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Schwarzer Rauch

Schwarzer Rauch

Titel: Schwarzer Rauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Hasse
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verzerrt, der vermutlich ihren letzten Atem verschlungen hatte. Ich hatte noch nie einen Toten gesehen. In meinem Kopf drehte sich alles. Darian schien das zu spüren und wandte sich zu mir um.
    »Beruhig sie«, zischte er beinahe und zarter Nebel kam auf mich zu. Ich wollte mich wehren, sah dann aber in Darians vertrauensvolle Augen. »Lass es zu«, sandte er mir in Gedanken und ich gehorchte. Mit dem ersten Einatmen des Nebels beruhigte sich mein Magen und der Schwindel verschwand.
    Darian widmete sich nun Aurelia. Er fühlte ihren Puls und seufzte erleichtert auf. »Ihr geht es gut. Wir müssen trotzdem einen Heiler holen.«
    Doch das war gar nicht nötig. Innerhalb von Sekunden standen Mars und Lenja neben uns. In einer solchen Situation war das Gefühle-Stalken praktisch gewesen.
    Lenja schien ebenso geschockt wie ich: »Gütiger Gott, was ist denn hier passiert?« Sie kniete sich neben Aurelia, befühlte ebenfalls ausgiebig ihren Puls und tastete sie auch sonst überall ab. Dann nahm sie ihren Mondstein in die linke Hand, ballte diese zur Faust und umschloss so den gesamten Anhänger. Nun legte sie ihre rechte Hand auf die Brust von Aurelia, betete oder zauberte murmelnd vor sich hin, bis Aurelia kurz darauf ihre Augen aufschlug.
    Mit einem Ruck atmete sie so heftig ein, dass sie ein Hustenanfall schüttelte, bis sie ganz rot im Gesicht wurde. Nach wenigen Augenblicken war auch das vorbei und sie setzte sich auf. Noch wacklig auf den Beinen versuchte sie, aufzustehen, was ihr nur mit der Unterstützung von Mars gelang. Er führte sie zu einem Sessel in der Ecke, drängte sie, sich zu setzen. Nun wollte er über die Geschehnisse unterrichtet werden. Nach einer kurzen Pause begann Aurelia zu erzählen:
    »Nach dem Essen hatte ich eine starke negative Schwingung empfangen, direkt gefolgt von einer Vision. Böse Kreaturen hatten versucht, das Grimoire Lunaris zu stehlen. Mandy hatte es mit ihrem Leben verteidigt. Ich bin natürlich sofort zu ihr gerannt, um sie zu warnen. Doch es war zu spät. Sie hatte sich bereits mitten in einem Kampf mit drei seltsamen Wesen befunden. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Sie waren halb menschlich, halb Tier, aber keine Werwölfe. Sie hatten Hörner und Klauen an den Fingern. Ihre Körper waren von einem Panzer überzogen, dünn, elastisch, nicht so starr wie bei einer Schildkröte. Sie waren stark. Mächtige Zauberer und mächtige Krieger.
    Sie haben Mandy verstümmelt und sie anschließend getötet. Als ich hinzugekommen bin, waren sie gerade dabei, das Buch aus dem Schutzkreis zu lösen. Ich habe versucht, sie daran zu hindern. Einer von ihnen schleuderte mir einen Ohnmachtszauber entgegen, der meinen Schutzwall durchbrechen konnte, was sicherlich selten der Fall ist. Ich bin eine richtig starke Telepathin. Allein durch meine Gedanken gleicht der Schutz, der mich umringt, einer Festung. Ich habe noch nie erlebt, wie ein kleiner Zauber zu mir durchdringen konnte. Ich frage mich, was das für Wesen waren.«
    »Wo ist das Grimoire?«, unterbrach ich Aurelias Schilderung. Einerseits war ich froh, dass es Aurelia gut ging und auch, dass das Buch nicht in meinen Händen war, als diese Wesen hier wüteten. Andererseits stieg das Grauen in mir auf. Wenn diese Kreaturen jetzt schon so böse waren, was würde erst alles passieren, wenn sie die Macht des Buches in den Händen hielten? Aurelias Blick ließ meine letzte Hoffnung schwinden.
    »Dort lag es, umgeben von einem doppelten Schutzkreis, von mir und meinen stärksten Magiern gelegt. Ohne den Aufhebungszauber hätte es nicht möglich sein dürfen, es zu entwenden. Ich hätte es nie aus den Augen lassen und diese Bürde Mandy allein auftragen dürfen. Niemals!« Voller Selbstvorwürfe schluchzte Aurelia, die sonst so selbstbewusste und starke Leiterin der Gemeinschaft in London, laut auf. Tränen flossen ihre Wangen hinunter.
    Ich wusste erst nicht, wie ich mich verhalten sollte. Daher beschloss ich, dass hier kein Zauber oder Ritual helfen konnte. Ich nahm sie in meinen Arm und tröstete sie, wie eine Mutter ihr Kind tröstete. Dabei wirbelten meine Gedanken. Ich machte mir Sorgen, große Sorgen. Nicht nur um mich, sondern um alle, die ich liebte. Wie sollten wir aus dieser Sache nur wieder herauskommen?
    »Wir müssen eine Ratssitzung abhalten. Unsere Welt muss erfahren, was passiert ist und wir müssen uns gemeinsam auf einen Krieg vorbereiten.« Mars war wieder von der Rolle des Beschützers auf die des strategischen

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