Schwarzer Koks (German Edition)
wie kann dann die Front 154 die Landbevölkerung terrorisieren? Und was ist mit den Gerüchten um diese neue tödliche Droge, dieses Black Coke?«
»Das sind zwei Fragen«, sagte George mit gefurchter Stirn. »Aber der Reihe nach. Wir haben die Front infiltriert. Mehr kann ich aus Sicherheitsgründen nicht sagen, aber Sie werden in Kürze von ersten Erfolgen hören.«
»Und dieses Black Coke?«, hakte der Mann nach.
»Nichts als Gerüchte. Ohne jeden Beleg.«
»Letzte Woche ist etwas von dem Stoff in London aufgetaucht.«
»Angeblich.«
»Sechs Drogenabhängige sind mittlerweile gestorben. Fünfzehn befinden sich in kritischem Zustand. Auf der Straße heißt es, der Stoff sei suchtbildender als Crack, Heroin und Crystal Meth zusammengenommen. Dazu haben Sie nichts zu sagen?«
George schürzte die Lippen. »Nein.«
Amonite griente. George ärgerte die Prozedur ganz offensichtlich. Aber selbst sie wusste, dass man zu den Medien freundlich sein musste, wollte man seinen Gesichtspunkt gedruckt sehen.
»Was ist mit dem Tod von Octavia Abramo?«, rief ein anderer Journalist.
»Was soll damit sein?«, sagte George, etwas zu aggressiv.
»Wissen Sie, wer sie getötet hat?«
George blickte über die Versammelten, bis sein Blick sich mit dem von Amonite traf. Er zog die Stirn kraus und wandte sich wieder an die Journalisten. »Die ASI hat den mutmaßlichen Mörder gefasst. Er ist in Untersuchungshaft.«
Jubel brach im Publikum aus.
»Was werden die mit ihm machen?«, rief ein Journalist von ganz hinten im Raum.
»Hängt ihn auf!«, rief ein anderer.
»Man ermittelt, wieso er es getan hat und wer ihm den Befehl dazu gab.«
»Wird das Ihrer Ansicht nach zu einer neuen Welle von Attentaten führen?«, fragte die Frau, die die erste Frage gestellt hatte.
George schüttelte den Kopf. »Wie Sie alle wissen, sind Journalisten seit den Tagen von Pablo Escobar ein wohlfeiles Ziel. Aber wir halten das für einen Einzelfall.« Er nickte den Versammelten zu. »Danke für ihr Gehör.«
Weitere Hände schossen hoch, aber er ignorierte sie. Er verließ den Saal. Amonite folgte ihm. Er wartete draußen auf sie. Er griff nach ihrem Arm, bugsierte sie in einen kleineren Raum und schloss die Tür.
»Was zum Teufel machen Sie denn hier?«, fragte er. »Sie können doch nicht so einfach in eine Botschaft spazieren! Diese Journalisten mögen dumm sein, aber es hätte Sie einer erkennen können.«
»Nicht doch. Kein Mensch hat eine Ahnung, wer ich bin.«
George stöhnte. »Was hat denn dieser Kershner zu sagen?«
Amonite biss sich auf die Lippen.
»Na«, half George nach, »hat er schon ausgepackt?«
»Der redet nicht.«
»Warum nicht? Haben die euch beim Militär nichts beigebracht?«
»Er ist ein harter Knochen.«
»Ich möchte das bis heute Abend erledigt sehen. Haben wir uns verstanden?«
Amonite ballte die Faust. Sie hätte George zu gerne eine geknallt.
»Ja, Sir«, sagte sie.
Als George hinausging, summte das Telefon in ihrer Tasche. Es war Dex.
»Was willst du denn wieder?«, zischte Amonite. »Hast du den Reverend aufgetrieben?«
»Ich habe eine ziemlich schlechte Nachricht.«
»Dann spuck schon aus.«
»Er hat den Wärter überwältigt.«
»Wer?«
»Na, Kershner«, sagte Dex. »Er ist abgehauen.«
Kapitel 51
Bogotá, Kolumbien
14. April 2011
Nathan wusste, sie waren von dem Augenblick an hinter ihm her, in dem er durch den Gully in die Finsternis glitt. Rufe hallten über ihm, Kugeln schlugen gegen die Betonwände und prallten sirrend ab. Spritzend landete er bis zur Hüfte im Abwasser. Schmerz schoss ihm die Beine hoch, als er zu stehen kam.
Er stolperte. Fand seine Balance wieder. Strauchelte gleich noch mal.
Das bisschen Licht, das durch das Loch über ihm kam, leuchtete den Tunnel nur ungenügend ein Stück weit aus. Er schien sich endlos ins Dunkel zu erstrecken. Mit den Händen rudernd, watete Nathan drauflos. Leere Weinflaschen, zerdrückte Bierdosen, Plastiktüten, Bruchholz und anderer Müll trieb auf dem Fluss von Exkrementen um ihn herum. Er sah die eine oder andere Ratte die verdreckten Wände hochhuschen, bevor sie wieder verschwand.
Der Schein einer Taschenlampe kam durch die Öffnung.
»Aqui! Aqui! El prisoniero se escapa aqui.«
Hinter sich hörte er spritzend Projektile ins Wasser fahren. Nathan legte einen Zahn zu. Jeden Augenblick würde einer der Wärter in den Tunnel springen. Eine Welle von Adrenalin hatte ihn erfasst. Die Schmerzen der Folter schwanden dahin.
»Atención!
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