Schwarzer Rauch
Völlig hilflos. Voller Trauer, als wäre Vic bereits von uns gegangen.
Doch dann spürte ich es. Spürte ich sie . Ich hörte ein Echo ihrer Stimme in meinem Kopf. Sie hatte eben an mich gedacht oder von mir gesprochen.
Dieser Gedanke schenkte mir neue Kraft. Ich sah Lenja und auch Aurelia an.
»Ich kann sie spüren! Ihr geht es gut!« In meinen Worten lag eine neue Zuversicht, die auch den beiden neue Energie zu schenken schien. Sie strafften sich und Lenja nahm ihre Aufgabe als Heilerin mit letzter Kraft wieder auf.
Ich sandte all meine noch übrige Macht als Zauberer zu Victoria. Ich spürte die Verbindung, die wir über unsere verschränkten Hände hatten, konnte sogar Lenja spüren, die das andere Ende dieser Verbindung zu sein schien. Unser beider Energie floss zu Victorias beinahe leblosem Körper.
Plötzlich begann sie heftiger zu atmen, ihr Puls raste.
Ich erkannte die Euphorie in Lenjas Gesicht, die Erleichterung in ihren Augen. Sie atmete tief durch und bat mich, meine Macht mit ihr zu teilen. Ich stimmte natürlich zu und reichte ihr meine freie Hand.
Dann betete ich: Bitte, lieber Gott, schick mir meine Victoria zurück. Ich werde dir meine ewige Treue schenken, ganz gleich, welcher Prüfung du mich unterziehen willst.
Kaum hatte ich diese Worte gedacht, brannte eine Hitzewelle durch mich hindurch. Ein Blick auf meine Hand zeigte mir, dass ich leuchtete. Ein bläulich-weißer Schimmer lag über meinem ganzen Körper.
Lenja und Aurelia keuchten vor Schreck auf. Lenja hielt unsere Verbindung dennoch aufrecht.
Dann begann Aurelia lauthals zu lachen.
Die Prophezeiung
Mein Blick haftete weiterhin auf dem älteren Elric. War das hier tatsächlich unser aller Zukunft? Würde er doch noch für das Licht arbeiten und das Dunkle bekämpfen? Was war das für ein seltsamer Ort? Es glich eher einer Szene aus einer längst vergessenen Zeit, denn der Zukunft.
»Damit liegst du genau richtig.« Ich erschrak beinahe zu Tode, als die Stimme hinter mir erklang. Sofort drehte ich mich um und blickte in strahlend blaue, leuchtende Augen, die von weißblonden Locken umspielt wurden. Mein Gesichtsausdruck schien Bände zu sprechen, daher sprach die Stimme ganz ruhig weiter: »Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe.«
»Aber … ich bin in einer Vision. Wie kannst du … können Sie …« Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte. Mein Kopf war leer. Oder überfüllt. Ich konnte das Unfassbare nicht verstehen. Lediglich mein Geist trat in diese Welt ein. Er konnte weder gesehen noch angesprochen werden oder mit etwas anderem als beispielsweise Aurelias Geist kommunizieren. War sie wie ich?
Nein, sie funkelte nicht wie ein Prisma. Überprüfend blickte ich auf meine Hand, die das Licht brach, wie schon bei meinem letzten Ausflug.
Was war geschehen? Ich sammelte alles, was noch an Vernunft in mir übrig war und sprach: »Wie ist das möglich? Wer sind Sie?«
Mein Gegenüber lächelte übers ganze Gesicht und antwortete mir in einem vergnügten Ton, als wäre es das normalste der Welt, dass ich mich mit einem Teil meiner Vision unterhalten konnte: »Entschuldige, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe. Ich bin Diana, Gemahlin des Mondes, Teil der Moiren. Früher nannte man uns Schicksalsgöttinnen. Und aus genau diesem Grund bin ich hier. Mein Gemahl wurde von großer Trauer erschüttert, als wir ihm das bevorstehende Ende eurer Art prophezeiten.«
Ich schluckte nur und brachte keinen Ton heraus. Sie war wer? Die Frau des Mondes? Ich brachte nur ein innerliches Kopfschütteln zustande. Mehr war nicht möglich. Das Ende unserer Art?
Diana nickte traurig. »Ich sah, wie eure Gegner die Keren heraufbeschworen. Genau dasselbe ist vor etlichen Jahren schon einmal geschehen. Ich habe dich hierher geführt, damit du es mit deinen eigenen Augen sehen konntest. Eine aus mehreren damaligen Stämmen gegründete Gruppe hatte gemeinsam die Macht, die Disen heraufzubeschwören. Sie sind die einzigen, die die Keren aufhalten können – von Beginn der Zeit an.«
»Aber wie konnte – nein kann – Darians Vater die Keren beschwören? Der Zauber hierfür ist doch einzig und allein im Grimoire Lunaris beschrieben!« Ich stand hier, in einer uralten Vision, mit einem Gegenüber, das sich als Frau des Mondes bezeichnet. Ich hatte meinen Verstand wohl bei meinem Körper gelassen.
»Ich kann verstehen, dass es für dich unglaublich klingen mag. Doch du kennst nicht die ganze Geschichte deiner Welt. Lange bevor die
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