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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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Fünfzehnjährige auf offener Straße entführt, geht ein hohes Risiko ein. Also muss ein entsprechend starker Trieb …«
    »Daran habe ich schon gedacht«, unterbrach ihn Susanne. »Und bin in unseren Akten ein ganzes Jahrzehnt zurückgegangen. Nichts, was zu unserem Fall passen würde.«
    »Das Mädchen aus Düsseldorf-Wersten«, sagte der Staatsanwalt. »Wie lange ist das her?«
    »Fünfzehn Jahre. Sie war acht. Ich weiß nicht recht.«
    »Lisa Urban«, warf Dominik ein. »Sie war vierzehn.«
    »Eine Ausreißerin. Sie hat Ansichtskarten aus Holland verschickt.«
    »Oder jemand hat sie gezwungen, die Karten zu schreiben.«
    Ein Handy schrillte. Susanne Hachmeister angelte ihr Gerät aus der Jackentasche, klappte es auf und meldete sich. Nach wenigen Sekunden suchte sie Blickkontakt mit Dominik und dem Staatsanwalt.
    »Osnabrück«, erklärte sie und schaltete die Mithörfunktion ein.
    »… den ihr zur Fahndung ausgeschrieben habt. Ist uns bei einer Routinekontrolle ins Netz gegangen. Bin ich richtig bei Hachmeister?«
    »Korrekt.«
    »Was haben die Typen denn ausgefressen, dass sie gleich von drei Stellen gesucht werden? Ich habe hier noch die Kreispolizeibehörde Mettmann und eine Ela Bach in Düsseldorf.«
    »Das Auto wurde mutmaßlich bei mehreren Verbrechen benutzt. Was für Leute habt ihr geschnappt?«
    »Zwei junge Typen. Ein Student von hier und ein Hartzer aus Hamburg. Behaupten, sie hätten den Wagen nicht gestohlen, sondern gefunden. Wer’s glaubt, wird selig.«
    »Wir brauchen die Kerle und das Auto.«
    »Geht klar.«
    »Und zwar so schnell wie möglich. Wenn es stimmt, was wir glauben, dann halten die beiden ein Mädchen gefangen, und wir wollen nicht, dass uns die Kleine stirbt.«
    Falls sie überhaupt noch lebt, dachte Dominik.
60.
    Die Würste trieften vor Fett und waren zum Teil verkohlt, aber Mierscheid konnte nicht anders, er hatte Hunger. Der offizielle Teil lag hinter ihm: Händeschütteln, in Kameras lächeln, eine kleine Ansprache.
    Das herrliche Wetter hatte Senioren und Sympathisanten seiner Partei auf den Parkplatz hinter dem Laden des Ortsvereins gelockt, die Bänke an den Brauereitischen waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Frauen waren in der Mehrzahl. Omis, korrigierte sich Mierscheid. Einige hatten Enkelkinder mitgebracht, die kreischend um die Tische wetzten. Zwischen den Bäumen hingen bunte Glühbirnen und CDU-Fähnchen.
    »Fiesta Mexicana«, schepperte es aus den Lautsprechern.
    Der Ortsvorsitzende tunkte einen Finger in sein Schnapsglas und tupfte sich ein paar Tropfen rechts und links hinters Ohr. »Damit mir meine Frau glaubt, wo ich gewesen bin.«
    Zwei Seniorinnen wieherten vor Lachen. Mierscheid verdrehte die Augen.
    Sein Teller war leer. Gerlinde, seine Wahlkreismitarbeiterin, griff danach und schubste ihm den Ellbogen in die Seite. »Nachschub?«, wollte sie wissen. »Wurst oder Steak?«
    »Was weniger dick macht.«
    Gerlinde lachte und ging für ihn zum Grill.
    Mierscheids Handy klingelte. Er wischte sich die Finger an der Serviette ab und spuckte ein zähes Stück Wurstpelle ins Papier.
    »Juanita, schenk mir noch mal ein!«, schmetterte Rex Gildo.
    Mierscheid nahm das Gespräch an: Paschke, sein Kollege aus der Bundestagsfraktion. Mierscheid verstand ihn nicht sofort. Er lief ein paar Schritte, um Abstand zwischen sich und die Lautsprecherboxen zu bekommen.
    »Was hast du gesagt?«
    »Du wolltest mich doch zurückrufen.«
    »Sorry, um was geht’s denn?«
    »Wir haben es jetzt beim Bundespräsidenten versucht, doch der will sich nicht einmischen.«
    Mierscheid erinnerte sich. Die Atomdiskussion. Die Kanzlerin machte auf Öko und die Lobby brachte ihre Geschütze gegen sie in Stellung. Klar, dass sich der Bundespräsident nicht vor Paschkes Karren spannen ließ. Der Mann stand selbst unter Beschuss. Irgendein blöder Satz zu Afghanistan kostete ihn Sympathien.
    »Und jetzt?«
    »Hör mal, Lothar, hast du einen Draht zu Helmut Schmidt? Ein Wort des Altkanzlers zur Bedeutung der Kernenergie und die Stimmung ist am Kippen, was meinst du?«
    »Erstens weiß ich nicht, ob Schmidt sich dafür hergibt, und zweitens: Du kämpfst doch in erster Linie um eine Mehrheit in unserer Partei, oder?«
    »Klar.«
    »Dann nimm unseren Altkanzler.«
    »Kohl? Der macht das erst recht nicht. Der Alte ist nicht einmal zum Empfang anlässlich des zwanzigsten Mauerfall-Jubiläums gekommen, bloß weil ihm die Regierung keine Maschine der Flugbereitschaft schicken wollte.«
    »Ich weiß

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