Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
Standardüberprüfung sein, Smith“, sagte David, „sondern reines Abklären ihrer Gewohnheiten. Ich habe das bei den Hunden gesehen, die ich trainiere. Für alles gibt es Rituale. Niemals würde ein Hund ein Ritual absichtlich oder ohne triftigen Grund aufgeben. Genauso ist es bei den meisten Menschen.“
David wandte sich an Robyn, die regungslos auf ihrem Stuhl kauerte und ihren Tablet-Computer fixierte.
„Robyn, checken Sie, ob die Pressesprecherin der Außenministerin auch in den anderen europäischen Städten einen Stadtbummel gemacht hat. Wenn ja, dann können wir sie von der Liste streichen. Wenn nein, nehmen wir sie genauer unter die Lupe. Vielleicht führt sie uns dann direkt zum Skorpion.“
33. Artà – Tapasbar von Sonja Hamsun
Tag 6, nachmittags
Der Mann hatte einen festgelegten Tagesablauf. Am Vormittag spazierte er die Straße hinauf zur Burg, blieb einige Zeit in der hübsch renovierten Anlage und genoss die Aussicht. Später setzte er sich in ein Internetcafé am Ortseingang von Artà, um dort zu surfen und zu warten, bis Sonja Hamsun ihre Tapasbar gegen mittags öffnete und einige Tische nach draußen auf die Straße stellte. Gemächlich schlenderte er dann die Straße hinunter zu ihrem Lokal und setzte sich an einen Tisch. Er aß immer eingelegte Sardellen und Fleischbällchen, studierte eine Computerzeitung und schien sich um nichts zu kümmern.
„Bist du mir auch nicht mehr böse, David?“ Sonja Hamsun drehte nervös an einem ihrer blonden Zöpfe, während sie David Stein am Handy diese Frage stellte. Natürlich bereute sie es, dass sie zu David gesagt hatte, sie würde seinen hässlichen dreibeinigen Hund umbringen. Aber das war ja nur geschehen, weil sie so entsetzlich eifersüchtig war.
„Ich habe die Hunde ordentlich gefüttert, mich dann noch eine halbe Stunde zu Sancho in den Zwinger gesetzt und ihm mit leiser Stimme gut zugeredet. Ganz wie du es mir beigebracht hast“, plapperte sie atemlos wie ein kleines Mädchen, das ihrem Papa den Tagesablauf schildert. „Mit Tiger bin ich dann auch noch eine Runde spazieren gegangen“, log sie weiter, ohne dass sich ihre Stimme veränderte.
„Das machst du toll“, hörte sie die Stimme von David, die ihr früher immer so gefallen hatte, die sie aber heute merkwürdig kalt ließ. An seinem Tonfall merkte sie, dass er nicht bei ihr, sondern mit anderen Dingen beschäftigt war. Mit einem jungen, hübschen Model beispielsweise. „Ich bin übrigens noch kurz in München, um in der Agentur die Fotos zu sichten und eventuell einige Korrekturen am Computer selbst durchzuführen.“
„Ich dachte, die Agentur ist in Berlin?“, fragte Sonja und wurde plötzlich hellhörig. „Du hast doch gesagt, dass es eine Berliner Agentur ist, für die du diesen Job erledigen musst.“
„Das stimmt auch, die Kreativagentur ist in Berlin und das Mediahandling findet in München statt“, kam es von David wie aus der Pistole geschossen.
„Ach so, ich dachte schon, du lügst mich an“, antwortete Sonja mit gepresster Stimme und musste sich beherrschen, nicht laut loszubrüllen.
„Sonja, ich muss jetzt Schluss machen. Also du weißt, Tiger bekommt nur morgens etwas Trockenfutter, ansonsten die Fleischabfälle aus deiner Bar.“
„Ich hab’s nicht vergessen“, seufzte Sonja. „Denkst du zur Abwechslung auch manchmal an mich?“
„Du bedeutest mir viel, Sonja“, antwortete David ausweichend. „Das weißt du doch!“
„Ich weiß, ich weiß! Ich habe mich damit abgefunden, dass du deine verdammten Hunde mehr liebst als mich!“, schrie sie patzig und legte auf.
Mit einem unterdrückten Wutschrei schlug sie beide Fäuste so heftig auf den Tisch, dass die Öl- und Essigkaraffen beinahe umfielen.
„Na, haben Sie Streit gehabt? Kann ich vielleicht etwas für Sie tun?“
Sonja schrak hoch und sah, dass ein Mann vor ihrem Tisch stand. Er hatte die Hände in die Taschen seiner Jeans gesteckt und trug seine Computerzeitung zusammengerollt unter dem Arm. Seine braunen Haare waren kurz geschnitten und er wirkte in seinem Jeansoutfit insgesamt ein wenig farblos, wenn nicht sein jungenhaftes Lächeln gewesen wäre, das sehr einnehmend war.
„Wie kommen Sie darauf, dass ich Streit hatte?“, fragte Sonja reflexartig und lehnte sich zurück.
„Darf ich?“, fragte der Mann und wartete die Antwort erst gar nicht ab, sondern setzte sich zu Sonja an den Tisch. „Sie haben ja ziemlich laut in Ihr Handy geschrien. Da konnte man jedes Wort
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