Schwarzer Rauch
plötzlich tausend Mal stärker und starb oft nicht an den Verletzungen, sondern setzte seinem Leben selbst ein Ende, weil er wahnsinnig vor Schmerz geworden war.
In meiner Kindheit war ich einmal blöd genug gewesen, mit einer Mutprobe unter den Hexenkindern Eindruck schinden zu wollen, und hatte mir in die Handfläche geritzt. Es hatte sich angefühlt, als würde die Haut der Hand Stück für Stück abgezogen werden. Erst als meine Mutter nach etlichen Fehlversuchen einen Gegenfluch aussprach, linderte dies den Schmerz. Seitdem machte ich einen großen Bogen um die schwarzen Dolche.
Neben Mandy lag Aurelia, weder entstellt noch tot, was für mich unvorstellbar war. Wenn die Krieger des Zirkels einen Auftrag hatten, hinterließen sie niemals Zeugen. Niemals.
Kurz nachdem ich Vic beruhigt hatte, kamen auch schon meine Freunde, die Elfen. Sie schienen sich fest in Vics Gefühlszentrum gehackt zu haben. Wo sie schon hier waren, konnten sie sich gleich um Aurelia kümmern. Der weibliche Elf war eine Heilerin. Sie verband die Macht ihres Mondsteins mit Aurelia und schon schlug diese die Augen auf.
Sie erzählte von den Angreifern, den Kreaturen. Ich behielt alle Erklärungen in meinem Kopf. Natürlich erkannte ich sie. Die Krieger waren Miren, verwandelt durch den Kriegereid, der zugleich ein tödlicher Fluch war. Jenen Zirkelmitgliedern, die sich zur Wahl der Krieger aufstellen ließen, war diese Konsequenz egal.
Ungläubig lauschte ich Aurelias Theorie, mit einem Ohnmachtszauber außer Gefecht gesetzt worden zu sein. Als ob Miren jemals so etwas getan hätten. Sie hatten sicherlich den Todesfluch geworfen oder eine böse Verletzung, die Todesfolgen nach sich ziehen sollte. Aurelia schien jedoch durch ihren Schutzkreis mehr als gut verteidigt zu sein. Damit hatten die Krieger sicherlich nicht gerechnet.
Als das Gespräch auf das Buch kam, griff ich automatisch an mein Jackett, um zu prüfen, ob sich der Klumpen noch in meiner Innentasche befand.
Der Elf plante bereits eifrig, den Rat einzuberufen, als ich um Aufmerksamkeit bat. In diesem Moment öffnete ich meine verschlossenen Gedanken über das Grimoire und Vics Erleichterung rollte wie eine Welle über mich.
Der Fluch
»Sicher ist es dir erlaubt, zu sprechen, junger Mann«, antwortete Mars auf Darians Bitte hin. »Doch lasst mich zuvor eine Frage stellen: Ist euch die gefahrvolle Situation klar, in der wir uns befinden? Ich kann eure Emotionen nicht richtig deuten.« Er zeigte mit seinem Kopf in meine Richtung. Ich stand immer noch erleichtert neben Aurelia.
»Deshalb bat ich ja, sprechen zu dürfen«, eröffnete Darian seine Erzählung. Er holte etwas aus der Innentasche seiner Jacke und überreichte es Aurelia. »Mit Vics Hilfe konnte ich die Krieger täuschen. Das Grimoire ist in Sicherheit.«
Aurelia hob fragend die Augenbrauen. Dann sah sie auf den Klumpen in ihrer Hand.
»Vic, würdest du mir bitte noch einmal behilflich sein?«
Automatisch reichte ich ihm meine Hand und spürte diesmal, wie ein Zucken bei der Berührung unseren Machtkreis verband. Als würde sich ein Stromkreis schließen, floss nun unsere gemeinsame Macht in seinen Zauber. Dieses Mal sprach Darian den Zauber lautlos.
Der Klumpen in Aurelias Hand fing an zu wabern, zu flimmern und sich dann auszudehnen. Darian war einfach fantastisch. Im Nu lag das Grimoire Lunaris unversehrt auf Aurelias Schoß. Voller Staunen blickte sie abwechselnd von mir zu Darian und wieder zu mir. Lange hielt ich diese peinliche Stille nicht aus.
»Es ist doch nichts Besonderes«, durchbrach ich das Schweigen. Als ich jedoch in noch verwirrtere Gesichter sah, setzte ich noch hinzu: »Oder doch? Darian? Aurelia?« Ich blickte zwischen den beiden hin und her.
»Ich kann es nicht glauben«, begann Aurelia. »Ihr habt dieses Buch, das Grimoire Lunaris , das durch unzählige Zauber, Flüche und Bänne geschützt ist, verzaubert? Wie konntet ihr das tun?«
Instinktiv ging ich zur Verteidigung über: »Ich wusste nicht, dass Darian das vorhatte … aber ich bin wirklich froh darüber.« Ich lächelte Darian aufmunternd und voller Stolz zu.
»Das war nicht meine Frage. Ich meinte, wie war es euch möglich , dieses Buch zu verzaubern? Ich bin mehrmals daran gescheitert, es auch nur unsichtbar zu machen, als ihr es mir gezeigt habt.«
»Das hat Darian gemacht, ich hab ihm nur meine Macht geliehen, wie er es nannte«, antwortete ich aufrichtig.
»Das ist ein sehr schwieriger Zauber, da reicht selbst die
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