Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
mit Hunden war er es gewöhnt, auf die leisen Zwischentöne oder die Veränderungen im Verhalten zu reagieren, deshalb fragte er auch Robyn geradeheraus:
„Was ist passiert?“
„Der Skorpion ist im Besitz des SS3-Sprengstoffes von Heisenberg!“ Mehr konnte sie nicht dazu sagen, denn jetzt schob sich Marius Müller, der Leiter der „Abteilung“, in das Bild.
„Stein, Sie müssen sofort nach München kommen! Der Skorpion hat uns komplett an der Nase herumgeführt. Heisenberg hat ihm ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Sie seine Tochter befreit haben, den Sprengstoff übergeben und unsere Agenten sind um Sekunden zu spät vor Ort gewesen. Da war der Skorpion mitsamt dem Sprengstoff bereits verschwunden. Jetzt stehen alle hier Kopf.“
„Aber wie soll ich den Skorpion in München finden?“, gab David zu bedenken. „Unter diesen Umständen wäre es wohl besser, die Konferenz abzusagen, meinen Sie nicht?“
„Natürlich stimme ich Ihnen zu, Stein“, gab ihm Müller recht, „aber die Konferenz abzusagen wäre ein Eingeständnis unserer eigenen Unfähigkeit.“
„Wie ist also die weitere Vorgangsweise?“, fragte David und runzelte die Stirn. Die Operation „Schwarzer Skorpion“ wurde jetzt zu einem reinen Blindflug. Weder kannte man den aktuellen Aufenthaltsort des Skorpions in München, noch wusste man, wie das Attentat auf die Sicherheitskonferenz erfolgen könnte. Der CIA hatte zwar in enger Zusammenarbeit mit dem deutschen Bundesnachrichtendienst die Kontrollen rund um den Bayerischen Hof drastisch verschärft und schon jetzt, zwei Tage vor Beginn der Konferenz, das Gelände großräumig sperren lassen. Derzeit kam man nur mit Spezialausweisen in die Nähe des Tagungsortes. Alle diese Fakten referierte Müller im Stakkatostil herunter.
„Henri Duprés, der Skorpion, findet immer einen Weg, um in die Konferenz zu gelangen“, dämpfte Stein die aufgesetzte Euphorie von Müller. „Duprés war auch bei unseren Einsätzen der Kreativste. Er wählte immer einen Ansatz, den andere für unmöglich hielten oder überhaupt nicht bedachten. Duprés ist einzigartig.“
„Deshalb brauchen wir Sie auch hier vor Ort, Stein. Sie sind genauso einzigartig wie Duprés und vor allem: Sie sind der Einzige, der den Skorpion kennt und weiß, wie er tickt“, insistierte Müller und setzte nach einer Pause nach: „Denken Sie doch einfach an Ihr Honorar! Wir treffen uns noch heute Nacht in München!“
Damit war das Gespräch beendet und auf dem Monitor tauchte wieder Robyn auf.
„Stein, ein Privatjet wartet bereits auf Sie auf einem kleinen Privatflughafen bei Marrakesch. Nehmen Sie einen neutralen NATO-Hubschrauber zum Flughafen, damit wir keine Zeit verlieren. Alles Weitere erfahren Sie dann in München.“
31. München – Wohnung in der Innenstadt
Tag 6, vormittags
„Der Ex-Agent ist bereits in München eingetroffen!“, hörte Henri Duprés die Amerikanerin aus dem Lautsprecher eines Prepaid-Handys.
„Ich freue mich schon darauf, David Stein wiederzusehen!“ Das schwarze Blut, das Henri Duprés am Leben erhielt, begann schneller durch seine Venen zu fließen. „In Marrakesch war das Vergnügen ja nur kurz. Aber hier in München wird es der Wettkampf zweier ebenbürtiger Geister.“
„Warum willst du diesen David Stein unbedingt herausfordern? Er ist gefährlich!“, gab die Amerikanerin zu bedenken.
„Eben deshalb! Wir bewegen uns auf gleicher Augenhöhe. Das macht ja den Reiz des Zweikampfes aus“, sagte Henri Duprés, in dessen Adern das schwarze Skorpiongift heftig zu pulsieren begann. „Es ist wie der Zweikampf zweier Elemente. So wie David Stein habe auch ich mich aus meinem Beruf zurückgezogen. Stein hat als Hundeflüsterer die hellen Seiten des Lebens angenommen, ich als Schwarzer Skorpion die dunklen. Zwei Welten prallen hier aufeinander. Das ist angewandte Philosophie.“ Duprés lachte zynisch.
„Ich hoffe nur, du verlierst darüber dein eigentliches Ziel nicht aus den Augen!“, brachte ihn die Amerikanerin wieder auf seine Mission zurück. „Alle sind in heller Aufregung wegen des möglichen Attentats und kontrollieren jetzt sogar die Passanten in der U-Bahn.“
„Umso besser! Diese Informationsflut verstellt den Blick auf das Wesentliche. Es gibt davon einfach zu viel. Alles muss ausgewertet und analysiert werden. Das braucht seine Zeit und inzwischen ist meine Arbeit bereits beendet.“ Henri Duprés hielt das Handy fest an sein Ohr gepresst und spürte bereits, dass seine
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