Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
schwarz.
„Wann war das?“, fragte David, ließ aber den Eingang des Cafés nicht aus den Augen.
„Vor ungefähr zehn Minuten“, antwortete Robyn. „Es war das einzige Handygespräch und da habe ich einfach kombiniert.“
„Sie sind ein echtes Genie, Robyn!“, machte ihr David ein Kompliment. „In diesem Zeitraum hat im Café nur der Araber in der schwarzen Trainingsjacke telefoniert. Soweit ich das natürlich von meiner Position aus beurteilen kann. Aber es ist einen Versuch wert“, setzte er hinzu.
„Stein, Sie brauchen mir keine Komplimente zu machen. Es ist mein Job, Ihnen behilflich zu sein“, antwortete Robyn mit völlig emotionsloser Stimme.
„Mit welchem Haus in der Medina hat er telefoniert?“, fragte David. War es tatsächlich so einfach, seinen früheren Kameraden Henri Duprés, den Skorpion, aufzuspüren? War die Operation „Schwarzer Skorpion“ damit fast beendet und er um viel Geld reicher? David glaubte nicht so recht daran, aus seiner Erfahrung wusste er, dass selbst einfache Operationen immer eine unvorhergesehene und gefährliche Wendung nehmen konnten.
„Das Haus konnten wir noch nicht genau definieren, Stein. Wir haben das Signal aber immerhin auf fünf Häuser eingrenzen können und arbeiten uns über die Besitzer weiter vor.“
„Okay, Robyn. Ich glaube, in dem Café tut sich was!“, unterbrach sie David und beendete ihr Gespräch. Im „Café de Berbès“ trat gerade der Araber aus der Tür, blickte nach links und rechts, ehe er die belebte Straße entlangging. Sein Blouson hatte er wieder ausgezogen und trug es lässig über der Schulter. So konnte ihn David mühelos im Auge behalten, als er auf der anderen Straßenseite die Verfolgung aufnahm.
In dem allgemeinen Lärm, der sich mit der arabischen Musik von Cheb Khaled aus den billigen Boxen, den scheppernden Mopeds, hupenden Autos und schreienden Kindern zu einer einzigen großen Soundwelle verschmolzen hatte, hatte David nicht mitgekriegt, dass hinter seinem Rücken auch der Fahrer des Lieferwagens mit einem zweiten bärtigen Mann aus dem „Café des Berbès“ gekommen war, sich mitten auf die Straße stellte und aufmerksam David hinterhersah. Dann drehte sich der Fahrer um und ein dünnes Lächeln umspielte seine Lippen. Nachdenklich ging er zurück zu seinem Lieferwagen, gab dem zweiten Mann ein Zeichen und beide stiegen schnell in den Wagen. In der Fahrerkabine, deren Wände mit orientalischen Teppichen ausgekleidet waren, beugte sich der Fahrer zum Nebensitz, öffnete das zerbeulte Handschuhfach und vergewisserte sich, dass seine Pistole mit dem Schalldämpfer noch zwischen den zerfledderten Straßenkarten lag. Er entsicherte die Waffe, legte sie vorsichtig auf seinen Schoß und starrte mit seinen tief liegenden schwarzen Augen in die Dunkelheit. Dann startete er den Lieferwagen und folgte David Stein.
14. Marrakesch – Industriegebiet
Tag 3, abends
Stella Heisenberg erwachte aus ihrer Ohnmacht und es war still um sie herum. Ihre Arme waren noch immer gefesselt und auch das Klebeband auf ihrem Mund war nicht entfernt worden. Ihre Nase schmerzte zwar noch immer, hatte aber aufgehört zu bluten. Aber man hatte sie aus dem Sack geholt und auf einen Stuhl gesetzt. Mit den Unterschenkeln hatte man sie an die Stuhlbeine gefesselt, und zwar so fest, dass in ihren Füßen schon fast kein Gefühl mehr war. Sie riss die Augen auf und wieder war die Welt um sie herum schwarz. Doch diesmal war es eine enge, dunkle Welt, die sich über ihr Gesicht gelegt hatte, und auf ihren Wangen juckte es, was sie fast wahnsinnig machte. Man hatte ihr einen dunklen Stoffsack über den Kopf gestülpt und dieses kratzige Tuch war so eng anliegend, dass die Panik sofort wieder mit aller Gewalt durchbrach und sie den Kopf wie verrückt hin und her bewegte, um den Stoffsack abzuschütteln, was ihr natürlich nicht gelang.
Irgendwo weit hinten quietschte eine Tür in den rostigen Scharnieren, als sie geöffnet wurde, und schwere Männerschritte kamen langsam näher. Jetzt roch sie wieder Zigaretten, Schweiß und Motoröl, hörte vor sich langsames, entspanntes Atmen, wusste, dass sie lange und ausgiebig betrachtet wurde. Sie versuchte ganz flach zu atmen, um sich ihre Panik auf gar keinen Fall anmerken zu lassen, versuchte stark zu sein, so wie ihr das ihr Vater beigebracht hatte, aber es ging nicht und sie brach in Tränen aus.
Das alles schien den Mann vor ihr nicht weiter zu beeindrucken, sie hörte ein Scharren, als er sich
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