Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
Verwandlung eingesetzt hatte. Die Verwandlung in den Schwarzen Skorpion.
„Aber meine Auftraggeber sind auch schon ein wenig nervös. Für sie hängt viel vom Gelingen des Attentats ab. Und natürlich auch für mich!“ Jetzt klang die Stimme der Amerikanerin gehetzt.
„Keine Angst!“, beruhigte er sie. „Ich bleibe wachsam und bewege mich außerhalb der Sperrzone. Es ist alles organisiert und wir müssen uns nur ein wenig in Geduld üben.“
„Sämtliche Straßenzüge rund um den Bayerischen Hof sind hermetisch abgeriegelt. Die Kaffeehäuser geschlossen. Du musst also noch vorsichtiger sein!“
„Ich weiß, ich habe soeben die Nachrichten gesehen“, erwiderte Henri Duprés gelangweilt, denn die Metamorphose erfasste jetzt auch sein Denken. Entweder … oder. Leben oder Tod. Für den Schwarzen Skorpion gab es keinen Mittelweg. „Ich weiß, dass die Möglichkeiten minimal sind. Doch gerade das macht die ganze Sache zu einer echten Herausforderung.“
„Du und deine Kämpfe!“, seufzte die Amerikanerin und ihre Stimme klang blechern durch den billigen Lautsprecher. „Wann hat das endlich ein Ende.“
„Morgen beginnt die Konferenz und damit biege auch ich in die Zielgerade ein und werde als Sieger gefeiert werden. Dann ist es vorbei und der Rachedurst des Skorpions ist gestillt.“
Henri Duprés ging durch das Wohnzimmer, trat ans Fenster und blickte hinaus in die verschneite Münchner City. Die Wolken hingen bleischwer über der Stadt und es war düster. Auf den Gehsteigen hasteten die Passanten mit eingezogenen Köpfen und hochgezogenen Schultern durch das Schneetreiben, es herrschte eine ausgesprochene Endzeitstimmung. Duprés krempelte sein Hemd hoch, fuhr mit den Fingerspitzen über seinen rechten Unterarm, der mit dem feinen Narbengitterwerk überzogen war. Er nahm seine Rasierklinge und ließ sie ganz sanft über seine Haut gleiten, die sich teilte wie das Meer, als Josef sein Volk nach Ägypten führte. Auch Henri Duprés, der sich jetzt mit dem schwarzen Blut, das aus der Wunde in das Waschbecken tropfte, wieder in den Schwarzen Skorpion verwandelte, war ein Erlöser.
Er würde sich selbst erlösen von der Rache, die ihn antrieb, von der Sucht nach Vergeltung für das, was man ihm angetan hatte.
„Bist du noch dran?“, hörte er die Stimme der Amerikanerin.
„Ja, ich bereite gerade alles vor“, antwortete er mit feierlicher Stimme. „Auch du solltest dich jetzt vorbereiten!“
„Pass auf dich auf!“, sagte die Amerikanerin zum Abschied, dann trennte sie die Verbindung und ließ den Skorpion mit seinen Alpträumen alleine zurück.
„Pass auf dich auf“, wiederholte er leise die Worte der Amerikanerin. Ja, vielleicht sollte er wirklich mit der Amerikanerin ein anderes Leben führen. Weit weg von diesen schwarzen Gedanken, weit weg von Skorpionen und dem schwarzen Blut. Das wäre zu überlegen, aber zunächst galt es, den Feind zu vernichten.
32. München – sicheres Haus
Tag 6, vormittags
„Die Konferenz beginnt schon morgen und es gibt überhaupt keinen einzigen Hinweis darauf, wie oder wo der Anschlag erfolgen soll.“
David Stein stand in der sicheren Wohnung der „Abteilung“ in München und betrachtete die Videos der Überwachungskameras, die das Gebiet rund um den Bayerischen Hof in allen erdenklichen Perspektiven zeigten.
„Was ist mit Heisenberg? Zeigt er sich kooperativ? Schließlich haben wir ja seine Tochter befreit!“ General Großkopf vom militärischen Abwehrdienst klopfte wütend mit der Hand auf den Besprechungstisch.
„Heisenberg sagt, er werde auch weiterhin von dem Skorpion bedroht“, antwortete Müller.
„Blödsinn!“, fuhr ihn Großkopf an.
„Wie auch immer, seine Anwälte schirmen ihn ab. Da ist nichts zu machen. Wir müssen also den Skorpion fassen.“
Eine Gruppe von Pazifisten hatte sich vor dem Bayerischen Hof versammelt und schwenkte Transparente, auf denen die Kriegspolitik der USA und ihrer Verbündeten heftig kritisiert wurde.
„Der Skorpion wird nicht so dumm sein und sich direkt vor unseren Kameras herumtreiben.“ Degen, der Direktor des BND, schüttelte missbilligend den Kopf. Der CIA-Agent Smith schwieg und sah abwartend zu David.
„Genau das will ich Ihnen doch klarmachen, Degen.“ David wies auf einen Mann mit schwarzen Haaren und feurigem Blick, der sich mit zwei Polizisten gerade ein Schreiduell lieferte. „Dieser Junge könnte durchaus jemand aus dem Team des Skorpions sein, der ein Ablenkungsmanöver inszeniert.
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