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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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arrangierte ich ein Abendessen mit ihm, seiner Frau Lucille, seinem Sohn Darrin und der zukünftigen Schwiegertochter. Dabei konnte ich Darrin überreden, die Entscheidung, selbst ein Untoter zu werden, noch aufzuschieben. Die Hochzeit sollte nach wie vor stattfinden, doch das war schon mal ein Anfang. Nachdem sein Sohn nun noch unter den Lebenden weilte, kam Dolph mit seiner Vertrauenskrise etwas besser zurecht. Zumindest so gut, dass er mich wieder bei einem Fall hinzuzog.
    Er klang kurz angebunden, beinahe normal. »Anita?«
    »Ja«, flüsterte ich und hielt die Hand um die Sprechmuschel. Aber es fragte sich sowieso schon jeder anwesende Polizist, also die meisten Gäste, mit wem ich redete und warum.
    »Hab eine Leiche, die Sie begutachten müssen.«
    »Jetzt?«
    »Die Zeremonie ist doch vorbei, oder? Ich habe extra gewartet.«
    »Sie ist vorbei. Ich bin jetzt bei der Feier.«
    »Dann brauche ich Sie hier.«
    »Wo?«
    Er nannte mir die Adresse eines Striplokals am Fluss.
    »Ich weiß, dass da ein Club ist, kenne den Namen aber nicht.«
    »Sie werden es nicht verfehlen können«, meinte er. »Wird der einzige mit Polizeischutz sein.«
    Es dauerte eine Sekunde, bis ich begriff, dass er einen Witz gemacht hatte. Dolph hatte an Mordschauplätzen noch nie Witze gemacht. Ich wollte gerade etwas dazu bemerken, als die Verbindung abbrach. Dolph hielt nichts vom Verabschieden.
    Detective Arnet neigte sich heran und fragte: »War das Storr?«
    »Ja«, flüsterte ich. »Ein Mordfall. Ich muss los.«
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ich lief schon an der Tafel entlang. Ich wollte mich beim Brautpaar entschuldigen und mir dann die Leiche ansehen. Es tat mir zwar leid, die Feier und das alles zu verpassen, aber die Pflicht rief. Dadurch entkam ich nicht nur Arnets Fragen, sondern brauchte auch nicht mit Micah oder Nathaniel oder sonst wem zu tanzen. Der Abend wurde immer besser. Es machte mir zwar ein schlechtes Gewissen, aber ich war froh, dass jemand tot war.

3
    A ls ich die Tote sah, war ich allerdings gar nicht mehr froh. Das schlechte Gewissen hatte ich noch, aber froh war ich nicht mehr. Ich fühlte mich mies, weil ich den gewaltsamen Tod eines Menschen als Ausweg aus einer unangenehmen Situation willkommen geheißen hatte. Ich war kein Kind mehr. Ich hätte mit Arnet und ihrer Fragerei fertig werden können, ohne mich hinter einem Mordfall zu verstecken. Die Tatsache, dass ich mich hier, wo ich auf eine Leiche starrte, wohler fühlte als an einer Hochzeitstafel, sagte einiges über mich und mein Leben. Wahrscheinlich etwas, was ich gar nicht so genau wissen wollte. Aber stopp, wir hatten eine Leiche zu begutachten, ein Verbrechen aufzuklären; da konnte der schwierige persönliche Kram warten. Musste er. Ja, klar.
    Die Leiche war ein Fleck blasser Haut zwischen zwei Müllcontainern auf dem Parkplatz. Durch die Blässe hatte sie etwas Geisterhaftes an sich, so als würde sie in die Oktobernacht verschwinden, wenn ich mal blinzelte. Vielleicht lag es an der Jahreszeit oder an der Hochzeitsdeko, in der ich eben noch gesessen hatte, jedenfalls war die Art, wie die Tote zurückgelassen worden war, ziemlich gruselig. Die Täter hatten sie hinter die Container gelegt, um sie zu verbergen, dann aber den schwarzen Wollmantel der Frau um ihren fast nackten Körper geöffnet, sodass die bleiche Haut im grellen Schein der Halogenlampen des Parkplatzes hell leuchtete. Warum sie verstecken, um dann so die Aufmerksamkeit auf sie zu lenken? Das war unlogisch. Aber für die Täter war es vielleicht völlig logisch gewesen. Vielleicht.
    Ich stand da und fror trotz Lederjacke. Es war gar nicht so kalt. Kalt genug, um sich eine Jacke überzuziehen, aber nicht, um das Futter einzuknöpfen. Ich hatte den Reißverschluss zugezogen und die Hände in die Taschen gesteckt, die Schultern hochgezogen. Doch gegen die Kälte, die ich abzuwehren versuchte, nützte die Jacke nichts. Ich starrte auf die blasse Tote und empfand nichts. Gar nichts. Kein Mitleid. Kein Unbehagen. Nichts. Das machte mir mehr zu schaffen als der Mord an dieser Frau.
    Ich überwand mich, mir anzusehen, was es zu sehen gab, und meine Sorge über meinen moralischen Verfall aufzuschieben. Das Berufliche ging vor.
    Erst als ich am Ende des rechten Müllcontainers stand, sah ich ihre blonden Haare, die wie ein leuchtendes Ausrufezeichen auf dem schwarzen Asphalt lagen. Sie war sehr zierlich. Nur so groß wie ich oder nicht mal das. Sie lag auf dem Rücken auf ihrem

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