Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
keinen klaren Gedanken fassen. Sein viel gerühmter analytischer Verstand war ins Stocken geraten, denn immer, wenn er sich eine Strategie zurechtgelegt hatte, tauchte das Bild der Kiste wieder auf und die panischen Augen seiner Tochter Stella, der er nicht helfen konnte.
Sein ganzer Kooperationswille war schlagartig weg, das Gefasel der Agenten vom Bundesnachrichtendienst, die ihn ständig an seine Vaterlandspflicht erinnerten und versuchten, ihn moralisch unter Druck zu setzen. Denn wenn er jetzt an die todgeweihten Augen seiner Tochter Stella dachte, dann gab es für ihn nur noch eines: Auf jede Forderung der Entführer einzugehen und seinen Hightech-Sprengstoff zu übergeben, wenn dafür das Leben seiner Tochter gerettet würde. Als er diese Entscheidung getroffen hatte, fühlte sich Heisenberg plötzlich mit einer aggressiven Energie aufgeladen. Natürlich ahnte er, dass man ihn beschatten würde, aber er würde schon Mittel und Wege finden, um seine Verfolger abzuschütteln. Er wusste, dass er das Richtige tat, auch wenn es in den Augen der Geheimdienste das Falsche war. Seine Tochter Stella war wichtiger als das Verhindern möglicher Attentate, jetzt handelte er nur als Vater.
26. München – sicheres Haus
Tag 5, vormittags
„Heisenberg hat mit seinem Handy telefoniert, meldet einer der Schatten“, sagte Robyn und zeigte das entsprechende Video einer Überwachungskamera in einem überlaufenen Einkaufszentrum.
„Warum bekommen wir das Gespräch nicht auf unseren Monitor?“, brüllte Marius Müller, den ansonsten nichts aus der Ruhe bringen konnte. „Wir haben die teuerste und modernste Software und dann überlistet uns dieser Kerl mit einem billigen Plastikhandy.“
„Jemand muss ihm das Handy zugesteckt haben, es ist ein Prepaid-Handy“, sagte Robyn, als sie das Überwachungsvideo analysiert hatte. „Der Anruf an Heisenberg kam aus einer öffentlichen Telefonzelle im Einkaufszentrum.“ Robyn aktivierte einen weiteren Bildschirm und jetzt war die Überwachungskamera des Haupteingangs zu sehen.
„Bekommen wir die Telefonzelle auch ins Bild?“, fragte Müller, doch Robyn zuckte nur mit den Schultern und hämmerte in ihren Tablet-Computer. Wie immer saß sie mit verknoteten Beinen auf ihrem Stuhl und wippte vor und zurück.
Ein langer Gang tauchte auf dem Bildschirm auf.
„Dort im Hintergrund ist die Telefonzelle. Ich kann leider nicht näher heran und das Bild ist auch ziemlich unscharf.“
Robyn stoppte das Band bei der Uhrzeit, zu welcher der Anruf durch die Überwachungsbeamten registriert worden war. Das Einkaufszentrum war mit Menschen überfüllt, denn draußen hatte es zu schneien begonnen und alle Passanten flüchteten in das wärmende Shopping Center. Hinten bei den Telefonzellen sah man jetzt einen Mann in einem knielangen, altmodischen Anorak, der mit dem Gesicht zur Wand telefonierte. Das Bild war unscharf und der Anrufer nur schemenhaft zu erkennen.
„Geht’s nicht ein wenig schärfer?“ General Großkopf vom militärischen Abwehrdienst stellte sich ganz nahe an den Bildschirm, so als wollte er in das Bild hineinkriechen.
„Das könnte jeder beliebige Passant sein, der vormittags in das Einkaufszentrum geht“, meinte er dann und hatte bereits sichtlich das Interesse verloren. Nervös sah er auf seine Uhr.
„Ich habe in wenigen Minuten eine Besprechung. Informieren Sie mich über die weitere Vorgangsweise“, sagte er zu Müller und verschwand, ohne sich zu verabschieden.
Müller erhob sich, blieb jedoch mit den Händen in seinen Hosentaschen stehen und starrte auf die Bildschirme, über die noch immer die Videos der Überwachungskameras liefen.
„Haben Sie schon etwas von Stein gehört? Hat er das Mädchen gefunden? Es kann doch nicht so schwer sein, mit einem Hubschrauber dreizehn Industrieareale zu durchsuchen. Verdammt, warum dauert hier alles so lange?“
„Stein ist mit einem Hubschrauber mit einer Wärmebildkamera unterwegs, die in den verlassenen Arealen alle Aktivitäten von Lebewesen aufzeichnet. Aber es gibt durch wilde Tiere natürlich eine entsprechend hohe Fehlerquote.“
Robyn aktivierte einen neuen Bildschirm und man sah das Innere eines Militärhubschraubers. Stein trug einen Helm und war über Funk mit dem Piloten verbunden. Neben sich hatte er einen Hund mit hellen Augen sitzen, dem er den Nacken kraulte.
„Was ist das für ein Hund, Stein?“, fragte Müller und beugte sich nach vorn. „Wieso ist dieser Köter mit an Bord?“
„Das ist
Weitere Kostenlose Bücher