Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
„Ach, tatsächlich? Tja, auf dem College hab ich ein Mädchen geküsst. Sie war meine Zimmernachbarin, draußen hat es geregnet, es war dunkel, ab und zu hat es geblitzt, romantisch und gruselig zugleich. Du weißt ja, wie das ist.“
Dass sie daraus keine große Sache machte, dass sie wieder einmal jede einzelne seiner Facetten akzeptierte … Kein Wunder, dass er diese Frau liebte. „Hat es dir gefallen?“
„Irgendwie schon“, gestand sie mit einem verlegenen Flüstern.
Mmh, sie gefiel ihm, wenn sie verlegen war. Was er wohl tun könnte, um das öfter aus ihr herauszukitzeln? Was würde sie nervös machen, aber gleichzeitig zu sehr erregen, als dass sie Nein sagen würde? Das auszutesten … Noch nie hatte er sich mehr auf eine Nacht gefreut.
„Später, nachdem ich dir den Hintern versohlt habe, werden wir ein kleines Rollenspiel veranstalten. Ich werde deinesüße, unschuldige Zimmergenossin sein, und du wirst mir diesen Kuss demonstrieren.“ Und dann werde ich dich zu Dingen überreden, von denen du bisher nur geträumt hast.
„Unverbesserliches Ungeheuer.“
„Aber du liebst mich trotzdem.“
„Ich liebe dich immer .“
Bevor er darauf etwas erwidern konnte, explodierte weißes Licht im vorderen Teil des Zelts. Mit rasend schnellen Bewegungen und vor Wut schäumend packte Paris die beiden Kristalldolche und drückte einen Sienna in die Hand. Einen Augenblick später war er bereits auf den Beinen, vollkommen unberührt von seiner Nacktheit.
Cronus war hier, und wenn seine Furcht einflößende Miene auch nur das geringste Indiz für seine Stimmung darstellte, war er außer sich. Erster Instinkt: Angriff. Den unterdrückte Paris augenblicklich. Gerade so. Der zweite: Aufklärung. Antworten, er brauchte Antworten.
Mit verengten Augen blickte der König an Paris vorbei zu Sienna, die sich gerade wieder anzog. „Du hast alles ruiniert“, grollte er.
Paris trat vor sie und versperrte dem König die Sicht. Cronus deutete bloß auf die Seitenwand des Zelts, und Paris wurde von einem mächtigen Windstoß dorthin getragen und mit unsichtbaren Fesseln bewegungsunfähig gemacht. Sosehr er auch kämpfte, er konnte sich nicht befreien.
Hilflos. Einfach so. Panik füllte seinen Mund wie bittere Pillen, und er schluckte so viele davon, dass er möglicherweise an einer Überdosis zugrunde gehen würde.
Dunkelheit … so viel Dunkelheit … Ich werde ihm wehtun. Ich werde ihn töten. So wild kämpfte er, dass seine Muskeln sich von seinen Knochen zu lösen begannen. Doch das hielt ihn nicht auf.
Mit finsterer Miene sprang Sienna auf. Benutz den Kristall , versuchte er ihr mit dem letzten Fetzen Kontrolle, derihm noch blieb, zu übermitteln. Doch sie tat es nicht; sie hielt Cronus’ Blick stand, das Kinn hocherhoben.
„Ich gehe nicht zurück zu Galen“, verkündete sie.
„Selbst wenn er abhängig von dir wäre, Galen wird dir jetzt ohnehin niemals mehr vertrauen oder gar folgen. Er hasst dich. Du hast seine Gefangene gestohlen, seine Soldatin beschädigt – und er ist nicht der Typ, der so etwas vergibt oder vergisst. Wenn es nach ihm geht, wird jedes Vergehen gegen ihn tausendfach geahndet.“
Langsam entfalteten sich ihre hauchzarten schwarzen Flügel. „Es gibt einen anderen Weg. Wir finden ihn. Gib uns nur etwas Zeit.“
„Zeit? Zeit .“ Bedrohlichkeit sickerte Cronus aus allen Poren. „Du hast mich einmal gefragt, warum ich deine bereitwillige Mitarbeit wollte. Die Antwort war einfach. Irgendwann hättest du dich gegen mich gewendet. Jetzt hast du es getan, und das bedeutet, dass ich mir darüber nicht länger Gedanken machen muss. Also: Nein, ich fürchte, dir bleibt keine Zeit mehr. Jetzt werde ich alles zerstören, was dir lieb und teuer ist.“
Paris fauchte wild, als Cronus verschwand und direkt vor Sienna wieder erschien. Er packte sie am Haar. Endlich gelang es Paris, sich zu befreien, wobei er sich beide Schultern ausrenkte. Er rannte zu ihnen. Hatte sie fast erreicht.
Und kurz bevor er bei ihr war, rief Sienna laut: „Zacharel! Ich rufe dich.“
Cronus holte aus und stach auf Paris ein. Sienna keuchte laut auf. Gemeinsam begannen die beiden zu verschwinden; Sienna hielt ihren Blick fest auf Paris gerichtet, der von brennendem Schmerz überwältigt auf die Knie fiel.
49. KAPITEL
D as machen wir nicht schon wieder“, schrie Sienna, erfüllt von Sorge um Paris, während sie verzweifelt versuchte, zu ihm zurückzukehren. „Ich hab’s satt, dass mich jeder dahin zaubert, wo
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