte, war es wie Eis.
Als sie die »Maude Idris« erreichten, wies Monk Louvain an, die Strickleiter hochzuklettern, dann folgte er ihm. Durban stand allein auf Deck.
Louvain blieb verdutzt stehen, dann drehte er sich schwungvoll zu Monk um.
Monk nahm die Pistole aus seinem Gürtel. »Ich bringe Mr. Louvain runter zur Mannschaft«, erklärte er Durban. »Kann ich mir noch mal die Laterne borgen?«
»Ich begleite ihn«, antwortete Durban. »Sie bleiben hier oben.«
Monk starrte ihn an. Er sah erschöpft aus, sein Gesicht war gerötet, die Augen eingesunken. »Nein, ich machâs. Abgesehen davon könnte er sie, so wie Sie aussehen, leicht überwältigen.«
Durban wollte widersprechen, doch Monk schob sich an ihm vorbei und drückte Louvain die Laterne in die Hand. »Sie gehen zuerst!«, befahl er ihm. »Ganz runter. Wenn Sie stehen
bleiben, schieÃe ich auf Sie, und glauben Sie mir, es ist mir ernst!«
Durban lehnte sich an die Reling. »Bleiben Sie nicht zu lange unten«, sagte er. »In einer Viertelstunde ist Gezeitenwechsel. Dann müssen Sie an Land.« In seinen Augen und in seiner Stimme lag Entschlossenheit.
Louvain machte sich auf den Weg nach unten, und Monk folgte ihm, mit einer Hand hielt er sich fest, in der anderen hatte er die Pistole. Er musste das hier übernehmen. Er musste Louvain ins Gesicht sehen, wenn er auf dem Boden stand und hinunter in die Bilge schaute. Monk wollte, dass er die Pest roch, sie einatmete, den Gestank kennen lernte, damit dieser ihn für den Rest seines Lebens in seinen Träumen verfolgte. Noch als alter Mann würde er schreiend und schweiÃgebadet aufwachen und sich wieder in dem knarrenden, leicht hin und her schaukelnden Schiff befinden, zusammen mit den Leichen der Männer, die
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