Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
Pistolen in ihrem Hosenbund, strich sanft über die Waffen und ein Schauer jagte durch ihren Körper. Die Verwandlung war perfekt. Jetzt war sie wieder Leyla Khan, die Profikillerin auf der Jagd nach einer Million Dollar. Und nichts und niemand würde sie aufhalten, ihr Ziel zu erreichen.
12. Marrakesch – Riad in der Medina
Tag 2, abends
Stella Heisenberg hatte mit der Pistole auf Pierre gezielt und zweimal abgedrückt. Doch Stella hatte noch nie mit einer Pistole geschossen, deshalb verfehlten die Kugeln ihr Ziel und vor Angst und Panik konnte sie auch nicht mehr klar denken. Sie hatte die Pistole daher einfach weggeworfen und war laut schreiend zum Tor gelaufen, um hinaus in die Gasse zu flüchten.
Doch noch ehe sie das Tor erreicht hatte, stand Pierre schon neben ihr und sein plötzlicher Faustschlag traf sie völlig unvorbereitet. Blut schoss aus ihrer Nase und Stella stolperte zurück, im letzten Augenblick konnte sie sich noch an einer Säule festhalten. Sie hatte plötzlich kein Gefühl mehr in ihrer Nase und jeder Atemzug brannte wie Feuer, wahrscheinlich war ihre Nase gebrochen. Die Pistole lag jetzt außer Reichweite und Pierre machte sich auch nicht die Mühe, sie aufzuheben, er kickte sie einfach mit dem Fuß zur Seite und kam langsam näher, versetzte ihr nun einen Faustschlag in den Magen, der sie zusammenklappen ließ wie ein dünnes, abgeknicktes Blatt Papier im Wind.
„Warum Pierre? Warum nur?“, krächzte sie, doch mehr brachte sie nicht über ihre Lippen, denn Pierre versetzte ihr noch einen Tritt in den Magen und sie kotzte ihren Nachmittagssnack auf die bunten Fliesen des Innenhofs. Dann sah sie noch einmal die Faust auf sich niedersausen und ein letzter Blick in Pierres starre schwarze Augen zeigte ihr deutlich, dass sie kein Mitleid erhoffen durfte. Irgendwo in weiter Ferne hörte sie das wütende Bellen ihres Collies Sartre, den sie in ihrem Zimmer eingesperrt hatte, da Pierre Hunde nicht sonderlich mochte. Alleine das hätte ihr schon zu denken geben müssen. Aber dafür war es jetzt zu spät. Der Schlag löschte ihr Bewusstsein aus und die absolute Dunkelheit brach mit aller Gewalt über sie herein.
Als Stella wieder aus ihrer Ohnmacht erwachte und die Augen öffnete, hatte sich alles verändert. Der Schmerz in ihrem Kopf pochte und hämmerte und sie konnte den Mund nicht öffnen, da er mit einem Pflaster verklebt war. Panik kam langsam hoch, denn das Luftholen durch die gebrochene Nase war mit großen Schmerzen verbunden und immer wieder lief Blut aus ihrer Nase. Ihre Hände und Füße waren mit Paketklebeband gefesselt und die Dunkelheit wollte nicht weichen, sie konnte die Augen aufreißen, soviel sie wollte. Erst nach und nach realisierte Stella, dass sie in einem kratzigen Jutesack steckte, denn als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie vereinzelte Lichtstrahlen durch das grobmaschige Gewebe blitzen. Immer wieder wurde ihr Körper durchgeschüttelt und nach und nach stellte sie fest, dass sie auf der harten Ladefläche eines Lieferwagens lag.
Sie atmete langsam und versuchte, den stechenden Schmerz zu ignorieren, versuchte, die aufkommende Panik zu unterdrücken, versuchte, nicht zu hyperventilieren. Plötzlich hielt der Wagen an und Stella schlug unsanft gegen die Bordwand. Arabisches Stimmengewirr, Hupen und Geschrei, Benzingeruch und der Rauch von Wasserpfeifen lag in der Luft, das Knattern von Mopeds, das Lachen von Kindern. Unter Aufbietung all ihrer Kräfte bäumte sich Stella auf, versuchte, sich in dem Sack über die Bordwand zu rollen, wollte einfach aus dem Lieferwagen auf den Boden fallen, um dadurch Aufmerksamkeit zu erregen und sich zu retten. Würziger Tabakgeruch umhüllte sie, sie mussten also vor einem Kaffeehaus parken, direkt vor den Tischen mit den Wasserpfeifen, wo sich die Männer mit Rauchen und Brettspielen die Zeit vertrieben. Sie brauchte also nur ein kleines Lebenszeichen von sich zu geben, dann wäre sie gerettet. Aus billigen Lautsprechern dröhnte arabische Musik, sie kannte das Lied, es war von Cheb Khaled, ein Song, der ihr früher gut gefallen hatte, aber jetzt fand sie den übersteuerten Sound nur noch grauenhaft.
Stella keuchte unter dem Pflaster, die Luft wurde immer weniger und ihr Herz klopfte wie verrückt. Musik, Autolärm, Mopedgeknatter, Hupen und Blöken von Schafen schwollen in ihren Ohren zu einer unendlichen Symphonie des Grauens an und sie atmete immer hektischer, gab aber nicht nach, versuchte sich halb
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