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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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schloss auf und fand den Lichtschalter. Eine Energiesparlampe baumelte von der Decke, kaltes Licht flackerte. Dominik sah sich um. Kein Schrank, kein verstecktes Kabuff. Mandy schnüffelte in jede Ecke und lief rastlos hin und her, als suche sie ihr Lieblingsspielzeug. Dominik öffnete den Geländewagen. Der Hund sprang hinein und nach Sekunden wieder hinaus.
    Nichts.
    Auf den weißen Golf würde Mandy anders reagieren, spekulierte Dominik.
    Im Haus teilten sie sich auf. Dominik übernahm den Keller. Er fand den Schlüssel für die Tür, die ihm am Nachmittag versperrt geblieben war.
    Dominik betrat einen warmen, engen Raum. Er duckte sich unter Rohre und Leitungen. Heizölgeruch schlug ihm entgegen. Das deutlich vernehmbare Ticken stammte vom Brenner oder einer Zeitschaltuhr. Hinter dem Tank ging es nicht weiter. Dominik musste sich eingestehen, dass es hier kein Versteck gab und er sich sein Sweatshirt vergebens schmutzig gemacht hatte.
    Im Fitnessraum schob er die Geräte zur Seite und rollte den Teppich auf. Keine verborgene Falltür. Im Raum nebenan wuchtete er die Regale von der Wand. Im dritten Kabuff lugte er in alle Schränke und klopfte die Wände ab – kein Hohlraum, kein Verlies.
    Mandy kam hinzu, gefolgt von ihrem Herrchen. Wenn der Hund nur flüchtig schnupperte, deutete der Uniformierte auf die jeweilige Stelle und Mandy wiederholte die Suche.
    »Wollen wir ihr den Pyjama noch einmal zu schnüffeln geben?«, fragte Dominik.
    »Nicht nötig.« Der Uniformierte tätschelte das Tier. »Hast ein feines Näschen, nicht wahr Mandy? Und ein gutes Gedächtnis dazu!«
    Der Hund schlug nicht an, der Keller war sauber.
    Zuletzt knöpften sie sich den Garten vor. Fünf Taschenlampen, sechs Beamte und ein Vierbeiner. Sie durchstreiften das Areal, öffneten die Kiste, die im Winter zur Aufbewahrung der Gartenmöbel diente, stellten den Geräteschuppen auf den Kopf.
    Dominik leuchtete in den Zwinger. Hellers Köter bellte heiser und warf sich gegen den Maschendraht. Ein schwarzes Muskelpaket, von dessen Maul Speichel tropfte. Der Boden des Käfigs bestand aus blanker Erde.
    »Leonie ist nicht hier«, stellte Susanne fest.
    »Nie hier gewesen«, versicherte Mandys Herrchen.
    Der Staatsanwalt schüttelte den Kopf. »Ich hab’s befürchtet.«
    Die zwei Kollegen der Haaner Wache verabschiedeten sich.
    Dominik gab Uwe Heller den Schlüsselbund zurück.
    »Und, kein Wort der Entschuldigung?«
    Zu verärgert, um angemessen auf den Mann eingehen zu können, wandte sich Dominik ab. Er kramte sein Handy hervor. Ohne ein Glas Wein würde er heute nicht einschlafen können, auch wenn die letzte Nacht noch so kurz gewesen war. Und allein wollte er nicht in die Kneipe.
    Hanna, dachte er und wählte ihre Nummer. Vielleicht ging es ihr ähnlich.
    Während Dominik den Omega zurück zur Autobahn steuerte, rief Susanne den Kollegen an, der im Präsidium das Telefon hütete und dessen Durchwahlnummer über die Medien verbreitet wurde.
    »Nichts als Wichtigtuer, keine wirklichen Zeugen bislang«, fasste sie zusammen, als sie ihr Handy zusammenklappte.
    Schweigen im Wagen, als sie die Autobahn erreichten. Dominik trat das Gaspedal durch. Für ein paar Momente bot sich ihm der Blick, der in ihm ein seltenes Heimatgefühl auslöste: Die Landschaft senkte sich sanft zum Rhein hinab, über allem lag die blaue Dämmerung, die Stadt verschwamm im Dunst. Vor dem noch hellen Horizont hoben sich die Schornsteine der Henkelwerke ab, die Pylone der Fleher Brücke, rechts davon erahnte Dominik den Rheinturm. Kondensstreifen reflektierten den ins Rote gebrochenen Rest von Sonnenlicht. Weit im Westen türmten sich die Wolken aus Dampf und Rauch, die am Rand des Braunkohletagebaus den Standort der drei großen Kraftwerke markierten.
    Dann erreichte der Wagen die Ebene und um sie herum gab es nur noch Fahrzeuge und ihre vielen Lichter, Ab- und Auffahrten, Werbeschilder am Rand der Autobahn und den Schlund des Werstener Tunnels, der auf sie zuraste und sie verschluckte.
    Auf dem Rücksitz räusperte sich Staatsanwalt Waldheim. »Vielleicht war es falsch, die Medien einzubinden.«
    »Warum?«, fragte Dominik.
    »Der Druck ist enorm. Die Erwartung der Angehörigen. Wir brauchen Ergebnisse. Was werden Ihre nächsten Schritte sein?«
    »Vergleichbare Fälle. Wir sollten die noch offenen Vermisstensachen der letzten Jahre durchforsten. Vielleicht bringen die uns auf eine Spur.«
    »Sie glauben an einen Serientäter?«, fragte Waldheim.
    »Wer eine

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