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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Preisen. Die wachsenden Profite wiederum verführten immer mehr junge Leute zum Dealen. Dass die Vollzugsbehörden, bürokratisch wie sie waren und von den Kartellen bis ins Mark korrumpiert, den Drogenstrom nach Nordamerika und Europa tatsächlich eindämmen könnten, war nur ein Traum.
    Die Tür schwang auf und knallte gegen die Wand. Nathan schloss die Augen gegen das jähe Licht.
    »Unser
sicario
ist aufgewacht«, sagte eine grobe Männerstimme auf Englisch, aber mit dickem kolumbianischem Akzent.
    Nathan öffnete die Augen einen Spalt weit, aber das Licht war zu stark.
    »Wer sind Sie?«, murmelte er.
    »Eine Freundin möchte dich sehen.«
    »Wer?«
    »Hi, Nathan«, hörte er eine Stimme, die er auf der Stelle erkannte.

Kapitel 47
    Bogotá, Kolumbien
13. April 2011
    Nathan öffnete die Augen zu Schlitzen. Amonite zog einen weißen Plastikstuhl in die Zelle. Ein Neonstreifen sorgte für das grelle Licht. Sie stellte den Stuhl vor ihm ab und setzte sich vorsichtig, als hätte sie Angst, er hielte ihrem enormen Gewicht nicht stand. Ein Wärter knallte die Zellentür zu.
    »Was wolltest du denn bei
El Tiempo
?«, fragte Amonite.
    Eine Ratte huschte aus einem Loch am Fuß der Wand quer durch die Zelle in ein anderes. Nathan richtete den Blick auf das Loch, in dem sie verschwand.
    »Was hat Lucia Carlisla dir alles erzählt?«, fragte Amonite.
    Aus dem Augenwinkel sah Nathan sich die Zelle genauer an. Abgesehen von dem Gekritzel an der Wand war sie bei Licht genauso kahl, wie er sie sich im Finstern vorgestellt hatte.
    »Das kleine Luder haben wir auch erwischt«, sagte Amonite. »Hast sie ja schreien hören.«
    Nathan sagte nichts. Er wollte ihr keine Schwachstellen zeigen. Amonite musterte ihn mit dem Blick eines hungrigen Rottweilers.
    »Wie lang ist das jetzt her, Nathan? Grade mal ein Jahr?«
    Die Ratte steckte den Kopf aus dem Loch und sah sich misstrauisch um.
    »Schau dich an, Nathan. War es das alles wert?«
    Nathan verlagerte das Gewicht, damit Blut in seine eingeschlafenen Gliedmaßen kam.
    »Weißt du was, Nathan? Als ich das erste Mal von dir hörte, habe ich dich unterschätzt. Irgend so ein kleines Stück SOCA-Scheiße. Kein Gegner für die Schlächterin von Juárez. Aber Don Camplones hat mich vor dir gewarnt. Er hatte verdammt Recht.«
    Sie kratzte die Stoppeln an ihrem Kinn. »Erinnerst du dich noch an das Anwesen in Juárez mit all den teuren Möbeln, den Gemälden, den Statuen? Das deine Leute gestürmt haben? Ist dir klar, dass es dort einen unterirdischen Bunker gab?« Sie beugte sich vor. »Ich deute das mal als nein. Hättet ihr den gefunden, nichts von alledem hier wäre passiert. Dort war das Labor. Dort haben wir Black Coke entdeckt. Nicht dass es den Bunker noch gibt.«
    Sie stand auf. »Pass auf, wir haben hier mehrere Möglichkeiten. Du kannst mir einfach sagen, was du weißt, wer sonst noch davon weiß, was geplant ist. Oder ich kann es aus dir herausprügeln, bis du mich auf den Knien anwinselst, mir alles sagen zu dürfen. Also, was soll’s denn sein?«
    Nathan wand sich in den Handschellen in dem Versuch, das Blut zirkulieren zu lassen.
    Amonite beugte sich über ihn. Ihr Atem war heiß und stank.
    »Also?«
    »Hör mit den Steroiden auf«, sagte Nathan. »Du stinkst.«
    »Unmanierlicher Drecksack.« Amonite schlug ihm so hart in den Magen, dass er stöhnend vornüber fiel und nach Luft schnappte. Sie trat ihn in die Rippen und noch mal und ein drittes Mal. Dann richtete sie sich wie ein Turm über ihm auf.
    »Deine Schwester, also die hat gegrunzt wie ein Schwein.«
    Nathan biss sich auf die Zunge, bis es wehtat. Er wollte Amonite anspringen, ihr die Augen ausdrücken, die Ohren abreißen, ihr die hässliche Visage zu Brei treten, sie umbringen. Aber er wusste, er hatte nicht die geringste Chance. Es galt jetzt, geduldig zu sein, den Schmerz zu ertragen und den richtigen Augenblick abzuwarten.
    Amonite lehnte sich in den Stuhl zurück. »Du bist hier ganz allein, ist dir das klar? Selbst dein kleiner Freund Cedric hat dich verraten, einfach im Stich gelassen. Hast du das gewusst? Er hat uns gesagt, wo du wohnst?«
    Sie beugte sich wieder vor und legte die Ellbogen auf die Knie.
    »Also, was ist? Redest du jetzt oder bring ich dich zum Reden?«

Kapitel 48
    Bogotá, Kolumbien
14. April 2011
    »Sie sehen umwerfend aus«, sagte die Verkäuferin, die manikürten Hände in die üppigen Hüften gestemmt; die blonde Dauerwelle wippte, als sie einen Schritt zurücktrat, um Lucia in dem

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