Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
uns, die lassen sich zu leicht nachverfolgen. Damit könnten wir Schwierigkeiten bekommen.“
„Die bekommen Sie doch schon mit diesem Telefonat!“, antwortete Stein.
„Sie halten uns wohl für Amateure, Stein. Das ist eine abhörsichere Leitung.“
„Das ist meine Bedingung, steigen Sie darauf ein oder auch nicht. Ist mir vollkommen egal!“ David machte eine taktische Pause, dann setzte er die Frist so eng wie möglich. „Sie haben genau zehn Sekunden für Ihre Entscheidung. Das gilt auch für die anderen Teilnehmer an dieser Geheimkonferenz.“
David wusste natürlich, dass Müller das nicht alleine entscheiden konnte und deshalb nicht alleine mit ihm telefonierte, sondern sicher auch sein Vorgesetzter und andere Agenten das Gespräch mithörten.
„Ich kann Ihnen eine Million Dollar anbieten“, meldete sich Müller wieder. „Diese Summe haben wir für derartige Fälle bei uns vorrätig. Es sind alles kleine Scheine, nicht durchnummeriert, es gibt auch keinen Sender. Deshalb ist das Geld nicht nachverfolgbar, es ist also sauberes Geld, das Sie allerdings bar abholen müssen.“
David brauchte keine Sekunde zum Überlegen. Noch am Morgen war es eine reine Phantasterei gewesen, als er zu Juan gesagt hatte, er werde die Tötungsstation kaufen und in ein Hundeasyl umwandeln. Jetzt wurde diese Idee plötzlich greifbare Realität, jetzt könnte er tatsächlich etwas für die armen Hunde bewirken.
„Die Operation läuft unter dem Codenamen ,Schwarzer Skorpion‘“, hörte er Müller. „Unsere Abmachung ist damit perfekt.“
„Einverstanden. Ich fliege nach Marrakesch und finde Henri Duprés, den Skorpion. Dann hören Sie wieder von mir und wir besprechen die weitere Vorgangsweise. Für eine Million Dollar übernehme ich die Operation ,Schwarzer Skorpion‘.“
4. Artà – Tapasbar von Sonja Hamsun
Tag 1, mittags
Ruth Mayer war eine deutsche Studentin, die in Artà in der Tapasbar von Sonja Hamsun als Serviererin arbeitete. Ihre Mutter stammte aus Pakistan, deshalb hatte Ruth auch einen etwas dunkleren Teint, der in einem reizvollen Kontrast zu ihren hellblonden Haaren stand. Überhaupt war sie eine sehr attraktive junge Frau mit einer herausfordernden Hakennase und einem durchtrainierten Körper. Mit ihren knapp dreißig Jahren war sie vielleicht schon ein wenig alt für eine Studentin, aber Ruth wollte das Leben genießen und hatte daher beschlossen, noch ein Semester sausen zu lassen und statt dem tristen Winter in Deutschland die Mandelblüte auf Mallorca in vollen Zügen zu genießen.
An diesem Tag hatte Sonja, die Freundin von David Stein, sie gebeten, ihren Fotoapparat aus Davids Finca zu holen, den sie dort vergessen hatte. Ruth wusste, dass David den Vormittag in Palma in der Tötungsstation verbringen würde und anschließend mit den dort ausgesuchten Hunden zu seinen Kunden fahren musste. Deshalb war sie auch ziemlich überrascht, als sie seine Stimme auf der Terrasse hörte. Lautlos schlich sie in das Haus, griff nach dem Fotoapparat und wollte sich ungesehen wieder davonmachen, als sie die letzten Worte hörte, die David in das Telefon sprach, ehe er die Verbindung trennte.
„Einverstanden. Ich fliege nach Marrakesch und finde Henri Duprés, den Skorpion. Dann hören Sie wieder von mir und wir besprechen die weitere Vorgangsweise. Für eine Million Dollar übernehme ich die Operation ,Schwarzer Skorpion‘.“
Wie angewurzelt blieb Ruth in der Diele stehen, umklammerte den Fotoapparat. Vor ihrem geistigen Auge tauchten die Bilder eines blendend weißen Hauses direkt an der Küste des Mittelmeers auf, wurden überlappt von schmutzigen arabischen Kindern, die auf einer Müllhalde spielten. Dann war Ruth auch schon wieder in der Realität. Lautlos huschte sie aus der Finca, schwang sich auf ihr Mountainbike und nahm eine steile Route, die nicht an dem Grundstück entlangführte. Während sie die steile Geröllstraße hinaufradelte, musste sie immer wieder an den letzten Satz von David Stein denken. „Für eine Million Dollar übernehme ich den Auftrag.“
Um ihre Nervosität abzubauen, nahm Ruth etliche Umwege, bis sie schließlich in der Hauptstraße von Artà ankam.
„Danke, dass du mir den Fotoapparat gebracht hast.“ Sonja lächelte freundlich und Ruth bewunderte sie für ihre Naivität. Sie hatte anscheinend keine Ahnung, was David wirklich machte. Aber diese Naivität hielt Sonja Hamsun auch jung. Mit ihren achtundvierzig Jahren sah sie aus wie Ende dreißig. Wie immer
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