Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
erzähl dir alles, was du wissen willst. Egal, was.“ Und das meinte er auch so.
„Du und deine Freunde … Ihr seid euch wirklich nah.“
Ebendiese Freunde würden ihm jetzt sagen, sie wäre bloß auf der Jagd nach Informationen, die sie gegen sie verwenden könnte. Paris wusste es besser. „Wir wurden gemeinsam erschaffen. Wir sind eine Familie.“
„Erschaffen?“
„Ja. Zeus hat uns erschaffen, aus dem Blut seiner besten Krieger, Stahl, niederen Instinkten … so was.“
„Also hast du keine Mutter, keinen Vater?“
„Nö.“
„Das tut mir leid. Unter Blutsverwandten ist auch nicht immer eitel Sonnenschein, aber es ist tröstlich, sie zu haben. Es tut mir leid, dass du das nie erlebt hast.“
„Dadurch bin ich nur umso enger mit meinen Jungs verbunden, aber manchmal habe ich mich tatsächlich gefragt, wie das wohl sein mag. Dann dachte ich darüber nach, was ich habe – Männer, die für mich sterben würden –, und mir wurde klar, dass ich alles habe, was ich brauche.“
„Jemanden zu haben, der bereit ist, für einen zu sterben, ist selten. Und dann gleich mehrere? Überwältigend.“
„Ja. Das ist es.“
„Ich bin froh, dass du das hast. Das ist besser als Familie.“ Wie sehnsüchtig sie klang. „Du hast das nicht?“
„Nein. Nie.“
Und das brach ihm fast das Herz. Ich würde möglicherweise für sie sterben, dachte er, mich vielleicht für sie vor ein Schwert stürzen. „Und jetzt tut’s mir leid. Ich meine, du bist für mich gestorben, aber ich habe …“ Oh, verdammt. Das waren die falschen Worte. Er wartete darauf, dass sie sich anspannte, dass die Stimmung kaputtging.
Nichts davon geschah. „Tja, das bin ich wohl, was? Hast du ein Glück.“
Kein Vorwurf in ihrer Stimme, bloß freundliche Erheiterung, nachdenklich, träumerisch. Sein Herz bröckelte noch weiter.
„Als wir uns kennengelernt haben“, setzte er an, „hast du behauptet, du würdest an einem Liebesroman schreiben. Du hattest sogar ein paar Seiten dabei. Ich weiß noch, wie sie zu Boden geflattert sind, als ich dich umgerannt habe. War das die Wahrheit? Waren die von dir? Seit ich in dieser Zelle aufgewacht bin, war ich der Überzeugung, das wäre gelogen gewesen. Aber jetzt, wo ich dich besser kenne, denke ich anders.“
„Das war von mir, ja. Ich liebe Liebesromane und wollte selbst einen schreiben. Vielleicht werde ich das auch eines Tages. Nicht, dass es einen Verlag für Untote gäbe.“
„Na ja, einen Leser hast du jedenfalls schon mal. Ich will lesen, was du geschrieben hast, und auch, was du noch schreiben wirst. Versprochen?“
Sie leckte sich die Lippen, berührte dabei auch seine Haut mit der Zunge, und oh, wie ihm das gefiel. „Warst du je, äh, verliebt?“, fragte sie und ignorierte seine Forderung.
Okay, na gut. Diesmal würde er ihr die fehlende Antwort in Bezug auf ihren Roman noch durchgehen lassen. „Einmal dachte ich, ich wäre es, aber es hat nicht funktioniert. Und es gab ein paar Frauen, bei denen ich mich nach mehr sehnte, nachdem wir Sex hatten, und noch eine Weile blieb. Ein paarmal habe ich mich sogar mit Frauen getroffen, ohne mit ihnen zu schlafen, in der Hoffnung auf so etwas wie eine Beziehung. Aber nebenbei musste ich doch immer mit anderen schlafen, fühlte mich schuldig und hab mich dann irgendwann zurückgezogen.“
„Das tut mir leid.“
„Muss es nicht. Ist ja nicht deine Schuld.“
„Und dann bedrohen auch noch die Jäger jeden, den du liebst.“
„Stimmt.“
„Wie gehst du damit um? Dass es eine ganze Gruppe von Menschen gibt, die dich jagen, dich hassen?“
„Leicht ist es nicht. Manchmal übertreiben wir es, um Dampf abzulassen. Drogen, Alkohol, Sex, was auch immer unser persönliches Laster ist – aber wir halten durch, und wir passen immer aufeinander auf.“ Ihr warmer Atem auf seiner Haut faszinierte ihn. „Und in letzter Zeit sind wir fast so normal wie die Addams Family – du weißt schon, lieben und leben, während wir versuchen, mit dem klarzukommen, was unsere Feinde auf uns loslassen.“
Sie bohrte die Fingernägel in seine Brust. „Die Jäger … Mehr als die Hälfte der Organisation hatte eine Gehirnwäsche. Immer wieder wird uns erzählt, wie böse ihr seid, dass ihr verantwortlich seid für alles Schlimme, das uns und jedem anderen je widerfahren ist. Wie perfekt unser Leben sein könnte, wenn es euch nicht gäbe. Sie zeigen uns Bilder, grauenvolle Bilder von Folter, Krankheit und Tod, und sie spielen unsere Schwächen gegen
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