Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
Fieber etwas ausplaudern. Und er hatte tatsächlich phantasiert. Allerdings ging es dabei um Vietnam und um Personen, die sie nicht kannte. Und um Margaret. Einen ganzen Abend lang hatte er immer wieder gesagt: »Jergens, du hattest recht.«
    Sie wußte nicht, ob er noch bei Verstand war, sie wußte nur, daß ihr bis zum Anschlag noch zwölf Tage blieben. Wenn sie ihn retten konnte, war sie dazu bereit. Falls nicht - nun, sterben mußte er so oder so. Der eine Tod war nicht schlimmer als der andere.
    Sie wußte, daß Fasil es eilig hatte. Aber Eile war gefährlich. Falls Lander nicht fliegen konnte, und falls Fasils Alternativplan ihr mißfiel, wollte sie Fasil ausschalten. Die Bombe war zu wertvoll, man durfte sie nicht bei einer überstürzten Operation verschwenden. Jedenfalls war die Bombe wertvoller als Fasil. Sie würde ihm nie verzeihen, daß er sich auf dem Flugfeld in New Orleans hatte drücken wollen. Dabei war seine Feigheit keineswegs einem plötzlichen Versagen der Nerven zuzuschreiben, wie es bei dem Japaner der Fall gewesen war, den sie vor dem Anschlag auf den Flughafen Lod erschossen hatte. Der Grund war vielmehr sein persönlicher Ehrgeiz, und das war viel verwerflicher.
    »Du schaffst es, Michael«, flüsterte sie. »Streng dich ganz fest an.«
    Früh am Morgen des 1. Januar schwärmten Polizisten und 268 Agenten des FBI zu den Flughäfen rings um New Orleans aus
- Houma, Thibodaux, Slidell, Hammond, Greater St. Tammany, Gulfport, Stennis International und Bogalusa. Den ganzen Vormittag über trafen ihre Berichte nach und nach ein. Niemand hatte Fasil oder die Frau gesehen.
    Corley, Kabakov und Moschevsky hatten den International Airport und den Lakefront Airport in New Orleans übernommen - ohne Resultat. Bedrückt fuhren sie in die Stadt zurück. Corley wurde auf Anfrage per Funk mitgeteilt, daß keine einzige Paßkontrollstelle etwas zu berichten hatte, auch Interpol nicht. Von dem libyschen Piloten nirgendwo eine Spur.
    »Weiß der Teufel, wo der Kerl steckt«, sagte Corley und trat auf den Gashebel.
Kabakov starrte mürrisch aus dem Fenster. Nur Moschevsky war die Ruhe selbst. Statt zeitig schlafen zu gehen war er am Vorabend im Hotsy-Totsy Club in der Bourbon Street gewesen. Jetzt schlief er auf dem Rücksitz.
Eben waren sie Richtung Bundesgericht in die Poydras Street abgebogen, da rauschte vor ihnen - wie ein riesiger Vogel aus der Deckung - der Hubschrauber hinter den Häusern in die Höhe und schwebte gleich darauf über dem neuen Stadion, unter sich eine schwere, würfelförmige Last.
»He, he, he, he, he, David«, sagte Corley und beugte sich dicht über das Steuerrad. Er blickte schräg nach oben und trat auf die Bremse. Hinter ihnen hupte jemand wütend, überholte rechts und man sah den Fahrer zornig gestikulieren.
Kabakovs Herz schlug schneller, als er den Hubschrauber sah. Er wußte, für das Attentat war es noch zu früh, und er erkannte auch, daß der Hubschrauber ein Maschinenteil beförderte, doch das Bild stimmte mit seiner Vorstellung von dem, was zu erwarten war, erstaunlich überein.
Der Landeplatz befand sich auf der Ostseite des SuperdomeStadions. Corley parkte hundert Schritt entfernt neben einem Stapel von Trägern.
»Falls Fasil diese Gegend beobachtet, darf er Sie nicht erkennen«, sagte Corley. »Ich besorge uns ein paar Schutzhelme.« Er ging zur Baustelle hinüber und kam gleich darauf mit drei gelben Plastikhelmen samt Schutzbrillen zurück.
»Nehmen Sie das Fernglas, und gehen Sie aufs Dach. Beobachten Sie durch die Lücke dort den Landeplatz«, sagte Kabakov zu Moschevsky. »Bleiben Sie im Schatten, und beobachten Sie die Fenster der Häuser gegenüber, überhaupt jeden erhöhten Punkt und den Umkreis des Ladeplatzes.«
Moschevsky war schon unterwegs.
Die Arbeiter hatten bereits eine neue Ladung zum Landeplatz gerollt, und der Helikopter kam leicht wackelnd herunter, um sie aufzunehmen. Kabakov ging in die Baubude am Rande des Landeplatzes und beobachtete durchs Fenster. Der Lademeister schützte mit der Hand die Augen vor der Sonne und sprach in ein Funkgerät, als Corley auf ihn zukam.
»Lassen Sie bitte den Helikopter herunterkommen«, sagte Corley und hielt seine Dienstmarke so, daß nur der Lademeister sie sehen konnte. Der Mann warf einen Blick auf die Marke und sah dann Corley an.
»Was ist denn?«
»Bitten Sie den Piloten zu landen.«
Der Lademeister sprach in sein Gerät und brüllte den Arbeitern etwas zu. Die mächtige Kühlpumpe wurde vom Platz

Weitere Kostenlose Bücher