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Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)

Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)

Titel: Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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Mäuler mit vier Reihen rasiermesserscharfer Zähne vollgestopft waren. Sie waren Killer ohne Gewissen, das Blut ihrer Opfer ihre Nahrung.
    Vor ein paar Wochen war Zorn in ihr Lager eingefallen und hatte eine Spur von Blut und Tod hinterlassen. Damit war Sienna – das Gesicht, das die Überlebenden gesehen hatten – zum Staatsfeind Nummer eins geworden. Seitdem hatten sie es auf sie abgesehen, und gäbe es nicht die Gargl, hätten sie schon längst das Schloss angegriffen.
    Der Drang, wegzurennen, war fast unüberwindbar. Durch die flüchtigen Eindrücke, die Zorn ihr vermittelt hatte, wusstesie, wie diese Wesen jagten, wusste sie, wie gnadenlos sie töteten. Wusste, dass sie die Jagd noch mehr genossen als das Blutbad danach. Wenn sie also einen kühlen Kopf bewahrte und nicht von ihrem Weg abwich, würden sie vielleicht das Interesse verlieren.
    Tja, vielleicht. Nicht.
    „Du hassst unsss unsssere Sssklaven genommen, Weib. Jetzzzt wirssst du unsssere Sssklavin.“
    Das Lispeln hatte er seinen Fangzähnen zu verdanken.
    „Die Sssachen, die wir mit dir machen werden …“ Ein berechnendes Kichern. „Die Ssschreie, die du ausssstosssen wirst …“
    Ohne sie einer Antwort zu würdigen, aber konzentriert auf jede ihrer Bewegungen, zwang Sienna sich, weiter und weiter vom Schloss fortzugehen. Ihre Umgebung wurde dunkler, die Luft dicker, erfüllt von dem Geruch nach Blut und anderen Dingen. Sie marschierte vorbei an Haufen von Knochen, blutroten Teichen und Höhlen, die die Mäuler riesiger gemeißelter Schädel bildeten. Weder hatte sie Waffen, noch war sie sich sicher, wo der Ausgang aus diesem Reich lag – sie wusste nur, dass er hier irgendwo sein musste, weil Cronus sie hier entlanggetragen hatte, als sie halb bei Bewusstsein gewesen war; davon abgesehen, wie sonst hätten Paris und sein Freund herkommen sollen? – oder wo im Himmelreich sie sich befinden würde, wenn sie erst draußen war.
    Ich hätte Paris fragen sollen . Verspätete Erkenntnis war zum Kotzen.
    „Ja, lauf weiter, Weib. Du gehssst geradewegsss auf unssser Lager zzzu.“
    Wahrheit oder Lüge? Diesmal war Zorn ihr keine Hilfe. Sollte sie anhalten? Mit ihnen kämpfen? Ihre Selbstverteidigungskünste waren lachhaft, wenn man dazu noch das Gewicht ihrer Flügel bedachte, das sie kaum balancieren konnte. Was sie auch tat und wohin sie auch ging, die Männer würdensie angreifen, so viel stand fest. Darauf zu warten, dass sie zuschlugen, würde nur das Unvermeidliche hinauszögern.
    Dann erklang hinter ihr ein schmerzerfülltes Grunzen und gleich darauf ein weiteres. Dann noch eins. Die Männer müssen sich gegenseitig bekämpfen, dachte sie erleichtert. Sie nahmen ihr die Arbeit ab.
    Ein Kopf – ohne Körper – kullerte an ihr vorbei. Immer wieder blitzte der leere Blick auf, verschwand, blitzte auf, verschwand. Als ein weiterer Kopf an ihr vorbeirollte, stolperte sie über ihre Füße. Auch wenn sich ihre Erleichterung verdreifachte, drehte sich ihr der Magen um.
    „Musst du so sinnlos töten?“, ertönte eine männliche, vollkommen emotionslose Stimme – und doch lag etwas darin, das ihre Ohren liebkoste.
    „Ja. Muss ich.“
    Paris! Mit hämmerndem Herzen wirbelte Sienna herum. Wild suchte sie die dunkle Umgebung ab. Wo war – dort! Vor Glück wäre sie fast in die Knie gegangen.
    „Warum?“ Sein Begleiter war ein dunkelhaariger Mann, der ein langes Gewand trug. Er hatte ein außergewöhnliches Gesicht, fast sündhaft in seiner herzlosen Schönheit. Über seinen Schultern ragten majestätische weißgoldene Flügel auf. Er sah aus wie ein gefallener Engel, doch das tat Galen ebenfalls. Trotzdem: Wenn Paris ihm vertraute, würde auch sie es tun. Schnee rieselte um ihn herum – nur um ihn. Fast schienen die Flocken mit seiner Haut zu verschmelzen.
    „Die haben sie angesehen, sie bedroht“, erklärte Paris, doch wenn er wusste, wo Sienna stand, gab er es mit keinem Zeichen zu erkennen. „Mein Dämon hat ihre Gedanken gelesen. Die hatten weit Schlimmeres verdient, als sie bekommen haben.“
    „Ich habe dich aufgefangen, habe dich davor bewahrt, deine Eingeweide gleichmäßig über zehn Quadratmeter Felsgestein zu verteilen. Du warst mir einen Gefallen schuldig, und ich habe dich um einen einzigen Tag ohne Blutvergießen gebeten.“
    „Ja, aber du hast nicht gesagt, welchen Tag.“ Damit wandte Paris sich von dem Engel ab und richtete endlich die Aufmerksamkeit auf Sienna.
    Groß und stark, mit finsterer Miene, stapfte er auf sie zu.

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